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The History Of Colour TV - Something like eternity

The History Of Colour TV- Something like eternity

Cranes / Altone
VÖ: 17.03.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Spannung steigt

Bisher haben The History Of Colour TV noch nicht so wirklich von sich reden gemacht. Warum eigentlich nicht? "Something like eternity" ist bereits das dritte Album der Wahlberliner, und wenn es ertönt, so überkommt einen doch gleich das Gefühl, die Band schon immer zu kennen. Das mag zum einen daran liegen, dass sich The History Of Colour TV ganz offen am Sound so mancher Indie-Größen bedienen, andererseits ist "Something like eternity" derart stimmig und zurückgenommen, dass man glauben könnte, einen zeitlosen Klassiker vor sich zu haben und kein Album aus einer Zeit, in der eine Größer-schneller-weiter-Mentalität auch im Indie-Rock längst Fuß gefasst hat. Mit "Something like eternity" schafft das Trio ein Werk, das sich diesem Trend eindrucksvoll entgegenstellt. Reduktion ist das Zauberwort. Man hört der Platte an, dass sie live eingespielt wurde und nur wenige Overdubs das Klangbild verbreitern. Dadurch klingt sie organisch und authentisch; echt, möchte man sagen.

Der Opener "Granite verge of tears" bringt von der ersten Strophe an das kaum zu greifende Gefühl von Melancholie, welche die noch keimende Hoffnung überdeckt wie ein schwerer Wolkenteppich. "It's hard to describe the feeling", gesteht auch der britische Sänger und Gitarrist Jaike Stambach im Text des ersten Tracks ein. Bereits zu Beginn von "Something like eternity" zeichnet sich das wichtigste Stilmittel der Band auf diesem Album ab: das Erschaffen und Durchbrechen eines Gefühls der Depression. Musikalisch wie textlich gestaltet die Band stetig ein Gefühl von Traurigkeit, beinahe Hoffnungslosigkeit, nur um dieses immer wieder punktuell zu durchbrechen, zu durchsetzen und letztlich in zerbrechlichen, aber berührenden Optimismus umzuwandeln. Eine wahre Gefühlsachterbahn!

Exemplarisch für die Zerbrechlichkeit der Musik steht in den meisten Songs das zarte Gitarrenpicking Stambachs, welches immer wieder von druckvollen Riffs zerbröckelt wird. Die Spannung, die so erzeugt wird, ist beinahe greifbar, jede Auflösung, jedes Nachgeben wirkt erlösend. Besonders in diesen lauteren Passagen geben sich die Einflüsse von "Something like eternity" zu erkennen: The History Of Colour TV ziehen ihre Inspiration aus dem damals noch gewissermaßen unterkomplexen Indie-Rock der 90er-Jahre. Besonders das Frühwerk von Jimmy Eat World scheint das Trio eingehend studiert zu haben. Zudem finden sich im Sound der Band auch Ansätze von Shoegaze und Postrock-Elemente, wie etwa im wundervollen "As gray as park can be", welches die zweite Albumhälfte einläutet. Auch wenn sich die Grundstimmung ab dort nicht radikal umkehrt, so verschiebt sich der Fokus der Musik doch auf eine gewisse Unbeschwertheit. Die Synthies im Outro von "Even rain" deuten bereits eine Befreiung von der Schwere der ersten Albumhälfte an.

"Wait" kommt nach kurzem Aufbau sehr straight und bestimmt daher, und mit "Flame", das ohne Bass und Schlagzeug auskommt, findet sich auf auf dem Album noch ein gefühlvolles, aber kitschfreies Singer-Songwriter-Stück. Mit dem letzten Song "Pattern" überkommen The History Of Colour TV die gefühlte Finsternis auf "Something like eternity" endgültig. Mit bis dahin ungehörter Leichtigkeit beschließen die Jungs ein düsteres, aber auch so oft gegen die Dunkelheit ankämpfendes Album. Diese Ambivalenz, die sich auch musikalisch im ständigen Auf und Ab wiederspiegelt, macht schlussendlich den Reiz des Albums aus. Der simple, auf das wirklich Nötigste reduzierte, aber immer druckvolle Sound der Produktion tut sein Übriges dazu. Auch die erlebbare Stimmungskurve vom ersten bis zum letzten Track verdient Anerkennung, zeigt sie doch, dass hier nicht wahllos Songs aufeindergestapelt wurden, sondern dass "Something like eternity" mit Liebe zum Detail und viel Gefühl arrangiert wurde.

(Christopher Padraig ó Murchadha)

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Highlights

  • Granite verge of tears
  • Wreck
  • As grey as park can be
  • Pattern

Tracklist

  1. Granite verge of tears
  2. Brocken trip
  3. Days numbered
  4. Wreck
  5. Everything that stood still
  6. Overcast half
  7. As grey as park can be
  8. Even rain
  9. Wait
  10. Flame
  11. Pattern

Gesamtspielzeit: 55:13 min.

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