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Little Simz - Stillness in wonderland

Little Simz- Stillness in wonderland

Age 101 / Rough Trade
VÖ: 24.03.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Aufräumerin im Hier und Jetzt

Wenn im Jahr 2053 die Menschheit nicht vor die Hunde gegangen ist und sich Diskurse der Popkultur noch um HipHop drehen, werden Kenner des Genres den Namen von Simbi Ajikawo wissend und mit einem Lächeln auf den Lippen ins Spiel bringen. Bis dahin muss sich der Planet jedoch mit dem aktuellen Status der 23-jährigen Britin zufriedengeben – der verlautet: Hier ist jemand auf dem Weg nach ganz oben. Die wissenden Kenner könnten nun schon eine Anekdote über die merkwürdige Veröffentlichungspolitik zu ihrem zweiten Album als Little Simz zum Besten geben; erzählen, dass "Stillness in wonderland" in Deutschland als CD erst drei Monate nach dem eigentlichen Release erschien. Aber wen interessieren solche Anmerkungen außer Menschen, die in Cordhosen über HipHop debattieren? Eben. Also, zurück zur Musik. Denn dort räumt Ajikawo weiterhin ordentlich auf.

Nach Lob von Jay-Z wie Kendrick Lamar, einem gefeierten Debüt und reichlich medialer Aufmerksamkeit, zeigt Little Simz nun auf "Stillness in wonderland" vor allem ihre Vielseitigkeit. Statt bräsigem Bass in den Instrumentals liefert dieses Album die ganze Bandbreite an Beats der introvertierteren Sorte. Wenig drängt sich direkt auf, stattdessen liegen die Sounds wie in "Poison ivy" samtweich unter dem Flow von Little Simz. So sammelt sich an einer Stelle eine Gitarre, während andernorts ein paar Synthies eine Melodie verschachteln. Jazz, Soul und R'n'B geben die Influencer, alles in psychedelische Farben getaucht. Darüber entwirft Little Simz ihre Version vom Wunderland, wo Fantasie und Realität verschmelzen. Nach dem eröffnenden "LMPD", das die aktuelle politische Lage aus ihrer Sicht abhandelt, bleckt kurz darauf die Grinsekatze ihre Zähne. Jedoch sackt dieses Album nie völlig in den Surrealismus von Lewis Carrolls Buch ab. Dafür ist Little Simz zu sehr souveräne Erzählerin, setzt ihre Worte zu bedächtig und überlegt ein. Hier ist niemand verrückt. Was sich vom Rest der Welt nicht sagen lässt. Nenn es Conscious-Rap. Oder einfach selbstbewusst, aktiv und nachdenklich.

Die Beats von "King of hearts" pusten die Bläser wunderbar windschief, während sich Little Simz positioniert: "I done took off all heads, have them served on a plate / When you address me, it's your grace or I can have you meet your grave." Artig sein oder es ist aus. Dazwischen reflektiert Little Simz munter über die letzten Monate, ihr Leben und diese ganze Welt. Im Vergleich zu vielen anderen Rappern findet sie ihre eigene Sprache dafür, ein eigenes lyrisches Ich. Ja, liebe Freunde der Reinheitsgebote für Poesie und HipHop, das lässt sich an dieser Stelle so sagen. Und nur so sagen. Schließlich stellte Ajikawo im Interview selbst fest, dass sie sich nur ungerne als Female EmCee bezeichnen lässt, sondern sich als Künstlerin versteht. Das lässt sich unterschreiben. Denn dafür geht es auf "Stillness in wonderland" zu wenig um Konventionen im Genre, sondern um das Überschreiten von Grenzen. Die Dinge einfach mal hinter sich lassen. Das sorgt für einen aufgeräumten Blick. Im Hier und Jetzt – und für die Zukunft.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Doorways + Trust issues
  • King of hearts (feat. Chip & Ghetts)
  • Poison ivy (feat. Tilla)
  • Low tides

Tracklist

  1. LMPD (feat. Chronixx)
  2. Cheshire's interlude: Welcome to wonderland
  3. Doorways & trust issues
  4. Her (interlude)
  5. One in rotation & Wide awake (feat. Si R)
  6. Shotgun (feat. Syd)
  7. Picture perfect
  8. Cheshire's interlude: Misled
  9. King of hearts (feat. Chip & Ghetts)
  10. Bad to the bone (feat. Bibi Bourelly)
  11. Zone 3 (feat. Tilla, Josh Acré + Chuck20)
  12. Poison ivy (feat. Tilla)
  13. Cheshire's interlude: Stay
  14. Low tides
  15. No more wonderland

Gesamtspielzeit: 44:21 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

maxlivno

Postings: 2925

Registriert seit 25.05.2017

2019-03-08 14:27:49 Uhr
Sehr gut! Sehe es bei einer 8/10 und bei rym ist es erfreulicherweise auf Platz 1 für 2019

Marvin

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 67

Registriert seit 27.04.2018

2019-03-08 14:04:00 Uhr
Kommt auf jeden Fall noch!
fuzzmyass
2019-03-08 13:37:37 Uhr
das neue Album Grey Area ist absolut fantastisch und stellt die Vorgänger in den Schatten. Wo bleibt die Rezi?

maxlivno

Postings: 2925

Registriert seit 25.05.2017

2019-03-06 13:56:22 Uhr
Am 1.März kam ihr neues Album „GREY Area“ raus. MMn deutlich stärker als der Vorgänger
fuzzmyass
2017-11-12 17:12:08 Uhr
vor Kurzem als Opener von Gorillaz gesehen. WOW, was für eine Wucht. Deutlich besser als die meisten Rap / HipHop Künstler, die zur Zeit abgefeiert werden.
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