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London O'Connor - OΔ

London O'Connor- OΔ

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 17.02.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

HipPop hooray

London O'Connor mag noch nicht ganz wissen, wer er ist oder woher er wirklich kommt. Aber er weiß, was er will. Und er hat einen Plan. Den setzt er um, auch wenn der Gute selbst nicht immer ganz genau den Weg zu kennen scheint. Es ist egal: So exzentrisch O'Connor, der sich gern mal ein Kleid anzieht, gleichzeitig eine Weile nur gelbe Pullover trug und die Skater-Community als offenste der Welt bezeichnet, äußerlich auch scheint, so sehr wünscht man ihm auch, dass er ankommt. Sein Debütalbum "O∆" – ausgesprochen "Circle triangle" – ist seine vertonte Lebensgeschichte. Und noch bevor man sich fragt, wie viel man über ein 25-jähriges Leben erzählen kann, gibt er auch schon die Antwort.

Die Welt, aus der O'Connor kommt, war ihm zu klein. Ein afroamerikanischer Junge, der gern in Kleidern rumrennt oder gleich damit aufs Skateboard steigt, der dazu eine besondere Vorliebe für Pop-Musik hat und diese gekonnt mit seiner ebenso großen Leidenschaft für HipHop verbindet? Das ist nichts für die südkalifornische Vorstadt, aus der er kommt. Noch vor der internationalen Erstveröffentlichung von "O∆" im Juni 2015 zog er auf die andere Seite des Landes, nach New York City, wo es den Leuten etwas egaler ist, wie man aussieht. Vielleicht war es auch die Freiheit des Big Apple, die ihm dabei half, seine musikalische Nische zu finden: O'Connor ist sowohl singender Rapper als auch rappender Sänger, und beides mit der nötigen Konsequenz.

Beachtlich ist vor allem, wie befreiend O'Connors deutlich zelebrierte feminine Seite in der fast schon hypermaskulinen Rap-Welt wirkt. "My name is London and I rose from the dark side", rappt er mit tiefer Stimme im Synthie-Pop-induzierten Finaltrack "Survive". Anschließend säuselt er sich durch die Großstadt – oder das Schlafzimmer? – und klettert die Falsettleiter mit Leichtigkeit nach oben. In der Single "Oatmeal", die den Elektro-Pop nicht nur zart streichelt, sondern ihm glatt zungenküssend in die Arme fällt, geht seine Panik vor einem langweiligen Leben auf der Couch, wie sein Onkel es führt, im Gleichschritt mit purer Vorfreude auf eine bessere Zukunft. Derweil lamentiert er in "Nobody hangs out anymore" darüber, dass seine Freunde nur noch über das Internet erreichbar sind, während geradezu strenge Klänge aus der Drum-Machine auf ein hauchzartes Pianospiel treffen.

Eine Spur wuchtiger, zumindest oberflächlich betrachtet, gibt sich das darauffolgende "Guts", in dem O'Connor sich mit überdeutlicher Aussprache jedes einzelnen Wortes an alten Funk-Helden zu orientieren scheint. Gleichzeitig bringt er sein Casio-Keyboard ein weiteres Mal zum Glühen und gibt Einblick in sein düsteres, von diversen Ängsten geplagtes Seelenleben, wenngleich er ein Alter Ego namens Steve verwendet, um sich abzugrenzen. Macht nichts: Dass "O∆" ein intimes Statement ist, merkt man dennoch, auch dank dem tief wummernden, von vermeintlichen Störgeräuschen durchzogenen "Love song", das mehr von heimlicher denn wirklich gelebter, ja, geteilter Liebe erzählt. Die andere Seite der Euphorie-Kurve entdeckt das Album-Highlight "Steal", das mit den Zeilen "This place will make you timid if you let it keep you still / Don't let them break you" gleichzeitig das Lebensmotto O'Connors zu offenbaren scheint. Recht hat er. Und spätestens da ist klar: Die dunkle Seite hat der Junge im Kleid längst hinter sich gelassen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Steal
  • Nobody hangs out anymore
  • Survive

Tracklist

  1. (Open) 00 00
  2. Oatmeal
  3. Natural
  4. Steal
  5. Nobody hangs out anymore
  6. Guts
  7. Coordinates 00 36
  8. Love song
  9. 09 87 (Where is your home)
  10. Survive

Gesamtspielzeit: 29:11 min.

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