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Emily Millard - By heron & by season

Emily Millard- By heron & by season

Greywood / Timezone
VÖ: 17.02.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Gut gefördert

Donald J. Trump hat wenig für Kultur über. Er befindet die öffentlichen Kunstgelder für überflüssig, ist er doch einer, der nur an die "Kunst des Erfolgs" glaubt. Auch der ähnlich laute Mario Bart, wenngleich ein anderes Kaliber, saß unlängst kopfschüttelnd in der Hannoverschen Staatsoper. Was er da letztendlich nicht verstand, ob es wirklich die Fördermittel für dieses Haus waren, oder Mozarts "Zauberflöte" selbst, blieb offen. Sei's drum: Im Für und Wider dieser Unterstützungen dürfen sich andere gegenseitig bespucken. Und sollten dennoch in "By heron & the season" von Emily Millard reinhören. Ohne das Canada Council und weitere generöse Einrichtungen wäre das Album als bloßes Hirngespinst verpufft. Was schade wäre, denn es möchte viel, sich aber beileibe nicht im Sinne irgendeines Staatsaktes anbiedern.

Dabei ist die junge Dame nicht neu im Geschäft. Bisher tourte sie verdeckt als Miss Emily Brown mit Alin Coen durch deutsche Provinzen, sie bespielte kleinere Jazzclubs in Nordamerika, nahm mit Efterklangs Martin Heyne auf. Schon in der Band Morlove kratzte sie am Durchbruch, ihr Kammerpop wurde viel in College-Radios gespielt. Vergebens, klang er zu sublim. "By heron & the season" ist nach einer zehn Jahre währenden Karriere, die Erfolg versprach, das Versprechen aber nicht einhielt, ein möglicher Wendepunkt. Aus mehreren Gründen: Stimmlich hat sich Millard entwickelt. Selten kiekst sie noch, Kate Bush ähnelnd, aber wie bei der späteren Joanna Newsom ist die Stimme mit den Jahren erdiger geworden. Ausbrüche in teils anstrengende Höhen bleiben somit aus. Auch im Arrangieren hat sich Millard verbessert: Minimal opulent wie Grizzly Bear in "Snake charmer", mit "Origami valentine" an eine optimistischere Joni Mitchell erinnernd, oder händeklapsend in "As a cloud", ihrer Version von Feists "1234", in dem sie singt: "How simple / How perfect / How clear the path / You fear it / Draw near it." Einfache Bilder, schlichte Sprache, die Instrumente lieber zurücknehmend.

Millard träumt sich in den Wald. Bäume treten auf. Blumen verwelken. Vögel sind in jedem zweiten Song, und wenn sie nur mit lavierenden Flöten in "Promise of spring" zwitschern. Natur wird vertont, imitiert, nacherzählt. Eine Sängerin im Grün, die meint, dadurch intimer zu sein als jemals zu vor, dadurch zu sich gefunden zu haben, und kein Künstler-Pseudonym mehr bemühen zu müssen. Und lieber vom lauernden Jäger singt, dessen Moment der totalen Aufmerksamkeit eine Leere bedeutet, Gedanken könnten vom Fang ablenken. Oder sich einen Schlangenbeschwörer herbeisehnt, der dann doch lieber sie beruhigen soll, weil sie traurig ist, dunkel denkt, das Gefühl hat, sich selbst langsam zu entschwinden. So ein bisschen weiblicher Goth ist Millard eben schon. Ihren besten Moment aber hat sie inmitten von "Eisblumen", wenn die Streicher aussetzen, nur Stimme und Klavier zu hören sind, zu dessen Melodie Millard eine zarte Gegenspur singt, beinahe flüstert. Mehr davon und es bedarf der Fördermittel bald nicht mehr.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Eisblumen
  • Hunter
  • Origami valentine

Tracklist

  1. Flashlight
  2. Chainbreaker
  3. Toxic town
  4. Promise of spring
  5. Eisblumen
  6. As a cloud
  7. Snake charmer
  8. Hunter
  9. Where is god
  10. Hourglass
  11. Origami valentine

Gesamtspielzeit: 43:55 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28244

Registriert seit 08.01.2012

2017-02-01 22:08:58 Uhr
Frisch rezensiert.



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