The Minus Five - Down with Wilco (A tragedy in three halfs)
Yep Roc / Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 24.02.2003
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Sommerzähne
Und schon wieder Wilco. Man könnte meinen, die Chicagoer würden unter chronischer Langeweile leiden, denn nach "Yankee hotel foxtrot" und "Loose Fur" erscheint mit "Down with Wilco" hierzulande bereits das dritte Album mit Jeff Tweedy und mindestens einem Teil seiner Mitstreiter innerhalb von gerade mal zehn Monaten. Aufgenommen wurde das Album aber bereits vor knapp anderthalb Jahren; zu einer Zeit also, als Wilco wegen Vertragsstreitigkeiten mit ihrem Label erst einmal auf Eis lagen und so massig Zeit für allerlei spaßige Ausflüge hatten.
Für den jüngsten Streich trat Tweedy mit versammelter Mannschaft an, um Scott McCaugheys Allstar-Team The Minus Five unter die Arme zu greifen. Als hätte der ehemalige Kopf der Young Fresh Fellows mit Peter Buck (R.E.M.), Kevin Stringfellow (The Posies) und Sean O'Hagan (High Llamas) nicht schon namhafte Kollegen genug dabei. Und im Gegensatz zu den tiefgründigen, dezent verworrenen Kleinoden der letzten Wilco bietet "Down with Wilco" sommerlichen, gar leichten Gitarren-Pop mit ordentlichem Geschichtsbewußtsein. Wären nicht die manchmal leicht neben der Schnur stehenden Pedal Steels und die entrückten Streicher aus der Steckdose, würde man der Scheibe glatt eine Veröffentlichung in den späten Sechzigern abkaufen.
Harmonieseliges Ohrwurmangeln und schunkelige Arrangements versüßen den überaus luftigen Powerpop, der seine Unschuld mit großen Bambiaugen vortäuschen will. Doch das fette Grinsen, mit dem Songs wie das über den Niedergang der kleinen Plattenläden hadernde "The town that's lost its groove supply" oder "Dear employer (The reason I quit)" daherkommen, irritiert. Fast schwermütig prangert McCaughey seinen Ex-Chef an: "Your escalators are very dangerous / On the way down / They rip the skin and they pull you in / Spit out the boney bits and coffee grounds." Eine kleine Lift-Musik mit Hang zum Morbiden.
Das sanfte Ausfransen von "Life left him there", der fidele Blödsinn von "The old plantation" ("But did you ever really try to peel away the sky?"), das sarkastische "I'm not bitter" oder die behutsame Nostalgie von "The days of wine and booze" - der hier versammelte Wohlklang und das zumeist kundige Songwriting zeigt, wie gut sich The Minus Five und Wilco ergänzen können. Leider flaut die Platte trotz der spitzzüngigen Texte der Tragödie in drei Hälften zwischendurch immer wieder in vermeidbare Harmlosigkeiten wie das verzärtelt zeternde "Retrieval of you" oder das zerfahrene "Daggers drawn" ab. Als honigsüßer kleiner Bruder von "Yankee hotel foxtrot" sorgt "Down with Wilco" dennoch für weitgehend strahlende Gesichter.
Highlights
- The days of wine and booze
- The town that's lost its groove supply
- I'm not bitter
- Dear employer (The reason I quit)
Tracklist
- The days of wine and booze
- Retrieval of you
- That's not the way that it's done
- The town that lost its groove supply
- Daggers drawn
- Where will you go?
- Life left him there
- The family gardener
- The old plantation
- What I don't believe
- View from below
- I'm not bitter
- Dear employer (The reason I quit)
Gesamtspielzeit: 42:02 min.
Referenzen
Wilco; Big Star; The Beach Boys; The Beatles; The Byrds; The Mother Hips; The Bigger Lovers; Camper Van Beethoven; Cracker; R.E.M.; The Posies; The Lemonheads; Buffalo Tom; Toad The Wet Sprocket; Belle & Sebastian; The Reindeer Section; Clem Snide; Loretta; Tom Petty; The Kinks; The Turtles; The Searchers; The Hollies; Ben Folds Five
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- The Minus Five - Down with Wilco (3 Beiträge / Letzter am 08.11.2018 - 14:12 Uhr)