Future Islands - The far field

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 07.04.2017
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Warten hat ein Ende
Erinnert sich noch jemand an den Moment, als er Future Islands' "Seasons (Waiting on you)" zum ersten Mal gehört hat?
Drei Alben lang war das Trio aus Baltimore ein Geheimtipp und wartete auf den Durchbruch. Der kam schließlich im Jahr 2014 – und wie: Dank "Singles" und den unwiderstehlichen Tanzeinlagen von Frontmann Samuel T. Herring änderte sich für die Band alles, und das scheinbar über Nacht. Das war Musik wie ein Videospiel, so animierend wie einnehmend. Und daher ist es nur allzu selbstverständlich, dass die Erwartungen an "The far field" dementsprechend hoch sind. Das fünfte Album von Future Islands, das wird bereits nach wenigen Minuten deutlich, erfüllt sie mit Leichtigkeit. Oder doch mit Schwere? Denn auch auf ihrem neuen Werk überzeugen die Herren mit einer Mischung aus poppiger Wärme und fast erdrückender Melancholie. So wartete die Hörerschaft mit "Seasons (Waiting on you)", dem Überhit von einst, im Ohr und im Herzen – und wird reichlich belohnt.
"Ran", die durch jegliche Form der Erwartungshaltung preschende Leadsingle, macht ihren Standpunkt schnell klar. Es geht um das Leben auf Tour, um Zweifel, Sehnsucht und, natürlich, um die Liebe: "And what's a song without you / When every song I write is about you / When I can't hold myself without you / And I can't change the day I found you", presst Herring hervor, das Schlagzeug dreht durch und schmalzige Synthies sorgen für die Extraportion Achtzigerjahre-Kitsch mit rosa Zuckerguss – macht ja nichts, für Future Islands setzt man den Diätplan gern aus. Auch das wunderbar süße "Shadows" sorgt für Wohlgefühl, was nicht zuletzt an einer ultrastarken Debbie Harry liegt, die sich hier das Mikro mit Herring teilen darf.
"The far field" ist Pop par excellence: An- und aufregend, aus- und einladend und immer im besten Sinne opulent. Gemeinsam mit Produzent John Congleton (David Byrne, John Grant) trauen Future Islands sich sogar noch einen Schritt weiter als auf dem eh schon ans Herz gehenden Vorgänger. Der Opener "Aladdin" führt durch 1001 durchgetanzte Nächte im verrauchten Indie-Club, wundert sich aber, ob die Reichtümer um ihn herum wirklich echt sind. Derweil flirtet "Day glow fire" mit den frühen New Order, während sich "Cave" stürmisch an alles und jeden ranschmeißt, den es in die Finger bekommen kann, nur um sich unter stetigem Aufbäumen die nächste leidenschaftliche Liebelei zu suchen.
Es ist genau jene Suche, jene Dringlichkeit, die "The far field" so spannend macht. In jedem der zwölf Songs hört man Herring seine Sehnsucht an. Es ist wie ein Tanz in einem stockdunklen Raum: Befreiend und niederschmetternd zugleich. "It's not easy, just being human / And the lights and the smoke and the screens / Don't make it better", fleht der Sänger im schwermütigen "Through the roses", gefolgt von "I don't know what to do / I'm scared / But we can pull through / Together." Hell und dunkel, immer im Einklang. Und wenn das finale "Black rose" nach einer dreiviertelstündigen Fahrt auf Mario Karts quietschbunter Rainbow Road schließlich nach Hause findet und das Licht hinter sich ausschaltet, ist er da, der Moment der Entscheidung: Schlafen oder tanzen?
Was für eine Frage.
Highlights
- Aladdin
- Ran
- Through the roses
- Shadows (feat. Debbie Harry)
Tracklist
- Aladdin
- Time on her side
- Ran
- Beauty of the road
- Cave
- Through the roses
- North star
- Ancient water
- Candles
- Day glow fire
- Shadows (feat. Debbie Harry)
- Black rose
Gesamtspielzeit: 45:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MrMan Postings: 222 Registriert seit 05.09.2019 |
2020-07-02 19:14:39 Uhr
Am 8.7 gibt es eine neue Single, die FOR SURE heißt. |
eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2871 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-11-30 10:41:35 Uhr
Das glaub ich. Ich wohne ca. 8 Kilometer vom Schlachthof entfernt, hab's aber irgendwie an dem Abend nicht geschafft. Unfassbar eigentlich. :D |
musie Postings: 4021 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-11-30 10:15:42 Uhr
wirklich richtig gutes Album, mein Lieblingsalbum von Future Islands, und auch das Konzert im Schlachthof war klasse im letzten Sommer |
eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2871 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-11-30 09:56:17 Uhr
Rotiert gerade erst bisschen häufiger bei mir, etwas spät, hehe. Aber tolle Platte! |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10334 Registriert seit 26.02.2016 |
2017-12-14 16:25:56 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Art Lord & The Self Portraits; Gardens & Villa; Porcelain Raft; I Break Horses; Still Corners; Nurses; Washed Out; Toro Y Moi; Small Black; MillionYoung; Memory Tapes; Blackbird Blackbird; Animal Collective; Beach House; Twin Shadow; Wild Nothing; Teen Daze; Memoryhouse; Panda Bear; Tame Impala; Memory Cassette; Starfucker; Miami Horror; Discovery; Baths; Deerhunter; Cut Copy; Gold Panda; Tennis; Tanlines; How To Dress Well; Teengirl Fantasy; LCD Soundsystem; Atlas Sound; Active Child; Air France; Passion Pit; Friendly Fires; Glasser; CEO; Twin Sister; Eternal Summers; Foxes In Fiction; Cocteau Twins; Handsome Furs; Orchestral Manœuvres In The Dark; The Cure; The Human League; Zoot Woman
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