Claire - Tides

Island / Universal
VÖ: 07.04.2017
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Den Farbfilm vergessen
Ständig vergessen Menschen irgendwas. Seien es Regenschirme oder Autoschlüssel, im Fernsehen ihre Würde oder im Zorn sich selbst. Michael hat gerüchteweise den Farbfilm bis heute noch nicht herbeigebracht. Die Münchner Elektropopper Claire waren bislang hingegen eher als aufgeweckte Zeitgenossen in Erscheinung getreten, die ihren Kram allzeit beisammen hatten und auf dem Debüt "The great escape" einige Volltreffer vorweisen konnten. Bezüglich des mit vier Jahren überraschend lange gediehenen Zweitlings "Tides" kommt man jedoch nicht um die Frage herum: Fehlt da nicht was? So in Richtung Hooks? Hits? Etwas, was unmittelbar hängen bleibt? Leichte Ernüchterung macht sich breit. "Games", "Broken promise land" oder "Roll down run south" waren damals schon Liebe auf den ersten Blick. Bei "Tides" herrscht in Bezug auf den schnellen Einstieg dagegen Ebbe.
Größtes Problem ist die Gleichförmigkeit der Stücke, die sich zunächst kaum unterscheiden lassen. Claire beackern weitestgehend das träumerische Spektrum ihres Soundgebiets mit großflächigen Soundflächen und idyllischer Harmonie. Nun gut, so dürfte zumindest niemand mehr was von den "deutschen Chvrches" schwafeln. Aber wenn man die spitzen Vorstöße Richtung Airplay und Club entfernt und auf ohrwurmverursachende Refrains verzichtet, bleibt eben nur eine ziemlich einheitliche Soße übrig. Es lohnt sich jedoch immerhin, nach leckeren Einlagen zu fischen.
Nach und nach wird nämlich klar, dass Claire noch lange nicht für die Grube sind. Der Opener "Friendly fire" beispielsweise, der ist doch irgendwie ein ausgefuchstes Ding und reißt im Refrain mit. "Burn" schafft eine imposante Steigerung und "No way to save it" bleibt nach einiger Zeit ebenfalls im Ohr. Oder der flotte Tanzflächenfüller "The crash", der tatsächlich mit einem Kinderchor im Refrain durch die Qualitätskontrolle huscht. Kein Überknaller vielleicht. Aber eine Bestätigung: Sie können es noch. Kaum zu glauben, dass die gleiche Band ein paar Songs zuvor "Back to shore" mit ekelhaften Ethno-Synthies, die wohl von Enigma ausrangiert wurden, zukleistert. Wenigstens nur ein einsamer Ausfall. So ist das anscheinend beim zweiten Album: Man ist unsicher, man probiert, aber nicht zu viel, man walzt den Sound aus, distanziert sich von offensichtlichen Vorbildern. Und man versucht, bloß nicht auf Hits reduziert zu werden. "Tides" ist in jener Hinsicht ein ganz typisches zweites Album.
Zu viel Textur, zu wenig Substanz – den Vorwurf müssen sich Claire hier gefallen lassen. Die Songs sind oft nur angenehm anzusehende Tapete, kein substanzieller Gegenstand, die entscheidende Hook in Füllern wie "Two steps back" und "Masquerade" sucht man vergebens. Wollen oder können sie nicht mehr? Oder ist es tatsächlich dem Vergessen der eigenen Stärken geschuldet, dass sich einige Songs über ihre mehr als vier Minuten Spielzeit gegen die funktionale Kompaktheit der Stücke vom Debüt richten? Dort war in der Gesamtheit einfach Bunteres dabei. Vielleicht könnte es helfen, wenn der Michael bald endlich mal den Scheiß-Farbfilm mitbringt.
Highlights
- Friendly fire
- Burn
- Come close
Tracklist
- Friendly fire
- End up here
- No way to save it
- Two steps back
- Say it
- Burn
- Masquerade
- Drowning
- Back to shore
- Treading water
- The crash
- Come close
Gesamtspielzeit: 51:14 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10532 Registriert seit 26.02.2016 |
2017-04-11 21:22:18 Uhr
Hallo Joachim, magst du das ein wenig konkreter ausführen? |
Joachim Müller |
2017-04-11 20:49:59 Uhr
Diese Kritik wird der Band Claire und Ihrem Album Tiedes nicht gerecht - unsachlich und nicht lesenswert. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-03-29 21:36:59 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-02-17 20:41:19 Uhr - Newsbeitrag
Mit ihrem Debüt “The Great Escape” (VÖ 2013) landeten CLAIRE, gerade mal ein Jahr nach Gründung, direkt auf Platz 38 der Deutschen Albumcharts und etablierten sichso bereits als eine der aufregendsten Newcomer Deutschlands. Neben Support-Shows u.a. für WOODKID und BASTILLE sowie einer restlos ausverkaufte Deutschlandtour, spielte das Quintett auch schon international Konzerte wie z.B. beim renommierten Kunst- und Musikfestival “SXSW” im Austin, Texas oder beim New Yorker “CMJ Festival”. Für ihr zweites Album “Tides” (VÖ 07.04.) kooperierten die Münchner u.a. mit Produzent Dave McCracken (DEPECHE MODE, FLORENCE + THE MACHINE, IAN BROWN). Die neue Single “Friendly Fire“ ist ab sofort erhältlich – das dazugehörige Video kann, wie immer, gerne verlinkt/eingebettet werden: ** “Tides” Tracklist: 01. Friendly Fire 02. End Up Here 03. No Way To Save It 04. Two Steps Back 05. Say It 06. Burn 07. Masquerade 08. Drowning 09. Back To Shore 10. Treading Water 11. The Crash 12. Come Close CLAIRE Tourdaten: 27.04.2017 Frankfurt - Zoom 28.04.2017 Köln - Luxor 29.04.2017 Dresden - Beatpol 01.05.2017 Leipzig - Naumanns 02.05.2017 Hamburg - Mojo Club 03.05.2017 Berlin - BiNuu 05.05.2017 München - Ampere 06.05.2017 Stuttgart - Im Wizemann Club 08.05.2017 Nürnberg - Hirsch 11.05.2017 Mannheim - Feuerwache 12.05.2017 Regensburg - Mischwerk Weitere Infos: www.claireofficial.com www.facebook.com/clairemusicofficial www.twitter.com/claireoffcl www.instagram.com/claireofficial |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-01-04 18:39:15 Uhr
Neues Album am 7. April. |
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Referenzen
Chvrches; NoNoNo; Banks; The Naked And Famous; ASTR; Ellie Goulding; Little Boots; Robyn; I Blame Coco; Broods; Haerts; Zulu Winter; Capital Cities; Vanbot; Robots Don't Sleep; Empire Of The Sun; Passion Pit; Zoot Woman; Phoenix; Delphic; Ou Est Le Swimming Pool; Cut Copy; Some Minor Noise; Gypsy & The Cat; Mø; Young Galaxy; Two Door Cinema Club; Tegan And Sara; Urban Cone; Justice; Phantogram; Hurts; Giorgio Moroder; Miike Snow; Sohn; Marina & The Diamonds; Uh Huh Her; Lorde; The xx; MS MR; Jack Beauregard
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