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Scarboro - Here comes the hangover

Scarboro- Here comes the hangover

WTF / Soulfood
VÖ: 03.02.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Aus dem Nichts

Man muss nicht erklären, dass der olle Punk wohl das am häufigsten für tot erklärte Genre seit Menschengedenken ist. Die paar Powerchords halten eben nicht lange vor. Und die meisten von all den Gruppen, die da herumkreuchen und -fleuchen, stolpern ja doch früher oder später über die eigene, viel zu große Klappe, werden lächerlich, etwas witzlos oder eben einfach nur steinalt. Es kann ja nicht jede Band Bad Religion sein und auch beim 42. Album noch konstant okaye Qualität abliefern. Die Lösung? Vielleicht ein bisschen Hardcore moderner Spielart? Bestimmt. Oder eine Runde Emo-Revival? Klar. Trotzdem kommt der Tag, an dem man keinen Bock mehr hat auf die Leiden der Touché Amorés und Defeaters, auf die ständige Melodieliebe von Joyce Manor und Dowsing – und Turbostaat ist auch nicht unbedingt etwas für jeden Tag.

Deshalb und weil man nicht immer nur altbekannte Namen auflegen kann, ist man dankbar für eine Band wie Scarboro. Moment, wer? Ein Trio aus Brooklyn, das so ziemlich aus dem Nichts kommt und laut dem üppigen Promotext – 51 Wörter! – unter anderem nach Agnostic Front, Bad Religion und Minor Threat klingt. Also ganz bestimmt nicht innovativ. Das muss aber auch gar nicht sein, sind doch die 14 Songs von "Here comes the hangover" mit so viel Schmiss eingeprügelt, dass man an Neuerungen und ähnliche Kinkerlitzchen erst gar keine Gedanken verschwendet. Das macht in nicht einmal 27 Minuten dann so viel Laune, dass der Hörer sogar vergisst, sich über den dämlichen Titel zu mokieren. Viel eher feiert man die ganze Chose frenetisch ab. Wie der Opener "Scarboro" mit einer Messerspitze Melodie und einer großen Kelle Ungestüm mit der Tür ins Haus fällt. Wie in "Downward spiral" und "Panic at the Cisco" ganz frühe No Use For A Name durchscheinen. Wie der Closer und Titeltrack eine unproduzierte Akustikgitarre voranstellt und sich mit zunehmender Spieldauer zur herrlich rotzigen und windschiefen Karikatur einer Powerballade entwickelt. Unnachahmlich ist das alles. Irgendwie.

Weil man, und das ist am Ende der Party so ganz nebenbei der große Trumpf dieses wüsten Hauruck-Albums, gar nicht wirklich benennen kann, woraus "Here comes the hangover" seine Stärke eigentlich bezieht. Ein bisschen Nostalgie mag vielleicht dabei sein. Aber im Großen und Ganzen sind es die Songs und ihre Präsentation, die diesen Longplayer zu einem hemmungslosen Vergnügen in unter 30 Minuten machen. "One night last stand" darf sich dann sogar als heruntergekommene Variante eines Hits bezeichnen lassen. Und wenn "Cliche I know" in seinen 53 Sekunden gleich zwei Tempowechsel unterbringt, hat die Band einen ohnehin längst in der Tasche. Scarboro sind oldschool im besten Sinne, ohne zum Zitat früherer Tage zu verkommen. Kein Ton zu viel, kein Schmuck am Nachthemd, keine geraden Noten. Und Punk? Ist noch lange nicht tot. Kein Bullshit eben.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • One night last stand
  • Cliche I know
  • One heart one mind
  • Here comes the hangover

Tracklist

  1. Scarboro
  2. Disassociate
  3. One night last stand
  4. Life like any other
  5. Relentless
  6. Archangels
  7. Watch ya back
  8. Cliche I know
  9. Bury it
  10. One heart one mind
  11. Downward spiral
  12. Panic at the Cisco
  13. Blackout
  14. Here comes the hangover

Gesamtspielzeit: 26:20 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-01-25 22:05:52 Uhr
Frisch rezensiert.

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