Meat Wave - The incessant

Big Scary Monsters / Al!ve
VÖ: 17.02.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wisch auf
Die Nacht – sie kommt. Egal welche Jahreszeit, man kann – mit leichter, kontinuierlicher Anpassung – die Uhr danach stellen. Mit Ausnahme vielleicht der Gebiete auf der Erde, in denen es zur Sommerzeit nur leicht dämmert, das Firmament sich nicht vollends verdunkelt. "The incessant", übersetzt etwa "das Unablässige, das Nicht-enden-wollende", so lautet der Titel des zweiten Album des Chicagoer Post-Punk-Trios Meat Wave. Und auch dieses zieht seine Existenz aus einer wahrhaft dunklen Erfahrung: Brutal und langwierig muss der emotionale Aufschlag gewesen sein, den Vokalist Chris Sutter im Alter von 25 Lenzen durch die Trennung von seiner Jugendliebe erlitt, mit der er zuvor über zwölf Jahre liiert war. So hart, dass Selbstzerstörung und Antriebslosigkeit zum Programm wurden – bloß ohne das Präfix "Selbsthilfe-".
Glücklicherweise ist Sutter Musiker und hat zwei Mitsreiter, die sein therapeutisches In-Stücke-Reißen des Kummers in Form eines Konzeptalbums wie "The incessant" mittragen. Und ebenjenes Album, produziert von keinem Geringeren als Steve Albini, überträgt ebenjene typischen Stufen, die eine solche Lebensphase kennzeichnen, auf die akustische Ebene: Erinnerungen, Wut, Schmerz und Aggression spiegeln sich im Highspeed-Rock'n'Roll von "At the lake" und dem kompromisslosen "Mask" wieder, beide zusammen nicht mal zwei Minuten lang. Bevor sich der Protagonist dann im elegischen, verschrobenen "Birdland" kraft- und agitationslos am Boden wieder findet: "Tried to live through love / Life is one regret / Can't go back to birldland / Nothing makes any sense." Auch zuvor wagen sich Meat Wave in die Tiefe. Das melancholische "No light" ruft zunächst die guten alten Neunziger-Emo-Heroen auf den Plan, schaukelt sich unter verzweifeltem Geschrei zum Höhepunkt des Leidens, das abschließend in einen Post-Punk-Rausch mündet, flankiert von raffinierter Gitarrenarbeit.
Überhaupt tun sich zu Sutters markanten Gitarrenthemen die feinen Bassläufe Joe Gacs hervor, die solch forsche Punk-Bretter wie die Single "Run you out" oder das Auftakt-Stück "To be swayed" gemeinsam aus dem Einerlei herausziehen und Fans von Shellac, The Bronx oder Hot Snakes gleichermaßen begeistern dürften. Neben den äußerst gezielten musikalischen Kinnhaken ist das sich langsam aufbauschende Titelstück Fixpunkt des Albums, das nicht nur windschiefen Post-Punk mitbringt, der gegen Ende gar hymnisch wird, sondern gleich seine eigene, zunächst gnadenlos lärmende Dekonstruktion namens "Killing the incessant" zum Abschluss. Apropos abschließen: Sutter indes scheint jetzt bereit, die letzten Tränen aufzuwischen, die Dunkelheit hinter sich zu lassen. Auch wenn man's manchmal nicht glaubt: Jede schlimme Nacht ist irgendwann mal vorbei.
Highlights
- To be swayed
- Run you out
- No light
- The incessant
Tracklist
- To be swayed
- Tomosaki
- Run you out
- Leopard print jet ski
- Bad man
- No light
- Glass teeth
- The incessant
- At the light
- Mask
- Birldland
- Killing the incessant
Gesamtspielzeit: 35:52 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MickHead Postings: 4164 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-01-17 21:00:14 Uhr
Die ersten beiden neuen Songs seit "Malign Hex""Voicemail / Dehydrated" bei Bandcamp: https://meatwavechicago.bandcamp.com/album/voicemail-dehydrated |
noise Postings: 1042 Registriert seit 15.06.2013 |
2022-11-27 20:18:40 Uhr
*nicht* |
noise Postings: 1042 Registriert seit 15.06.2013 |
2022-11-27 20:16:06 Uhr
Sie ist sogar sehr gut.Aber das scheint hier niemanden zu interessieren. Eine Rezension wird wohl auch kommen. |
MasterOfDisaster69 Postings: 1009 Registriert seit 19.05.2014 |
2022-10-16 03:54:26 Uhr
die aktuelle Platte heisst Malign Hex und ist gut !https://www.youtube.com/watch?v=kQraN-5Ba00 8/10 |
noise Postings: 1042 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-01-25 22:37:50 Uhr
Warst bestimmt in Münster. Hatte auch vor hinzufahren, aber Kumpel hat abgesagt und ich habe dann nicht den Ar... hochgekriegt um alleine loszufahren. Lieber ausschlafen wegen Stress bei der Arbeit. Werde mich bestimmt noch länger ärgern, zumal ich die Scheibe hervorragend finde. |
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Referenzen
Shellac; Drive Like Jehu; The Jesus Lizard; Condo Fucks; Hot Snakes; Parquet Courts; Fucked Up; Gallows; The Bronx; Fugazi; Atlas Sound; Hüsker Dü; Ty Segall; Steve Albini; Pavement; The Breeders; Die! Die! Die!; Pissed Jeans; Zeke; Ceremony; Smoke Blow; Metz; Fidlar; Gluecifer; Jawbreaker; Japandroids; Cloud Nothings; New Bomb Turks; Refused; Sonic Youth; Knapsack; Sleep Kit; The Jealous Sound; Built To Spill; Guided By Voices; Les Savy Fav; Von Spar; Dinosaur Jr.; The Bled; Alexisonfire; Modest Mouse; Yo La Tengo; Ought; Descendents; Black Flag; Frank Carter & The Rattlesnakes; Against Me!; Minor Threat; The Hellacopters; The Drips; We Were Promised Jetpacks
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- Meat Wave - The incessant (13 Beiträge / Letzter am 17.01.2025 - 21:00 Uhr)