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Brothers Of Santa Claus - Not ok

Brothers Of Santa Claus- Not ok

Jazzhaus / In-Akustik
VÖ: 07.04.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Mucker from Germany

Hätten Sie es gewusst? Die Bezeichnung "Made in Germany" sollte den britischen Verbraucher ursprünglich einmal vor verpfuschter Importware der Produkt piratisierenden Deutschen warnen. Diese Scharlatane hatten nämlich keinerlei Skrupel, die friedliebenden Inselbewohner mit als A-Ware deklarierter B-Ware zu behumpen. Erst im Laufe der Zeit entwickelten sich die preußischen Erzeugnisse vom Saulus zum Paulus. Was zur Folge hatte, dass aus dem hässlichen Entlein "Made in Germany", der vielgerühmte, in Deutschland produzierte Schwan wurde. In der Musikwelt lässt diese Metamorphose indes bis auf ein paar Ausnahmen noch auf sich warten. Wenn einer Band aus hiesigen Landen heute attestiert wird, sie klinge deutsch, ist das in der Regel kein Siegel für eine schillernde Musikfarbe, sondern eher eine Deklassierung zum Provinzmusiker – "Mucker from Germany" statt "Made in Germany". Gut, dass Brothers Of Santa Claus so überhaupt nicht nach Bonn, Buxtehude oder Bramfeld klingen. Die Freiburger spielen auf ihrem zweiten Longplayer "Not ok" dermaßen versiert auf, dass es doch mit dem Teufel oder höchstens noch den Trumpschen Schutzzöllen zugehen müsste, wenn aus dieser Band kein Exportschlager werden würde.

Angesiedelt im Bereich Pop mit federnden Ausfallschritten Richtung Rock, weiß das Produktportfolio vom ersten Song an zu überzeugen. "Figure it out" startet ebenso minimalistisch wie auch betörend. Sänger Maximilian Bischofberger schickt seine honigweiche Stimme auf einen sehnsuchtsvollen Trip durch den Sommerregen. Beeindruckend, wie mühelos sich Brothers Of Santa Claus durch die Stimmungen Melancholie und Aufbruch spielen. Die Musik duftet nach Frühling vorm Balkon und perlt durch die zufrieden schnurrenden Boxen-Membrane. "Hold my hand" macht da weiter, wo der Album-Opener aufgehört hat: Ein effizient arbeitender Beat macht den Support, ehe der Haupact jauchzend über die Bühne wirbelt. Bischofberger erinnert dabei nicht selten an einen optimistisch gestimmten Jeff Buckley – wenn das überhaupt geht. Die Gitarre knabbert passend zum musikalischen Liebesspiel mal stürmisch fordernd, mal zärtlich zupfend am Ohr des Hörers, bis die Gänsehaut auch den letzten Quadratzentimeter Haut okkupiert hat.

In der Instrumentierung agieren die Süddeutschen niemals zu opulent, jedoch immer angemessen üppig. Die Verzerrung wird wirklich nur dann aus dem Effekt-Gerät hervorgezerrt, wenn es auch absolut notwendig ist. Und bei "Stay away" gönnen sich Brothers Of Santa Claus sogar einmal eine Art von dezentem Autotune-Effekt. Unerwartet, aber passt. Insgesamt punktet die Produktion mit einer entrückten Stimmung zwischen Distanz und Nähe, Wehmut und Wut oder auch Manu Chao und bereits erwähntem Buckley. Das Album gerät souverän homogen, weiß aber auch immer wieder Akzente zu setzen. Zum Beispiel in dem Moment, wenn der anfangs noch recht zutrauliche Titeltrack am Ende eine verzweifelte Portishead-Gitarre von der Kette lässt. "Julika" hingegen fegt die emotionale Nahtoderfahrung des Vorgängers mit einem Jack-Johnson-Lächeln hinfort. Zwischendurch erinnern auch einmal ein paar bockige Gitarren bei "NDK" daran, dass Brothers Of Santa Claus live extrem Spaß machen könnten. Wenn sich die Band dann gen Finale dezent unaufgeregt verabschiedet, hat das eine Klasse, bei der die Frage der geografischen Herkunft schon fast wieder provinziell wirkt.

(Oliver Windhorst)

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Highlights

  • Hold my hand
  • How does it feel
  • Not ok

Tracklist

  1. Figure it out
  2. Hold my hand
  3. Stay away
  4. How does it feel
  5. Not ok
  6. Julika
  7. Once
  8. NDK
  9. No one ever noticed
  10. Evolution

Gesamtspielzeit: 53:33 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Ingrid
2018-03-13 19:59:38 Uhr
Ich habe zum ersten Mal in Bremen die Gruppe kennengelernt und live erlebt.
Bin trotz meines hohen Alters begeistert! Leider kann ich nicht zum Konzert nach Bocholt.
Allen, die teilnehmen können, wünsche ich viel Spaß und einen tollen Abend!

BibaButzemann

Postings: 116

Registriert seit 15.06.2013

2017-05-08 14:27:58 Uhr
In der ersten Schleife vielversprechend, vor allem die erste Hälfte des Albums.
Dass es eine deutsche Band ist, hätte ich nicht gedacht.

Unangemeldeter

Postings: 1252

Registriert seit 15.06.2014

2017-04-24 00:20:10 Uhr
Schade, dass es hierzu nicht mehr Echo gibt, sehr schönes Album! Eine deutsche Band, die es hinkriegt, überhaupt nicht provinziell zu klingen - würde denen ja sehr einen größeren Durchbruch wünschen...
Könnte mir vorstellen dass da der bescheuerte Bandname bisschen im Weg steht...

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-04-12 17:43:34 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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