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Die Regierung - Raus

Die Regierung- Raus

Staatsakt / Caroline / Universal
VÖ: 24.03.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Wie der Mörder zum Tatort

Man muss sich ja heutzutage freuen, wenn es mal etwas Angenehmes über die Regierung zu berichten gibt. Auch wenn es dabei nicht um die Regierung, sondern Die Regierung geht. Während die Politik verrückt spielt, macht die Band einfach wieder Mucke. Wobei, "einfach" ist gut; hinter der Gruppe liegt eine bewegte Geschichte: Gründung 1982, Auflösung 1985, Neugründung 1990, Wiederauflösung 1995, noch ein Versuch in völlig anderer Besetzung 2006, der sich allerdings im Sand verlief, und schließlich eine echte Reunion 2015. Nach 23 Jahren folgt auf "Unten" mit "Raus" das fünfte Studioalbum der Hamburger-Schule-Kapelle.

Es hat sich viel getan seit 1994. Das legendäre Label Lage d'or gibt es längst nicht mehr, doch Staatsakt aus Berlin schickt sich schon länger an, dessen legitimer Nachfolger zu werden. So veröffentlicht die Truppe um Sänger Tilman Rossmy natürlich dort ihr neues Werk. Abgestreift wurde auch das Post-Punk-Gewand früherer Jahre, unkomplizierter, positiv gepolter Gitarren-Indie steht nun auf dem Programm. In "Mitten hinein" thematisieren Die Regierung ihre Wiederkunft: "So wie der Mörder zum Tatort, kehren wir immer wieder hierhin zurück." Der 58-jährige Rossmy trällert mit junggebliebener Stimme. Wie früher wirkt sie ein wenig lethargisch, wann immer es mal aufregend werden könnte. Das aber liegt natürlich an seiner Rolle, und die hat der Frontmann eben vollkommen verinnerlicht.

Die Was-wäre-gewesen-wenn-Frage stellt sich die Band in "Konjunktiv 2". We're talking about Irrealis, not Potentialis: Also, alles schon im Arsch eigentlich. Aber man kann derlei melancholische Rückschau auch wagen, ohne zu verzagen. Die Gedankenspiele schwenken von absurd zu witzig zu traurig, das einstimmende Piano lässt die Stimmung allerdings nie abdriften, die "Uh-uh"-Chöre erledigen das Übrige. Es geht aber auch andersrum: Der funkige Bass und die zackig gepickte E-Gitarre in "30 Jahre mehr" blicken mit dem Song nach vorn statt zurück, wenngleich hier der Unterton ins Tragisch-Komische schwappt. Mit wabernden, lauter und leiser werdenden Synthies ausgestattet, ist "Wieder von vorn" der einzige Track, der einmal an die Achtzigerjahre erinnert. Rhythmus und gezupfte Elektrische spielen aber doch auch hier die Hauptrolle. Auch interessant: "So wie ein Liebhaber", ein Cover von Lloyd Coles "Like lovers do". Diesmal auf Deutsch, aber mit gleich viel Herzschmerz.

In "Wie die Motte in das Licht" könnte der Eindruck entstehen, Die Regierung hätten womöglich bei Nena gemopst. Das einzige aber, was der Titel mit "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" gemein hat, ist die Thematik: Die Anziehung zweier Menschen. Mit flotten Tasten lädt das Lied zum Tanzen ein, zumindest ein kurzer Beinzucker bei der Ü-50-Stehparty dürfte drin sein. Der letzte Satz ist dabei eine ganz schöne Frechheit, denn Die Regierung erscheinen auf "Raus" alles andere als alt. Stattdessen bringen sie die Unnötigkeit vieler junger deutscher Gitarren-Pop-Bands wie etwa AnnenMayKantereit auf den Punkt und fügen sich andererseits in die Reihen der umso nötigeren jungen deutschen Gitarren-Pop-Bands ein. Plattentests.de grüßt und sagt: Willkommen zurück!

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Mitten hinein
  • Konjunktiv 2
  • Wie die Motte in das Licht

Tracklist

  1. Mitten hinein
  2. Bemerkenswerte Menschen
  3. Immer mehr so wie Du bist
  4. Konjunktiv 2
  5. So wie ein Liebhaber
  6. 30 Jahre mehr
  7. Ich wiederhol' das
  8. Wieder von vorn
  9. Wie die Motte in das Licht
  10. Woher kommst Du?
  11. Der Weg nach draußen

Gesamtspielzeit: 39:51 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Pascal

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 651

Registriert seit 13.02.2013

2017-03-24 21:16:56 Uhr
Da hast du vollkommen recht! Ist verbessert.

Euroboy

Postings: 324

Registriert seit 14.06.2013

2017-03-23 00:00:41 Uhr
Schöne Kritik. Freue mich schon auf die Platte und das Konzert in Schorndorf. Ich halte ja nachwievor "Unten" für die beste deutschprachige Platte.

Achja "Raus" ist die fünfte Regierungs Platte nicht die vierte.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2017-03-22 21:52:12 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-03-22 17:56:50 Uhr - Newsbeitrag

"Also kommt ihr Mädels und kommt ihr Jungs / Hebt eure Gläser und trinkt auf uns / Unsere Gegenwart ist eure Zukunft / Hebt eure Gläser und trinkt auf uns - Denn wir sind auf dem Weg nach draussen"

Die Regierung, 2017


Die Regierung - Raus
VÖ: 24.03.2017
Staatsakt/Caroline International
Weiterer Vorabtrack:





Sich auf einem Comeback-Album am Ende des Albums auch gleich schon wieder zu verabschieden, das kriegt auch nur Tilman Rossmy und Die Regierung hin. „Auf dem Weg nach draußen“ zeichnet als heimliches Titelstück das Ende des überaus gelungenen Comeback-Albums RAUS, das diesen Freitag in allen möglichen Formaten erscheint. Ja, erheben wir die Gläser und stoßen an auf die Rückkehr einer der zugleich unterschätztesten wie abgöttisch verehrten Bands in deutscher Sprache: Die Regierung. So jung kommen wir nicht mehr zusammen! Produziert hat übrigens Norman Nietzsche (The Whitest Boy Alive, Masha Qrellla). An der Lead-Gitarre mit entschiedenem Motorcyle-Emptiness-Vibe hören Sie Ramin Bijan von (wahlweise) Die Türen oder Der Mann.

RAUS erscheint diesen Freitag via Staatsakt/Caroline International – auf Tour geht es auch:


10.04 Dortmund, Subrosa
11.04 Köln, Gebäude 9
12.04 Darmstadt. Centralstation
13.04 Schorndorf, Manufaktur
18.04 Hamburg, Knust
19.04 Berlin, Kantine am Berghain
20.04 Leipzig, Werk 2
21.04 München, Unter Deck


Tickets: https://love-your-artist.de/de/dqagency/


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