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Clock Opera - Venn

Clock Opera- Venn

Imaginary Nations / !K7/ Indigo
VÖ: 10.02.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Melancholy first

Die Unterschiede könnten stärker nicht sein. Beim Amtsantritt von US-Präsident Barack Obama sendete dieser 2009 ein Gefühl des Aufbruchs um die Welt. Acht Jahre später ist unser Planet ein anderer, und ein lügender, narzisstischer Gockel als Amtsoberhaupt schockt weltweit große Teile der Bevölkerung. Der Sturm und Drang hat sich zu einem aggressiven Sorgenknäuel zusammengekrümmt. Ein musikalischen Paralleluniversum weiter haben die britischen Clock Opera einen ähnlich radikalen Wechsel vollzogen. Das von Samples, Synthies und nach vorne federnden Gitarren geprägte Debüt "Ways to forget" hat für einen äußerst melancholischen Zweitling Platz gemacht. Auf "Venn" skandieren die Londoner eher "Make UK sad again" und "Melancholy first" denn "Yes, we can".

Die Kopfstimme von Guy Connelly dominierte schon das Erstlingswerk, und auch auf "Venn" bleibt dieses Falsett-Korsett bestehen. Allerdings kolportierten schon im Vorfeld Whistleblower aus dem Bandumfeld, dass schwere persönliche Nackenschläge zu einem Soundwechsel geführt hätten. Das bestätigt gleich zum Albumauftakt "In memory" aufs Eindringlichste. Majestätisch schweben die zerbrechlichen Zeilen aus der Dunkelheit heran, während sich molllastige Sounddecken um den Zuhörer wickeln. Dazu pluckert ein geradezu rücksichtsvoller Beat. Nach diesem Soundschleicher in dunkelblau stürmt "Changeling" geradezu ambitioniert nach vorne. Elektronische Glocken, satte Rhythmen und klirrende Soundpatterns tragen den Song sicher über die Hit-Ziellinie.

Eine Taktik, die das gesamte Album von Clock Opera auszeichnet. Immer, wenn die Vocals in einem Meer aus Melancholie abzusaufen drohen, bilden Rhythmus, Elektronik sowie die respektvoll im Hintergrund agierenden Gitarren den Rettungsring. Und bewahren "Venn" damit vor einer Fahrt ins allzu Trübe. Mag auch die produktionstechnische Wucht des Vorgängers abgewählt worden sein, die Hits zählen immer noch zum Parteiprogramm – allen voran das hymnische "Whippoorwill". Mit "Ready or not" oder "Cat´s eye" finden sich weitere Treffer auf der Tracklist. Trotz einer homogen verteilten Düsternis und der instrumentalen Leisetreterei, wirkt "Venn" zu keinem Zeitpunkt träge. Und auch die programmierte musikalische Klangwelt kommt nicht von der Elektropop-Stange, sondern löst die ambitionierten Wahlversprechen des Erstlingswerks locker ein.

Am Ende perlt im finalen "When we disappear" mit seinen in Echolot gedippten Synthesizern und dem verhaltenen Entreé gar ein schwelgerischer Optimismus aus den Instrumenten. "Der Präsident ist tot, lange lebe der Präsident", raunt die Community. Denn mag der Ansatz von Clock Opera auch ein neuer sein, so ist er doch ebenso Erfolg versprechend wie der des Vorgängers. So sehr kann sich Kunst von der Politik unterscheiden.

(Oliver Windhorst)

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Highlights

  • Closer
  • Whippoorwill
  • Cat's eye

Tracklist

  1. In memory
  2. Changeling
  3. Closer
  4. Whippoorwill
  5. Hear my prayer
  6. Ready or not
  7. Dervish
  8. Cat's eye
  9. Tooth & claw
  10. When we disappear

Gesamtspielzeit: 40:39 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

matinioh

Postings: 174

Registriert seit 28.09.2017

2017-10-22 17:40:19 Uhr
09/10

Gefühlvoller Indie Pop-Rock !!!

Das 2. Album von Clock Opera entstand mit Hilfe einer Crowdfunding Kampagne.

So konnte sichergestellt werden, dass der Band niemand dreinredet und somit die Kontrolle über die Musik bei Ihr bleibt!

Nur so konnte ein wunderbares Album wie Venn kreiert werden, das sich wohlwollend vom heutigen Einheitsbrei abhebt:

Eine atmosphärische Mischung aus Indie Pop-Rock, verfeinert mit dezenter Electronic.

Über all dem thront die gefühlvolle Stimme von Guy Connelly, häufig im zerbrechlichen Falsett, und absolut passend, um die zum Teil vorherrschende Düsternis in den Songs zu durchbrechen:

Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Anspieltipps:

"In memory"
"Changeling"
"Closer"
"Whippoorwill"

myx

Postings: 4640

Registriert seit 16.10.2016

2017-02-06 17:02:38 Uhr
Also diese Bemerkung ist die Höhe. Stell dir diesen Song mal in Bariton oder Bass vor - unmöglich! =)
2hi
2017-02-06 16:10:06 Uhr
warum immer öfter solche unnatürlich hohen gesänge? könnte man auch 1-2 oktaven tiefer singen und wäre auch besser.

myx

Postings: 4640

Registriert seit 16.10.2016

2017-02-06 07:00:57 Uhr
Schon wieder werde ich in einem Update fündig: Der Song "Whippoorwill" gefällt mir ausgezeichnet. Das Album "Venn" steht auf meiner Wunschliste.
Esdeh
2017-02-02 15:11:01 Uhr
Kann man wenigstens bei Plattentests mal vom politischen Tagesgeschehen verschont bleiben? Meine Fresse
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