Homeshake - Fresh air
Sinderlyn / Cargo
VÖ: 03.02.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Berührt, nicht geschüttelt
Immer diese gottverdammte Erwartungshaltung. Da liest man zwei, drei Zeilen zu einer bisher fast gänzlich unbekannten Sache und glaubt anhand dieser, dass man sofort weiß, was nun gleich passiert. Das passt hier und da gar wie die Faust aufs Auge, manchmal aber liegt man so weit daneben, dass wir schon von einem gänzlich anderen Postleitzahlengebiet reden können. Im Fall von Homeshake ist das auch so: Da erfährt man vorab, dass der Kopf hinter dem Projekt Peter Sagar heißt und früher mal der Tour-Gitarrist von Mac DeMarco war und glaubt sofort, hier eine leicht modifizierte Version des Slacker-Königs zu bekommen. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Macht DeMarco Musik, die Dich als Hörer vom Strand zur Gartenparty führt, wo in gemütlicher Runde gegrillt und gelacht wird, begleitet Sagars Mischung aus Lo-Fi-Pop und Electro-R'n'B Dich geradewegs ins Schlafzimmer und zieht Dir auf dem Weg dorthin schon mal die Klamotten aus.
So ist das eben mit Erwartungen. Überraschung! Und die zweite folgt auf dem Fuß: "Fresh air", das vorliegende neue Album, ist bereits das dritte, das Sagar als Homeshake veröffentlicht. Und, so lässt sich nach eingehender Recherche beurteilen, auch sein bestes: In stets gemächlicher, entspannter Geschwindigkeit groovt sich der Kanadier in Position, orientiert sich hier mal an Unknown Mortal Orchestra, entdeckt dort seinen inneren Prince und bleibt doch auch immer auf eigener Spur. Die Single "Every single thing" ist eine kleine Offenbarung, die sich nicht entscheiden mag zwischen vertikaler Tanzeinlage und Kuscheln in der Horizontalen und deshalb einfach beides macht, noch dazu mit großem Erfolg. "TV volume" schaltet derweil einen Gang runter, schunkelt sich langsam den Frust von der Seele und macht unmissverständlich klar, warum der Fernseher hier etwas leiser gemacht werden soll.
"Fresh air" lebt von der der verführerischen Sexiness auf der einen und seiner reinen Liebenswürdigkeit auf der anderen Seite. Der Titeltrack etwa beginnt, stilecht, mit pfeifendem Wind und sorgt dennoch nicht nur für aufgestellte Haare auf den Armen, sondern geht tief unter die Haut. Das liegt vor allem am im besten Sinne säuselnden Gesang, der sich hier über sechs Minuten Spielzeit entfaltet und nicht viel mehr benötigt. "Call me up" kommt wie lupenreiner Neunzigerjahre-Soul daher, dem Sagar – dessen liebste Dinge aus jenem Jahrzehnt nach eigener Aussage die Hosen, R'n'B und Pavement sind – zu einer Verjüngungskur verholfen hat. Und sogar all die Leute, die das Album nur wegen der Assoziation zu DeMarco hören, kommen auf ihre Kosten: Hier und da verstecken sich zumindest ähnliche Melodien, so etwa in den locker swingenden Nummern "Serious" und "So she", die dann doch noch den Weg zur Gartenparty schaffen. Über die Art von Überraschungsgästen freut man sich gleich umso mehr – und so hat sie dann sogar was Gutes, diese gottverdammte Erwartungshaltung.
Highlights
- Every single thing
- TV volume
- Serious
- So she
Tracklist
- Hello welcome
- Call me up
- Not u
- Every single thing
- Wrapping up
- Getting down pt II (He's cooling down)
- Timing
- TV volume
- Khmlwugh
- Fresh air
- Serious
- So she
- This way
- Signing off
Gesamtspielzeit: 43:33 min.
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Referenzen
Mild High Club; Unknown Mortal Orchestra; Washed Out; Small Black; Toro Y Moi; Tanlines; Teen Daze; Wild Nothing; Porches; Majical Cloudz; How To Dress Well; Blood Orange; Prince; D'Angelo; Alex Calder; Sandy Alex G; Alex G; Ducktails; Sean Nicholas Savage; Jackson Scott; Amen Dunes; Tame Impala; Soft Hair; Connan Mockasin; Salvia Plath; Drugdealer; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Ariel Pink; Pink Mountaintops; Craft Spells; Bobby Conn; Dusted; Mac DeMarco; Walter TV; Yo La Tengo; Beach Fossils; Real Estate; Foxygen; Maston; Lotus Plaza; Atlas Sound; Pure X; Elvis Depressedly; Julian Lynch; Nicholas Nicholas; Woman's Hour
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