All Them Witches - Sleeping through the war
New West / PIAS / Rough Trade
VÖ: 24.02.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Der Schlaf der Gerechten
Nach vier Alben und fünf Jahren kreativer Blütezeit – die beiden Live-Alben ausgenommen – haben All Them Witches gefunden, wonach sie womöglich gar nicht gesucht haben. "Ich habe immer schon gesagt, wenn wir uns als Menschen ändern, verändert das unsere Musik", meint Frontmann und Bassist Charles Michael Parks Jr. "Deshalb können wir nie die selben Platten zweimal machen." Selbstbewusstsein von Anfang an, seit dem 2012er DIY-Debüt "Our mother electricity", erschienen beim kultigen Münchner Elektrohasch-Label. Nach Weltraumreise mit Pink Floyd, Friedhofs-Picknick mit Black Sabbath oder Wüstenwanderung mit Kyuss waren sie nie sonderlich danach bestrebt, die breite Masse der Stoner-Rock-Aficionados zu bedienen. "Sein eigenes Ding machen" – selten klingt diese Plattitüde so trefflich, vor allem wenn man bedenkt, dass "Sleeping through the war" in nur sechs Tagen aufgenommen wurde. "Ain't nobody gonna tell me how to run my town" – da ist sich Parks sicher, wenn er gleichzeitig fordert: "Don't bring me coffee." Denn wach und munter sind sie bereits. Der Schlaf der Gerechten ist vorbei.
Nach etwas Gezwitscher im Stil von Hitchcocks "Die Vögel" entfaltet sich der Opener "Bulls" behutsam. Grummelnder Bass, sphärische Background-Vocals, dazwischen die charismatische Stimme von Parks, eingehüllt in stimmungsvolle Hallfahnen. Nach vier Minuten knallt dem eingelullten Hörer dann ein Riff vor die Füße, welches die psychodelisch-fragile Stimmung niederwalzt. Im Vergleich zum gefeierten Vorgänger "Dying surfer meets his maker" von 2015 schalten die Jungs jedoch einen Gang zurück. Auf tonnenschwere Psych-Banger wartet man hier vergeblich. Macht aber nichts. Der Teufel steckt im Detail: Neben kosmischer Orgel bei "Bruce Lee" und traditioneller Bluesharp bei "Internet" kommen erstmals bereits genannte weibliche Background-Vocals zum Einsatz und runden das kilometerhohe Klangspektrum obenrum ab. Und bei "Alabaster" wird dann doch wieder der dröhnende Fuzz angeschmissen.
Ein weiteres Highlight ist die Hymne "3-5-7" mit hypnotischen Riffs und souligen Arrangements, gefolgt vom fast schon pittoresken "Am I going up?", bei dem All Them Witches ihre musikalische Bandbreite präsentieren. Dabei schöpfen die Jungs aus Nashville unter anderem aus ursprünglichem Americana und betäubendem Desert Rock. Sie blicken aber auch mit einem Anflug von Selbstironie auf die Gegenwart, wenn Parks mit bluesgeschwellter Brust beim Zehn-Minuten-Rausschmeißer singt: "If you're asking me / I got one thing to say / If I can't live here / Guess I'll live on the internet." Leider gibt es dort schon zu viele Bands ohne Namen und Bedeutung. All Them Witches gehören sicherlich nicht dazu.
Highlights
- Bulls
- Don't bring me coffee
- 3-5-7
- Am I going up?
Tracklist
- Bulls
- Don't bring me coffee
- Bruce Lee
- 3-5-7
- Am I going up?
- Alabaster
- Cowboy Kirk
- Internet
Gesamtspielzeit: 46:18 min.
Referenzen
Colour Haze; Mars Red Sky; My Sleeping Karma; Graveyard; Greenleaf; Pink Floyd; Kadavar; Mondo Drag; Truckfighters; The Great Machine; Samsara Blues Experiment; Blues Pills; Earthless; Black Mountain; Black Keys; Naxatras; Goat; Kyuss; Brant Bjork; Queens Of The Stone Age; Mark Lanegan; Masters Of Reality; Black Sabbath; Led Zeppelin; Witchcraft; Pentagram; Rotor; Stoned Jesus; Dead Meadow; Uncle Acid & The Deadbeats; Wooden Shjips; The Black Angels; Salem's Pot; Fu Manchu; Motorpsycho; King Gizzard & The Lizard Wizard; The Flying Eyes
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