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Fatoni - Im Modus

Fatoni- Im Modus

Fatoni
VÖ: 10.03.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Weise der Art

Mixtapes unterliegen eigenen Gesetzen. Sie müssen nicht bis ins feinste Detail ausgefeilt sein. Auch die Beats müssen in erster Linie zweckdienlich und abnickbar daherkommen. Wie man es nicht machen sollte, hat im deutschen HipHop beispielsweise Samy Deluxe oft genug bewiesen. Fatoni aber kennt das Game und das Game kennt ihn. Um die Wartezeit auf den nächsten vollwertigen Release zu verkürzen, veröffentlicht der MC mit "Im Modus" ein Mixtape, das sich hinter seinen Kollaborationsalben mit Dexter nicht verstecken muss. Besonders in Sachen Beats bekommt der Hörer alles andere als Ausschussware aufs Ohr. Schon der Opener "Wie ein Dschungel" überrascht mit Ping-Pong-Samples und einem unterkühlten Electro-Vibe. Und dass in beiläufiger Abgezocktheit Grandmaster Flash zitiert wird, ist – um es mit einem anderen bekannten Duo auszudrücken – normal.

Fatoni solo heißt zwar, dass der Großteil der Raps von ihm stammt, ganz ohne Gäste geht es aber natürlich nicht. Neben Buddy Dexter schauten auch andere übliche Verdächtige wie Edgar Wasser und Juse Ju im Studio vorbei. Im sorgfältig auf schief gebürsteten "Anders" wissen Wassers Wortkaskaden zu überzeugen und auch Juse Ju liefert im Titeltrack eine stabile Leistung ab. Wer auf tiefsinnigen Grübel-Rap steht, wird mit "Im Modus" allerdings nicht glücklich werden. Quasi jeder Track wartet mit der Fatoni-typischen Ironie auf. Sei es in Form diverser "Deine Mutter"-Zeilen oder bewusst übertriebener Autotune-Adlibs. Und während andernorts selbsternannte Kings die Fans von der Bühne kloppen, zelebriert Fatoni lieber den "Suicide Tuesday". Die dreiste Hook nistet sich dabei in den Gehörgängen ein wie es sich in Gängen gehört, nämlich unumgänglich.

Ein Glücksfall ist, dass Fatoni nur selten in offensichtliche Wortspielfallen tappt. Stattdessen thematisiert er in "Fast so wie beim Wu-Tang-Clan" die Angst vorm Älterwerden im Rap-Business aus der Perspektive des gefährdeten Beobachters. Zwar könnte die thematische Vielfalt etwas größer sein, aber wenn Eindeutigkeit sich mit einem Monsterbeat paart, kann man auch klassisches Gebooste verschmerzen. Nachzuhören auf "DA.YO.NE", einer Mischung aus Samuraischwert und Hilti. Dankenswerterweise hat Fatoni auch echte Lebensweisheiten im Gepäck: Echte Männer tun Alkohol in den Whisky und pflegen die hohe Kunst der Ignoranz. Weil sie es können. Einziger wirklicher Schwachpunkt des ansonsten überaus kurzweiligen Tapes ist "Zum Entspannen", dessen Gag darin besteht, einen Aufruf zum Runterkommen mit dissonantem Geblubber zu kontrastieren. Hätte nicht sein müssen.

Der Kulturkritiker Til Schweiger dazu: "Ich verurteile jetzt nicht alle Intellektuelle, ich beachte mich selber als Intellektueller." Ja, das hat der wirklich so gesagt. Wortwörtlich. HipHop mag kein Abitur brauchen, aber ein bisschen Resthirn kann definitiv nicht schaden. Fatoni besitzt davon reichlich, weshalb man ihn bisweilen des Gymnasiasten-Raps bezichtigt. Dass derlei Vorwürfe am Kern der Sache vorbeizielen, muss man wissen. Fatoni ist selbstverständlich ein Clown, aber einer, der über seinen eigenen Status nicht jammert, sondern gelassen mit ihm spielt. Denn sein Modus ist der Indikativ. Also lassen Sie ihn ruhig Künstler, er ist durch.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Wie ein Dschungel
  • Anders
  • Fast so wie beim Wu-Tang-Clan
  • Marillenschnaps

Tracklist

  1. Wie ein Dschungel
  2. Das ist alles Kunst
  3. Anders
  4. Echt
  5. Modus
  6. Suicide Tuesday
  7. Tagesschauapp
  8. Fast so wie beim Wu-Tang-Clan
  9. Narkolepsie
  10. Krisengebiet
  11. DA.YO.NE
  12. Marillenschnaps
  13. Zum Entspannen
  14. Gravitationswellen
  15. Lassensiemichkünstlerichbindurch

Gesamtspielzeit: 57:36 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Toni Maroney
2019-03-22 21:57:36 Uhr
Ja, aber wasn das fürn Toni hier?
Schwarz (der echte)
2017-03-23 21:12:04 Uhr
Verständlich, dass er daraus kein vollwertiges Album machen wollte. Klingt schon ziemlich nach Resterampe mit ein bis zwei Highlights. Leider auch wieder zu sehr auf der albernen Seite. Den Drahtseilakt hat er auf Yo, Picasso wesentlich besser hin bekommen. Nach der doch ziemlich massiven Promophase jedenfalls ne Entäuschung.
Mike Skinner
2017-03-23 20:24:33 Uhr
Gutes Tape. Guter Text. Die Hundesöhne bei laut.de haben es nicht verstanden.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2017-03-22 21:45:52 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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