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Kärbholz - Überdosis Leben

Kärbholz- Überdosis Leben

Metalville / Rough Trade
VÖ: 27.01.2017

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Rocko hatte recht

Wir hatten es an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt: Es gibt Genres, die sich einen dermaßen miserablen Ruf erarbeitet haben, dass alleine die Nennung des Namens für ausgeprägte Fluchtreflexe sorgt. Metalcore ist so ein schönes Beispiel. Oder eben, und jetzt kommen wir zu Kärbholz, Deutschrock. Viel zu onkelig für die einen, zu viel freies Wild für die anderen, und wenn diese Fallstricke tatsächlich vermieden werden sollten, dann winkt alsbald Fettnäpfchen Nummer Drei, nämlich der durchaus fließende Übergang zum testosterongeschwängerten Dicke-Eier-Metal aka Neue Deutsche Härte. Wollte man zynisch sein, man könnte dem Vierer aus dem tiefsten Bergischen Land attestieren, eben jenen Fallen erfolgreich ausgewichen zu sein, und alleine damit die größte Leistung in einem Genre vollbracht zu haben, das Platitüden wie ein Magnet anzuziehen scheint.

Nein, es ist ziemlich klassischer Punkrock, dem die Herren aus der Ortschaft mit dem wunderschönen Namen Ruppichteroth frönen. Und das tun sie zumindest in kommerzieller Sicht überaus erfolgreich, wie einstellige Platzierungen in den Charts unter Beweis stellen. "Überdosis Leben" macht da keine Ausnahme, zumal das siebte Album der Band zunächst entschlossen marschiert. Kurz angezählt, grüßt Frontmann Torben Höffgen seinen Vater mit "Ich hoffe Du kannst mich sehen". Und doch zeigt bereits der Opener das Kernproblem, nämlich die lyrische Beschränktheit des Quartetts. Hier zunächst im Programm: Geh Deinen Weg, sei ehrlich, bleib aufrichtig, dann kann Dir nichts passieren. Das ist dermaßen abgedroschen, dass selbst der Dreschflegel keinen Bock mehr hat – und doch wird nach Zufuhr gewisser hochgeistiger Getränke im Pit die Hölle los sein.

Erst mit "Nur wir beide" wird die Monotonie des 4/4-taktigen Uffta-Punks erstmals durchbrochen, indem ein frisch hüpfender Ska-Takt eingeschoben wird. Ein schwacher Trost, wie sich anhand der "Mein bester Freund ist wie mein Bruder"-Lyrics bald herausstellt. Viel besser ist da schon "Kind aus Hinterwald", was vermutlich jeder Dorfmensch verstehen dürfte. Und darüber hinaus zeigt, dass sich auch Vertreter eines ansonsten völlig ironiefreien Genres gehörig auf die Schippe nehmen können. Plötzlich wird die dicke Hose zur Latzbuxe, die Doc Martens werden gegen Gummistiefel getauscht, und die Kuh fliegt im Square Dance über die Bretter. Herrlich. Blöd nur, dass das darauf folgende "Evolution umsonst" umso prolliger gerät und beim Beitrag von Gastsänger Lenny Osterhus, der mit seiner Hausband Endseeker ansonsten durchaus feinen Death Metal serviert, gar den Songtitel ungewollt bestätigt.

Natürlich werden auch bei Kärbholz die Rufe der Gesinnungspolizei nicht leiser werden, die die Band angesichts ihrer Auftritte auf dem "G.O.N.D."-Festival umgehend im berüchtigten "Grauzone"-Eimer verklappen wird. Mal davon ab, dass das Quartett in etwa so politisch wie die heimische Fauna ist, sorgen allerdings die Songs schon selbst dafür, dass zwischen dem Charterfolg und künstlerischem Anspruch eine riesige Lücke klafft. Stehen doch grauenhafte Jauler wie "Perfekt unperfekt" durchaus fröhlich knüppelndem Überholspur-Punkrock wie "Da ist noch Leben drin" gegenüber. Die Fanschaft stört's herzlich wenig, und streng genommen gebührt den schwerst tätowierten, aber wie die Kumpels von nebenan lächelnden Herren durchaus Respekt. Sie wissen vermutlich, dass sie nicht allzu viel können. Und machen daraus das Beste. Das mag für manche verwerflich sein. Ehrlich ist es aber allemal. Unser Daumen senkt sich dennoch von Herzen.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Ich hoffe Du kannst mich sehen
  • Kind aus Hinterwald
  • Da ist noch Leben drin

Tracklist

  1. Ich hoffe Du kannst mich sehen
  2. Überdosis Leben
  3. Feuerräder
  4. Ich kann es nicht ändern
  5. Nur wir beide
  6. Kind aus Hinterwald
  7. Evolution umsonst
  8. Der Spiegel
  9. Perfekt unperfekt
  10. Da ist noch Leben
  11. Nur einen Satz
  12. Schwerelosigkeit
  13. Weck mich nicht auf
  14. In Flammen stehen

Gesamtspielzeit: 51:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Kärbholz
2019-08-17 23:51:24 Uhr
Alle Systeme auf Vollgas 👍👍👍

Mega geiler Song, wie ich finde 😉🤔🤭
Och nee
2018-01-17 12:15:30 Uhr
Neeeeeeee
kärpholts sind
2018-01-15 12:16:18 Uhr
die onkls füa arme.

wir faian uns so lange es uns gibt auch wenn nicht jeda ahsch uns liebt, dädä dä däde dä dädä dä dädä...
Jungbauer
2018-01-13 11:14:20 Uhr
*Sau raus lass*
Er hat Durchblick
2018-01-12 18:02:17 Uhr
Jenseits aller politischer Deutungshoheit:Die Musik ist scheissenlangweilig und erinnert von der ersten Sekunde an schnarchnasiege Scheuenfeten mit Onkelz Beschallung. So kann der Jungbauer am Wochenende auch mal die Sau rauslassen.
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