Maximo Park - Risk to exist
Cooking Vinyl / Sony
VÖ: 21.04.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Grins mit
Zwölf Jahre. Verdammt lange, aber wie im Flug vergangene zwölf Jahre. Ganz frisch jedoch sind die Erninnerungen an jene warmen Frühlings-Abende, an durchtanzte Nächte mit "Apply some pressure", "Graffiti", "I want you to stay" und wie sie alle hießen, diese unzerstörbaren Perlen von Maximo Parks nach wie vor epischem Debüt "A certain trigger". Ja, das Grinsen ist noch da. Auch und gerade an solchen Tagen, wenn sich Bäume und Büsche erstmalig grün kleiden, wenn die Sonnenstrahlen beginnen, die Haut zu wärmen, wenn es kaum bessere Platten gibt als "Our earthly pleasures", den fantastischen Zweitling der Musterschüler von der Insel.
Doch es ist ruhiger geworden um Maximo Park: Die damaligen Kritiker-Lieblinge der Class of 2005 sind längst nicht mehr der heiße Scheiß. Fast sinnbildlich dafür nahmen die Briten von sich aus Fahrt heraus. Das zunächst unscheinbare, aber äußerst nachhaltige "Too much information" lieferte schlicht entspannte, teils melancholische und trotzdem hochwertige Popsongs und machte einstigen Wegbegleitern wieder richtig Lust auf Maximo Park. Gleichzeitig jedoch hievte das Album die Messlatte für den Nachfolger nach oben. Ein Grund, warum der Titelsong als erster Vorbote des sechsten Longplayers "Risk to exist" vielerorts eher nüchtern wahrgenommen wurde. Werden die überhohen Erwartungen am Ende enttäuscht?
"What did we do to you to deserve this?" jedenfalls steht trotz der ironischen Anspielung auf das Brexit-Votum seine leicht funkige Maskerade verdammt gut zu Gesicht, bevor Paul Smith & Co. mit "Get high (No, I don't)" einen zackigen Rocksong raushauen, der zwar nicht mehr nach The Undertones klingt, dafür aber mit lässigem The-Kinks-Basslauf aufwartet. Den absoluten Willen zu Club-Hits vom Format eines "Girls who play guitars" scheint das Quintett allerdings abgelegt zu haben – wohl ein Grund, warum aus dem Album-Kontext gerissene Stücke zunächst nach B-Seiten früherer Großtaten klingen. Doch der Zauber dieser Ausnahmeband ist lebendig, nur erneut subtil verpackt. Und er wohnt gewiss mehr dem Ganzen inne als den Einzelteilen.
Doch auch diese strahlen! "The reason I am here" etwa hat nun wirklich alles, was man von einem Maximo-Park-Stück erwarten kann: kompakte Leichtigkeit, hymnischen Refrain und die so band-typische Eleganz. Das Grinsen im Gesicht? Wird automatisch breiter. Auch für die hibbelige 80s-Pop-Perle "What equals love?", rein musikalisch der sonnig-forsche Bruder des schattig-melancholischen "Leave this island" vom Vorgänger, würden etliche Gruppen Verbrechen begehen.
Nachdenklich und fast unscheinbar kommt "Work then and wait" daher, während "I'll be around" sich zurücklehnt und Frühlingsluft versprüht. Und sicher wohnt beidem eine gewisse Konstanz inne: Eine klangliche Kehrtwende um 180 Grad wird es nicht geben. Nicht mal wenn Tom Schick produziert, der sogar den Schlüssel zu Wilcos Studio in den Staaten parat hatte. Paul Smith & Co. fahren gut mit ihrer speziellen DNA zwischen Melancholie und Euphorie, die auch "Risk to exist" in sich verwurzelt weiß. Doch der Fünfer versucht auch, seine Vision vom guten Popsong neu zu justieren. Und überrascht mit kleinen Experimenten: "The hero" etwa trägt in Zeiten, in denen Millionen Menschen wegen Interessens-, Religions- und Wirtschaftskriegen ihr Zuhause verlassen müssen, politisches Rückgrat nach außen. Überraschender Trompeteneinsatz und der aufbrausende Schlussteil verteilen dazu moralisch motivierte Magenhaken.
In diesen seltsam unsicheren, von Intoleranz und Hass angenagten Zeiten, in denen man die Komfortzone auch mal verlassen sollte, mag politische Haltung relevanter sein als der exzessive Konsum von Popsongs. Musik jedoch hat nach wie vor das Potential, Wohlgefühl zu spenden, sowie Kraft und Lebensfreude zu initiieren. Hin und wieder um die Wette grinsen kann sowieso nicht schaden. Wegen der schönen Erinnerungen an früher. Wegen des Frühlings – und nicht zuletzt wegen dieses ganz schön feinen Albums.
Highlights
- What did we do to you to deserve this?
- What equals love?
- The hero
- The reason I am here
Tracklist
- What did we do to you to deserve this?
- Get high (No, I don't)
- What equals love?
- Risk to exist
- I'll be around
- Work and then wait
- The hero
- The reason I am here
- Make what you can
- Respond to the feeling
- Alchemy
Gesamtspielzeit: 39:48 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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James Bondage Postings: 58 Registriert seit 09.10.2021 |
2022-01-09 21:57:15 Uhr
Wird Zeit, meine Lied-für-Lied-Bewertung von Mai 2017 mal fortzuführen: 8. The reason I am here 6-7/10 Der am häufigsten gehörte Song für mich auf der Platte. Der Refrain gefallen mir hier besser als die Strophen und nach dem bisherigen Verlauf der Platte noch mal ein kleines Highlight. 9. Make what you can 5-6/10 Die Stelle "There is only so long..." ist eine angenehme Überraschung, aber letztlich ein Lied, der nicht ewig im gedächtnis bleibt, weil auch die Strophen nicht rund klingen. Und die Synthis klingen auch dezent billig. 10. Respond to the feeling 4-5/10 Wieder ein 80er-Vibe, der der band einfach nicht steht. Unbedeutend. So ein Lied kommt wohl nur auf die Platte, wenn man keine Ideen hat und der Abgabetermin naht. 11. Alchemy 4/10 Alchemie bräuchte man hier, ob das Album noch in eine positive Richtung zu drehen. Früher waren Albumcloser im Highlights bei MP. Hier das wahrlich absolut nichtssagend. Fazit: Maximo Park goes 80er - welch ein Missverständnis. Bis auf 2-3 ganz nette Nummern gibts hier echt nichts zu sehen und zu erleben. Die mit schlechteste Platte der band. rechnerisch geht ne 5/10 sicher klar, ich gebe dennoch nur 4 Punkte. Es gibt wahrlich nichts schlimmeres als ein Album lauter öder 08/15-nummern, wo "man muss sich nicht die Ohren zuhalten" schon das größte Kompliment ist. Dann lieber zum himmel schreiennde schlechte platte, die zumindest 2 gute Songs abwerfen. Danach "a certain trigger" aufgelegt und leise ins Kissen geheult.... |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20059 Registriert seit 10.09.2013 |
2017-12-12 00:31:20 Uhr
Letzteres definitiv :) Fand die hier auch sehr enttäuschend, hab sie bis vor 15 Minuten sogar komplett vergessen. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 9996 Registriert seit 26.02.2016 |
2017-12-12 00:22:14 Uhr
Ja, aber nicht so...zappelig? Vom Songwriting her auch anders gelagert. Und besser. |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20059 Registriert seit 10.09.2013 |
2017-12-12 00:14:44 Uhr
Der Vorgänger war doch auch schon viel Elektropop? |
Gordon Fraser Postings: 2652 Registriert seit 14.06.2013 |
2017-12-11 18:26:22 Uhr
Ich habe es ein paar mal öfter gehört, aber ja: kein Höhepunkt ihrer Diskographie. |
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Referenzen
The Smiths; Morrissey; Arctic Monkeys; The Jam; Paul Smith; Franz Ferdinand; Kaiser Chiefs; We Are Scientists; Gang Of Four; The Wave Pictures; Alphaville; The Last Shadow Puppets; The Cure; Pet Shop Boys; Roxy Music; Mando Diao; Bloc Party; New Order; Talking Heads; Echo & The Bunnymen; Pulp; XTC; Everything Everything; Good Shoes; Ra Ra Riot; Kasabian; Blur; Graham Coxon; The Killers; Kings Of Leon; The Undertones; Madness; The Futureheads; Hard-Fi; The Black Keys; Art Brut; Drowners; Hot Club De Paris; Foals; The Buzzcocks; Editors; Interpol; These New Puritans; Frightened Rabbit; The Automatic; The Bravery; The Strokes; The Libertines; Oasis; Vampire Weekend; Phoenix; Metronomy; R.E.M.; Snow Patrol; The Clash; The Velvet Underground; The Beatles
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