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Los Campesinos! - Sick scenes

Los Campesinos!- Sick scenes

Wichita / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 24.02.2017

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Trennung auf Portugiesisch

Geh nach Hause, Fußball. Du bist voll. Oder was soll sowas? Ein Dosenpfand-Klub als einziger halbwegs ernstzunehmender Bayern-Jäger? Eine WM mit 48 Mannschaften? Eine EM auf dem ganzen Kontinent, nachdem die letzte mit 24 Teams und vier Wochen schon arg überdimensioniert war? Auch Los Campesinos! erinnern sich mit gemischten Gefühlen. Das walisische Septett weilte im Sommer 2016 nämlich ausgerechnet in Portugal, um sein sechstes Album einzuspielen – also in dem Land, das die langgezogene Euro am Ende für sich entschied und dabei auch Wales ausschaltete. Mehr als ein notdürftig zufriedenes "Halbfinale ist auch nicht schlecht" blieb der Band um Gareth Paisey während der Aufnahmen zu "Sick scenes" also nicht. Und dass Cristiano Ronaldo in der Vorrunde einen Elfmeter verschoss, taugte bestenfalls als windige Genugtuung.

Dennoch liegt das runde Leder Los Campesinos! von jeher am Herzen: Durch ihre Platten wuseln zahlreiche namhafte Kicker, via Twitter streute Paisey einmal unter falschem Namen frei erfundene Transfer-Gerüchte aus der Premier League – und betont zudem stets, dass es in Liebe und Fußball gleichermaßen tragisch zugeht. Gleiches gilt für die Songs seiner Band, auch wenn man das vor lauter ausgelassenem Gejohle, stürmischem Gitarrenpop-Pling und scheinbar gut gelauntem Uptempo oft erst verspätet mitbekommt. "I broke up in Amarante"? Ein trotz aufgedrehter Hops-Qualitäten bitteres Indie-Liebeslied, das in einer Trennung auf Portugiesisch gipfelt. "A slow, slow death"? Tritt ein, weil niemand den in einer Pfütze liegenden Protagonisten mit dem Gesicht nach oben dreht. Egal, wie sehr die Drums auch poltern und die Bläser frohlocken.

Grundsätzlich gibt es auf "Sick scenes" also nichts zu meckern. Wenn "Roberto Dall'Ara (2008)", wahlweise benannt nach dem Stadion des FC Bologna oder dessen verstorbenen Präsidenten, und das auf geschwindem Stakkato daherflitzende "Sad suppers" hyperaktiv ein paar quietschbunte, mehrstimmige Twee-Pflöcke in den Boden rammen, ist das nämlich nicht weniger als solider Los-Campesinos!-Standard – allerdings auch nicht mehr. Denn rasten die fidelen sieben auf "Hold on now, youngster ..." noch unwiderstehlich durch die Innenverteidigung, stehen sie sich spätestens seit "Romance is boring" im Mittelfeld doch arg auf den Füßen herum. Und auch die "5 Flucloxacillin" aus der verstohlen um die Apotheke schleichenden Single vermögen diesen "Sick scenes" nicht zur vollständigen Genesung zu verhelfen.

Immerhin: Das zunächst unbedarft vor sich hin bimmelnde "Here's to the fourth time!" zieht sich per unverhofftem Break mittendrin auf links und tischt anschließend eine tosende Komplexrock-Klimax auf, und "For whom the belly tolls" erweist sich blumig wortspielend mit zugespitztem Riffing und Singalong-Refrain rasch als so zauberhafter wie perfider Ohrwurm. Und so halten Los Campesinos! den Hörer auch für die letzten drei Stücke bei der Stange – wie einen Stadionbesucher, der bis zum Abpfiff bleibt. Allerdings eher aus Gewohnheit und weil ein Spiel nun mal 90 Minuten dauert – und nicht etwa, weil er das Gefühl hätte, es würde noch irgendetwas Aufregendes passieren. Wie auf diesem Album eben. Doch bis das nächste wieder inspirierter wird, hat Paisey ja Zeit zum Twittern. Wie wär's hiermit: Gareth Bale nach Leipzig? Klingt interessant – ist es aber nicht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • I broke up in Amarante
  • Here's to the fourth time!
  • For whom the belly tolls

Tracklist

  1. Renato Dall'Ara (2008)
  2. Sad suppers
  3. I broke up in Amarante
  4. A slow, slow death
  5. The fall of home
  6. 5 Flucloxacillin
  7. Here's to the fourth time!
  8. For whom the belly tolls
  9. Got Stendhal's
  10. A litany / Heart swells
  11. Hung empty

Gesamtspielzeit: 40:32 min.

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User Beitrag

Lichtgestalt

User und Moderator

Postings: 4976

Registriert seit 02.07.2013

2017-03-09 08:47:21 Uhr
7,6 bei Pitchfork.

Herder

Postings: 1836

Registriert seit 13.06.2013

2017-03-06 20:35:52 Uhr
8/10 bei Drowned in Sound.
Ich sag's ja nur...

http://drownedinsound.com/releases/19830/reviews/4150815

Herder

Postings: 1836

Registriert seit 13.06.2013

2017-03-01 19:05:53 Uhr
Nicht dass ich ansonsten immer mit Pitchfork einverstanden wäre aber die Rezension zum neuen Album ist um Welten besser und angemessener als die hier veröffentlichte.
Und es geht mir hier gar nicht um die 7.6, sondern einfach um die Mühe die sich der Pitchfork-Rezensent gegeben hat, die Musik und die Texte einzuordnen. Es geht doch...
Artie Shoot
2017-02-26 23:10:09 Uhr
Kann mich Herder nur anschließen.
Die ist Rezi wirklich uninspiriert: Fußball, Fußball, Fußball und natürlich das obligatorische "Hold on now, youngster..." war besser.

"Sick Scenes" an sich ist natürlich mal wieder gut. Nach den grandiosen "No blues" und "Hello Sadness" ist es aber ein kleiner Schritt zurück. Die Hooks ziehen nicht so hundertprozentig und die Platte klingt eher wie eine Songsammlung und weniger wie ein in sich geschlossenes Album. Dennoch erweitert es den großen LC!-Katalog doch um ein paar Hammer-Songs. Insbesondere "Got Stendhal's", "A slow, slow death" und "The fall of home" sind zu empfehlen.

Herder

Postings: 1836

Registriert seit 13.06.2013

2017-02-26 16:28:49 Uhr
Was für eine schöne Platte, tolle Melodien, gelungene Texte, schönes Artwork.

Ich kann die gelangweilt-herablassende Rezension hier nicht nachvollziehen, das ging mir bei den Vorgängern auch schon so ähnlich. Wenn ich überlege, was hier sonst so be- und hochgejubelt wird, aber... ach... ich fange erst gar nicht an...

PT und ich entwickeln uns einfach immer weiter auseinander.

*kopfschüttelnd ab*
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