Real Estate - In mind

Domino / GoodToGo
VÖ: 17.03.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Entspannungsbad
Stolz berichtete Kollege Bremmer kürzlich von seinem neuesten Hobby: Musik in der Badewanne hören. Sei entspannend und halte zudem sehr sauber. Seitdem ist der Whirlpool in den Plattentests.de-Redaktionsräumen permanent belegt. Gut also, dass die neue Platte von Real Estate auch ohne Entspannungsbad wohltuend-beruhigend wirkt, wiewohl man davon zumindest äußerllich nicht sauber wird. Fürs Seelenleben ist "In mind" jedoch Massage, Erholungskur und Balsam in einem. Körper und Geist fahren in den Standby-Modus, der zermürbende Alltagsstress löst sich in dieser Dreiviertelstunde in Wohlgefallen auf. Indes: Manchmal fällt es schon schwer, die Augen und Ohren offen zu halten, so sehr fokussieren sich Real Estate auf ihrem vierten Album aufs gepflegte und vollumfängliche Einlullen.
Den Start gestaltet das in Brooklyn ansässige Quintett noch geschmeidig-hitverliebt: "Darling" eröffnet als perlender Gitarrenpopsong den Reigen, geht mit seinem sonnigen Gemüt eine Runde im Park spazieren und reiht sich in die lange Liste lässiger Real-Estate-Ohrwürmer ein. Danach wird's ruhiger: "Serve the song" wischt sich noch den morgendlichen Schlaf aus den verträumten Äuglein, während sich die zweite Single "Stained glass" so lange um die eigene Achse dreht, bis ihr ganz schwindelig wird. Real Estate sind nicht dafür bekannt, Experimente einzugehen, stattdessen vertonen sie in ihren Stücken die süße Langeweile sonntäglicher Nachmittage. So viel steht fest: Nach langen Clubnächten (oder anderen Verrücktheiten) bringen Martin Courtney und seine Jungs den Ruhepuls wieder in den grünen Bereich.
Ähnlich wie beim Vorgänger "Atlas" muss man jedoch auch bei "In mind" mit einer leicht sedierenden Nebenwirkung rechnen: Real Estate variieren nur wenig in Tempo und Stimmung, sie dudeln meist mit angezogener Handbremse durch die frühlingsgrüne Landschaft. Dabei klingen sie freilich immer sehr angenehm-unaufgeregt, doch nicht jeder Song kann den Hörer für sich einnehmen. Dies gilt insbesondere für den Siebenminüter "Two arrows", der eigentlich so etwas wie das Herzstück der neuen Platte sein soll, im Grunde aber eher der Blinddarm ist: Es ginge auch ohne ihn. Das verträumt vor sich hin flirrende "After the moon" und der smoothe Collegerock von "Holding pattern" machen diesen Umstand jedoch locker wieder wett.
Mit "Diamond eyes" wagen sich der Fünfer dann an eines der wohl amerikanischsten Genres: Sanft schunkelt diese schlingernde Country-Nummer Richtung Sonnenuntergang. Hier präsentieren Courtney und Co. eine interessante Facette ihres musikalischen Horizonts, der sie künftig gerne mehr Platz einräumen dürften. Zuletzt, ein Klavier: Real Estate schenken dem abschließenden "Saturday" ein impressionistisches Piano-Intro, nur um kurz darauf doch wieder das Tempo auf angenehme Art und Weise anzuziehen. Wenn Kollege Bremmer in ein bis zwei Stunden wieder in die Redaktionsräume geschwebt kommt, wird er sich also wundern: Alle mindestens so entspannt wie er, nur ohne Badeschaum im Bart. "In mind" hält trocken.
Highlights
- Darling
- After the moon
- Holding pattern
Tracklist
- Darling
- Serve the song
- Stained glass
- After the moon
- Two arrows
- White light
- Holding pattern
- Time
- Diamond eyes
- Same sun
- Saturday
Gesamtspielzeit: 44:52 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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saihttam Postings: 2624 Registriert seit 15.06.2013 |
2017-10-21 02:48:05 Uhr
hmhttps://pitchfork.com/news/matt-mondanile-addresses-sexual-misconduct-allegations/ |
saihttam Postings: 2624 Registriert seit 15.06.2013 |
2017-10-14 02:38:46 Uhr
Es gab wohl doch einen triftigeren Grund für den "Ausstieg" von Matt Mondanile als einfach nur die Fokussierung auf Ducktails. Irgendwie krass bei so einer Band, die doch sonst so viel Harmonie ausstrahlt.https://pitchfork.com/news/real-estate-fired-guitarist-matt-mondanile-in-2016-because-he-allegedly-mistreated-women/ |
saihttam Postings: 2624 Registriert seit 15.06.2013 |
2017-07-31 23:12:09 Uhr
Ach stimmt, die neue Beach Fossils gibts ja auch. Hab ich bisher irgendwie ebenfalls vernachlässigt. Das werde ich demnächst mal nachholen. Ich habe die Band schließlich früher sehr gemocht. |
qwertz Postings: 1069 Registriert seit 15.05.2013 |
2017-07-31 23:01:45 Uhr
Bei Courtney-Solo ist mir nur das tolle "Airport Bar" in Erinnerung. Ansonsten hat es mich nicht so gepackt. Tatsächlich fühle ich mich beim neuen "Beach Fossils"-Album auch sehr an die goldenen Zeiten von Real Estate erinnert. Der Thread dazu schwirrte auch gerade relativ weit oben rum. Wer Lust hat, kann ja mal in die Songs "This Year" oder "May 1st" reinhören. |
Gordon Fraser Postings: 2777 Registriert seit 14.06.2013 |
2017-07-31 09:47:17 Uhr
Die "In Mind" ist unspektakuläre, solide Real-Estate-Kost. Ich bin aber froh dass es Bands gibt die sich nicht auf jedem Album neu erfinden müssen. Das Courtney-Soloalbum ist sehr, sehr nah an der Hauptband dran.Bei den Ducktails fand ich "The Flower Lane" ganz hervorragend, aus dem ganzen Real-Estate-Komplex sogar mein zweitliebstes Album nach der "Days". |
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Referenzen
Martin Courtney; Ducktails; Woods; Whitney; DIIV; Beach Fossils; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Girls; Women; Male Bonding; Mazes; Youth Lagoon; Yuck; Mac DeMarco; Smith Westerns; Cloud Nothings; Gauntlet Hair; Alex Bleeker And The Freaks; Julian Lynch; Pure X; Deerhunter; Atlas Sound; Ganglians; Cymbals Eat Guitars; Wild Nothing; Craft Spells; The Strokes; Crystal Stilts; Iceage; Cults; Veronica Falls; Best Coast; No Age; Japandroids; PS I Love You; The Morning Benders; Pop Etc.; Dum Dum Girls; Surfer Blood; Avi Buffalo; Harlem; Wavves; Times New Viking; Here We Go Magic; Ty Segall; White Denim; Jacuzzi Boys; Black Lips; No Joy; Happy Birthday; Crocodiles; The Pains Of Being Pure At Heart; The War On Drugs; Kurt Vile; Nada Surf; Yo La Tengo; Pavement; Dinosaur Jr.; Stephen Malkmus And The Jicks; The Feelies; R.E.M.; The Replacements
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