Darkest Hour - Godless prophets & the migrant flora

Southern Lord / Soulfood
VÖ: 10.03.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Undoing ruin
"Darkest Hour sind am Ende." Schrieb vor Jahren schon Kollege Cadario anlässlich "The human romance", ohne der Band überhaupt etwas Böses zu wollen. Und er stellte es ein Album zu früh fest, wie wir mittlerweile wissen. Weil Darkest Hour erst mit ihrer achten, selbstbetitelten Platte – die hier völlig zu Recht ignoriert wurde – fertig hatten. 2014, als sie einen kaputtproduzierten Gemischtwarenladen vorlegten, mitsamt Gesten aus dem Stadion und breitgelatschtem Klargesang. Knietief im Konsensmatsch stand die Band. Da war es dann auch vorbei mit Darkest Hour. Warum sich also überhaupt auseinandersetzen, mit einer offensichtlich ruinierten Band? Warum darauf hoffen, dass beim neunten Album plötzlich wieder alles gut wird? Wo man doch weiß, dass kaum eine Kapelle je den Weg zurück gefunden hat, nachdem sie der dunklen Seite erst erlag.
Um niemandem die Katze im Sack anzudrehen: weil Darkest Hour offenkundig ganz genau wissen, was sie da seinerzeit verbrochen haben. Und nunmehr kräftig Abbitte leisten. Das beginnt beim Albumcover, das sich wieder in die bandeigene Tradition unsagbarer Hässlichkeit stellt und findet seinen vorläufigen Höhepunkt bei den beteiligten Namen. In den Godcity Studios waren sie also, bei niemand Geringerem als Kurt Ballou himself. Und das, liebe Freundinnen und Freunde des gepflegten Geballers, hört man ganz gewaltig. "Knife in the safe room" eröffnet mit unter zwei Sekunden Gitarrenfeedback, bevor der Song mit allem, was er in die Griffel bekommt, nach vorne bolzt. Nicht stumpf oder monoton, sondern mit einer Dringlichkeit, die man in dieser Form lange nicht mehr von der Band gehört hat. Wie um das zu beweisen, nimmt "This is the truth" den Faden direkt im Anschluss zu noch mehr Speed wieder auf und lässt dazu Gitarren von der Leine, die gar nicht wissen, wohin mit ihrer Spielfreude. Gefühlvolles Solo inklusive. Danach sind keine sieben Minuten durch, und auch die letzten haben kapiert: Undoing ruin wird hier zum Motto, Darkest Hour ziehen die Nummer auf ihrer Wiedergutmachungstour bedingungslos durch.
Notfalls auch mit einem Akustikgitarre-meets-Gegniedel-Zwischenspiel wie in "Widowed" geschehen. Oder mit einer haarsträubenden wie halsbrecherischen Mischung aus Melodie und Abteilung Attacke, wie sie "None of this is the truth" ganz und gar meisterhaft durchdekliniert. So reihen Darkest Hour Songs aneinander, die allesamt keine Fragen offen lassen. Selbst ein Stück wie "Enter oblivion", in dem sich die Band weit aus dem Fenster gelehnt an Midtempo und ausladenden Melodien versucht, funktioniert da ganz tadellos. Einerseits, weil Kurt Ballou dem Album einen Sound auf den Leib geschneidert hat, der jedem Song nochmals zu mehr Qualität verhilft. "Godless prophets & the migrant flora" schreit, schnauft, lebt und bleibt so jederzeit weit weg von irgendwelchen klinischen Metal- und Hardcore-Übungen. Andererseits, weil Darkest Hour in ihrem Songwriting einen wohltuenden Schritt zurück machen. Und hier zwölf Mal zwischen Thrash-Metal, ganz viel Punk und bissigem Hardcore in die Vollen gehen, ohne die Übersicht zu verlieren. Ganz zum Schluss darf dann "Beneath it sleeps" alles in die Waagschale werfen, was die Band so besonders macht. Und nochmal aufzeigen, dass Darkest Hour vieles sind, aber ganz bestimmt nicht am Ende. Wiedergutmachung geglückt. Willkommen zurück.
Highlights
- Knife in the safe room
- This is the truth
- None of this is the truth
- Beneath it sleeps
Tracklist
- Knife in the safe room
- This is the truth
- Timeless numbers
- None of this is the truth
- The flesh and the flowers of death
- Those who survived
- Another headless ruler of the used
- Widowed
- Enter oblivion
- The last of the monuments
- In the name of us all
- Beneath it sleeps
Gesamtspielzeit: 44:49 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Decline |
2017-03-22 21:01:13 Uhr
Ich kann Herr K. hier ganz nachfühlen. Ich bin großer Fan seit der Hidden Hands und bin auch froh, dass sie hier wieder zu ihrer härteren Seite gefunden haben. Aber ja, irgendwie fehlt der Platte die "epicness" (mir fällt gerade kein weniger schlimmer Ausdruck ein), welche Platten wie Undoing Ruin, Deliver Us oder eben die Hidden Hands ausgemacht hat.Hoffe auch, dass es mit mehrmaligem Hören noch wächst - aber die Platte scheint ja sowieso allgemein gut anzukommen. Verdient haben es die Jungs allemal. |
marmeladenkoch |
2017-03-20 18:40:52 Uhr
Stark! |
Herr K. |
2017-03-15 23:08:53 Uhr
Erntet ja generell viel Lob. Kann mich nach drei, vier Durchläufen aber noch nicht so recht begeistern. Ja. Geknüppelt wird gut. Der Sound ist wunderbar rotzig, wie seit Hidden Hands nicht mehr. Aber irgendwie fehlen mir hier die Melodien. Es bleibt nix/kaum etwas hängen. Das Album rauscht so durch. Vielleicht wächst es ja noch... |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27965 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-03-15 17:22:07 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
At The Gates; Dark Tranquillity; Soilwork; The Haunted; It Dies Today; Avenged Sevenfold; As I Lay Dying; In Flames; Atreyu; Arch Enemy; Shadows Fall; Diecast; The Agony Scene; Bloodsimple; Unearth; Gardenian; The Black Dahlia Murder; Bleeding Through; Converge; Poison The Well; Heaven Shall Burn; Remembering Never; Blinded Colony; Carcass; Hypocrisy; Himsa; It Dies Today; Grade; From Autumn To Ashes; The Autumn Offering; Bad Brains; Black Flag; Slayer; Sick Of It All
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