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Phantoms Of Future - ../inside/outside

Phantoms Of Future- ../inside/outside

Edel / Connected
VÖ: 17.04.2000

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Düstere Innen- und Außenansichten

Wenn es um die Wahl des exzentrischsten Bühnenauftritts eines deutschen Musikers geht, wird sich Sir Hannes Smith wohl stets in den vorderen Rängen plazieren, auch wenn seine Phantoms Of Future nicht zu den bekannten Vertretern der deutschen Alternative-Szene zu zählen sind. Sein entrücktes Auftreten und die mitunter recht exzentrische Vokalakrobatik schlugen sich immer schon mit den ebenfalls angeschrägten Arrangements der Zukunftsphantome. Vor fünf Jahren schien sich mit den Clubhits "Sun" und "Cracking up" so etwas wie ein Durchbruch abzuzeichnen, aber die Band ist vielleicht doch etwas zu durchgeknallt, um sich vom Mainstream vereinnahmen zu lassen.

Ihre durchaus als merkwürdig zu bezeichnende Mischung aus harten Gitarren, frickeligen Breaks, düsteren Keyboardflächen und treibenden Drums haben sie auch auf ihrem neuen Label nicht abgelegt. Doch was erwartet einem hinter dem Titel "../inside/outside"? Zumindest keine englische Version von BAPs "Vun drinne no drusse". Die ersten Töne des Openers "Lovesick" lassen aufhorchen. Sollten die Phantoms jetzt etwa wie die Scycs klingen wollen? Glücklicherweise beruhigt die bald einsetzende Bratgitarre den verschreckten Fan und als einschmeichelnd ist dieser Gesang selbst mit dem besten Willen nicht zu bezeichnen. Dennoch schafft es Frontmann Smith immer wieder, hinterrücks den Weg ins Ohr zu finden und sich dort festzusetzen. Irgendwie ist es ja doch Pop.

Wiedererkennbares ist jedenfalls zur Genüge vorhanden. Neben zwei interessanten Neuauflagen eigener Songs ("2nd sun", "Female identity") vergreift man sich zweimal auch an Fremdgut. Aus der Disconummer "Love machine" von Supermax wird ein Gitarrenbrett, das wie eine Mischung aus Megadeth und Waltari klingt. Mit "Riders on the storm" erwischt es sogar einen Klassiker. "Wir hatten keine Angst später vielleicht als Frevler bezeichnet zu werden, haben es ausprobiert und es hat in unseren Augen funktioniert." So kommt der Song recht minimalistisch daher und trotz eines sanft einsetzenden Beats braucht niemand Angst davor zu haben, daß aus dem Song eine dumpfe Disconummer geworden wäre. Ob Jim Morisson an dieser behutsamen Adaption des Songs Gefallen gefunden hätte, ist jedoch nicht überliefert.

Nach zehn Jahren und über 800 Gigs sind die Phantoms Of Future ein eingespieltes und selbstbewußtes Team. Die Produktion von Olaf O. (Fluid) läßt ihren Sound trotz aller verquickter Gegensätze runder denn je klingen. Wieder einmal besticht auch "../inside/outside" durch eine verspielte Vielseitigkeit. Wenn sich hier und da mal jazzige Strukturen bemerkbar machen, packt man doch immer wieder einen rockigen Deckel drauf. In ihren Texten geht es um "Liebe, Haß, Sex, Drogen, Gewalt, Treue, Erinnerungen, Schmerz, Visionen, Autofahren - also alltägliches". Eine düstere Stimmung zieht sich wie ein roter Faden durch die Stücke, während Sir Hannes am Mikrophon herum experimentiert, daß sich selbst ein Ville Valo dahinter verstecken könnte. Auch wenn manch Uneingeweihter der Dortmunder Truppe Unentschlossenheit vorwerfen mag, brauchen sie sich doch den Schuh der Ideenarmut nicht anzuziehen. Die Phantoms Of Future sind eben die Phantoms Of Future - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Lovesick
  • Riders on the storm
  • Female identity

Tracklist

  1. Lovesick
  2. Reminders
  3. Too late
  4. Love machine
  5. Faceless
  6. Angel
  7. Stranded
  8. Love will never end
  9. Ghosts
  10. Riders on the storm
  11. 2nd sun
  12. Cadillac
  13. Waiting for a light
  14. Female identity
  15. Coup de grace

Gesamtspielzeit: 62:47 min.

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