Hippo Campus - Landmark
Transgressive / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 24.02.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Jugend musiziert
Mit Lebensweisheiten ist es so eine Sache. Auf der einen Seite klingen sie unglaublich abgenudelt und schal im Ohr, auf der anderen Seite ziehen sie ihr hartnäckiges Überdauern eben auch daraus, dass stets ein Stück Wahrheit in ihrem Kalenderspruch-Kern liegt. Dachten sich wohl auch Hippo Campus, starten ihr Debüt nach sphärischer Eröffnung gleich mit der Erkenntnis, that's "the way it goes". So ist das Leben nun einmal. Irgendwie melancholisch und fröhlich zugleich. Und wenn solch eine Wahrheit von vier talentierten Jungspunden aus Minnesota vertont wird, kann sich solch gewöhnliche Feststellung sogar zu einem außergewöhnlichen Hit entwickeln.
Und davon bietet "Landmark" gleich jede Menge. Das liegt auch daran, dass Sänger Jake Luppen ein außergewöhnliches Timbre in seine mitunter himmelhochjauchzende Stimme legt. Diese harmoniert perfekt mit den bittersüßen Arrangements des Quartetts, die sich mal quirlig tänzelnd, mal verhalten schleppend durch das Album bewegen. Dabei balancieren Hippo Campus perfekt auf der roten Linie, die die herzklopfende Melancholie von der herzverkrampfenden Traurigkeit trennt. Gut vorstellbar, dass die Band sich zukünftig auf der einen oder anderen Tracklist kommender Coming-of-age-Filme wiederfindet. Ach, eigentlich könnte gleich das ganze Album für einen Streifen über die Suche nach dem richtigen Platz im Leben verwendet werden. Das an Vampire Weekend erinnernde "Vines" mit blubbernder Orgel, Schellenkranz und Gitarre posiert dabei genauso gekonnt für Weichzeichner-Aufnahmen des in der Adoleszenz strauchelnden Filmhelden wie das sich im Ohr einkuschelnde "Epitaph". Der Refrain schmatzt zufrieden, dazu gesellt sich eine beseelte Akustische, und fertig ist ein weiterer perfekter Popsong.
Es ist der jungen Band hoch anzurechnen, dass sich Ihr Liedgut bei aller Lieblichkeit auch immer eine gewisse Leichtigkeit bewahrt. Zu keinem Zeitpunkt wirkt "Landmark" überladen kitschig. Dabei findet sich eine ganze Frühlingswiese an Instrumenten, Elektronik-Effekten und Sounds auf dem Album. Nur säen Hippo Campus diese musikalischen Pflänzchen derart geschickt in ihren Sturm-und-Drang-Soundtrack, dass sie sich erst beim intensiven Hörgenuss offenbaren. Hier eine kleine verhuschte Trompete, dort ein paar Sprachsamples – oder darf es vielleicht noch ein dezenter Chor sein? Dazu dann und wann ein seichter Klaps auf den Hintern des Tempo-Ponys. Hier sind vor allem das funky und durch Elektronik aufspielende "Western kids" mit Knackarsch-Beat und das hymnische "Boyish" erwähnenswert. Ab und zu darf sogar die Augenbraue überrascht nach oben zucken: wenn etwa in "Poems" ein grummelnder Synthie in das versammelte Wohlgefühl knarzt.
"Landmark" ist zum Liebhaben im positivsten Sinne und eine sehr unterhaltsame Reise in die von Aufbruch und Zweifeln geprägte Gefühlswelt. Diese gestaltet sich bekanntermaßen nicht immer wünschenswert und wird auch einmal als ungerecht empfunden. Aber so ist es nun einmal, das Leben.
Highlights
- Way it goes
- Epitaph
- Western kids
Tracklist
- Sun veins
- Way it goes
- Vines
- Epitaph
- Simple season
- Tuesday
- Western kids
- Poems
- Monsoon
- Vacation
- Boyish
- Interlude
- Buttercup
Gesamtspielzeit: 44:34 min.
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Referenzen
Vampire Weekend; The Kooks; MGMT; The Ark; Art Brut; Ash; Athlete; Bastille; Telekinesis; Modest Mouse; Bleachers; Darwin Deez; Bon Iver; Grouplove; Bombay Bicycle Club; Toothless; California Wives; Clock Opera; Matt & Kim; Daughter; Freelance Whales; The Drums; Friska Viljor; Lowell; Glass Animals; Wild Beasts; The Go! Team; We Have Band; Timber Timbre; Klangstof; Shields; The Naked And Famous
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