Gringo Star - The sides and in between

Nevado / Rough Trade
VÖ: 03.02.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10

Die kleine Musikenzyklopädie
Gringo Star stammen aus Atlanta, Georgia. Der Stadt, die jüngst von Danny Glover so liebevoll in einer gleichnamigen Serie portraitiert wurde, in der sie nicht bloß Schauplatz ist, sondern zu einer weiteren, handelnden Figur wird. Atlanta mischt die Kulturen, treibt mit seiner Virilität an, ist aber auch scharf genug zu seinen Künstlerm, die versuchen, ein Image aufzublasen, um ihren HipHop gefährlich zu machen. Vor allem inspiriert die Stadt auch Gringo Star, deren Bandname keinem Image entspricht, also nicht den schlagzeugenden Beatle nach Südamerika zieht, auch nichts mit einem Salsa gemein hat, dafür aber offenlegt, wie schrullig sich "The sides and in between" an eine alte Musik erinnert.
Peter und Nicholas Furgiuele, zwei der vier Gringos, wurden regelrecht geschult, was die Musik der 1950er und 1960er betrifft. Ihr Großvater war Radiopromoter, versuchte die Rassentrennung zu überwinden, indem er Weiße für Little Richard, Sam Cooke und andere begeisterte. Posthum erhielt er dafür Würdigung. Damals viel Gelächter. Die Großmutter erzählte den Brüdern die Anekdoten, noch intensiver spielte sie ihnen die dazugehörigen Schallplatten vor. Tief verinnerlichten die Furgiueles einen Retro-Schick. So tief, dass im August 2016, als "The sides and in between" in Amerika veröffentlicht wurde, ein wehleidiges Klagen durch die Musikpresse ging. Von einer anderen Zeit, die die meisten Schreiberlinge selbst nicht erlebt haben, in der zwar nicht alles gut war, dafür noch klobige Transistorradios rauschten, die kalifornischen Stände nicht überlaufen waren. Und sich die Lebenswelt kaum über das eigene Wohnviertel erstreckte.
The Strokes, Tame Impala, Temples – einige Bands haben es in den letzten Jahren geschafft, mit Songs groß zu werden, die alt klingen. Einige nennen das Vintage. Bei Gringo Star hört man allerdings heraus, dass sie von den originalen Quellen gelernt haben, dass diese Vier, die sich amüsiert eine "Boyband" nennen, zwar The Beatles, The Kinks, The Animals, usw. kennen und lieben, aber auch darum wissen, von wem viele Ideen abgeschaut wurden. Das führt dazu, dass die Riffs und Refrains auf "The sides and in between" leichtfüßiger wirken. "Get closer" gerät als Lovesong bestechend einfach. Texte müssen nichts aussagen, Songs dafür unterhalten und Füße wippen lassen. Wie mit den Gitarren von "Rotten", oder den "Ahs" und "Ohs" im Refrain von "Heading south". "Knee deep" ist ein kleiner Spaghettiwestern. Und das Album ist letztlich eine Musikenzyklopädie, die irgendwo zwischen den Zeiten, dem Surferrock, den Anfängen der Psychedelik und altem R&B vor sich her rauscht. Nur eine halbe Stunde, die hier vollkommen ausreicht.
Highlights
- Rotten
- Get closer
- Knee deep
Tracklist
- Rotten
- Magic
- Get closer
- Still alive
- Going home
- Knee deep
- Heading south
- Undone
- It's you
- The last trace
Gesamtspielzeit: 30:02 min.
Referenzen
Little Richard; Stevie Wonder; Chuck Berry; The Animals; The Stooges; Ritchie Valens; Marc Bolan; Sam Cooke; Percy Faith; Santo & Jonny; Robert Johnson; The Yardbirds; And You Will Know Us By The Trail Of Dead; The Toadies; Wavves; Best Coast; Temples; Tame Impala; Foxygen; The Arcs; The Black Keys; Danger Mouse & Daniele Luppi; Ennio Morricone; The Dodos; Alessandro Alessandroni; Jack White; The White Stripes; Ariel Pink's Haunted Graffiti; The Yardbirds; Love; The Beatles; Black Mountain; Sleigh Bells; Portugal. The Man; Cloud Control; The High Llamas; Here We Go Magic; Yo La Tengo; The War On Drugs; The Coral; Ty Segall; My Morning Jacket; Brian Lopez; Sunflower Bean; Man Man; Sleeper Agent; The Gris Gris; The Apples In Stereo; Taylor Hawkins; Cold War Kids; Spoon; Wolf Parade; Menomena; Black Lipstick; Hot Hot Heat; Yeasayer; Twin Peaks; Black Lips; The Flaming Lips
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