Mister And Mississippi - Mirage
V2 / H'Art
VÖ: 07.04.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: Fehlt noch
Klassenziel erreicht
Was lernt man eigentlich an der Popakademie? Vormittags "Die coolsten Posen beim Instrumentalsolo" und "Autogramme schreiben für Anfänger", nachmittags "Verhandeln mit skrupellosen Plattenbossen" und "Grundlagen der Fotografie für den Instagram-Account"? Und am Wochenende das Blockseminar "Erholsam schlafen in klapprigen Tourbussen"? Fest steht: Wie jede Schule kann sie wohl nur begrenzt auf die harte Realität vorbereiten, die den zukünftigen Musiker da draußen erwartet, egal, wie gut man in Tests und Klausuren abgeschnitten hat. Es gibt berechtigte Zweifel daran, ob man das Popstar-Sein sein überhaupt lernen kann. Immerhin lassen sich die wichtigsten Fähigkeiten, nämlich Kreativität und Innovation, relativ schwer in einem Klassenzimmer unterrichten.
Mister And Mississippi müssen wohl ziemliche Streber gewesen sein. Sie drückten zusammen die Schulbank der Herman Brood Akademie im niederländischen Utrecht und erhielten Glanznoten für die Songs, die in einem Songwriting-Kurs zustande kamen. Dadurch ermutigt nahm das Quartett gleich ihre erste Platte auf, die sich in den niederländischen Charts erstaunlich gut schlug. Mit zwei netten und unspektakulären Indie-Folk-Alben schloss die Band die Elementarstufe der Ausbildung zum Berufsmusiker ab. Aber da geht doch noch mehr? Mit ihrem neuen Album wollen Mister And Mississippi ganz offensichtlich in die nächsthöhere Klasse aufsteigen, nunmehr als Autodidakten. Dafür haben sie die New-Wave- und Elecropop-Lehrwerke der Achtzigerjahre gewälzt.
Besonders in den Fächern Bass und Schlagwerk haben die Bandmitglieder erstaunliche Fortschritte erzielt und demonstrieren dies nun ausgiebig. Der Opener "Wolfpack" kombiniert routiniert metallene Basslines mit einer Elektropop-Melodie. In "Lush looms" folgt auf eine wabernde, undefinierte Strophe ein erstaunlich knackiger Refrain. In "The repetition of being alone" zeichnen zitternde Streicher eine sehnsuchtsvolle Szenerie, in die eine zuversichtliche Melodie eingebettet wird, die trotz häufiger Tonartwechsel wie aus einem Guss wirkt. Der Titeltrack wartet mit knarrigen Rockgitarren auf, "HAL9000" zieht mit seiner intuitiven Bassline in den Bann, bei der man sich schon mal fragt, ob Mister And Mississippi da nicht bei Balthazar ins Heft gespickt haben. Naja, auch Musterschüler brauchen ab und zu Hilfe.
Im Laufe des Albums treten melodiöse Elemente immer mehr in den Hintergrund. Vergessen sind die Tage unbeschwerter Songwriter-Direktheit. Hier wirkt die Stimme von Sängerin Maxime Barlang entfernt und verschleiert, wie durch eine Nebelwand. Stattdessen wird beherzt von Synthie-Klängen Gebrauch gemacht. Das zweiteilige "Interstellar love" klingt wirklich ein wenig galaktisch: Mit viel Hall und funkelnden Synthie-Schallwellen. Manchmal bringen Mister und Mississippi hier schon den Mut auf, gewohnte Song-Schemata aufzubrechen und musikalischen Einfällen nachzugehen, ohne sie zwangsweise zu Ende zu führen. Dafür bekommen sie ein Sternchen ins Heft gemalt. Man darf gespannt sein, wie weit die vier in der Musikschule des Lebens noch aufsteigen.
Highlights
- Lush looms
- HAL9000
- Interstellar love part II
Tracklist
- Wolfpack
- Lush looms
- The repetition of being alone
- Mirage
- HAL9000
- Pulsar
- Vices/Virtues
- Interstellar love part I
- Interstellar love part II
- Replicants
Gesamtspielzeit: 39:15 min.
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HAL9000 |
2017-04-19 04:51:03 Uhr
I Am Sorry Dave, I'm afraid I Can't do that |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27171 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-04-12 17:49:34 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Balthazar; The Van Jets; Beach House; dEUS; Triggerfinger; Millionaire; Mintzkov; Absynthe Minded; Mighty Oaks; Bon Iver; Fleet Foxes; Crosby, Stills, Nash & Young; Joy Division; The Cure
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- Mister And Mississippi - Mirage (2 Beiträge / Letzter am 19.04.2017 - 04:51 Uhr)