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Enoq - Zu schön um klar zu sein

Enoq- Zu schön um klar zu sein

Jakarta / Groove Attack
VÖ: 20.01.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Keine Fragen

Vor Jahren hakte Materias grüner Teilzeit-Außerirdischer Marsimoto mal nach, wie es in der hiesigen Szene um die Realness bestellt sei. Anhand des Debütalbums des Hauptstadt-Rappers Enoq lässt sich sagen, dass mit der Wahrhaftigkeit Anfang 2017 so weit erst mal alles in Ordnung ist. Bereits auf der "Wie ich do"-EP zeigte Enoq sein Gespür für ungekünstelte Botschaften aus der Sphäre des konstanten Hustles und des substanzbedingten Hochgefühls. Eine gehörige Portion Melancholie lieferte er dabei inklusive. Der Süd-Berliner operiert weiterhin mit dem Mic in der Hand am offenen Herzen und pflegt einen ziemlich schonungslosen Umgang mit sich selbst, der aber keineswegs ins Wehleidige kippt. Der Mann hinter dem Künstler gibt sich direkt im "Intro" namentlich als Daniel A. zu erkennen und keept es fortlaufend dementsprechend real. Hier macht sich jemand exakt so groß, wie er ist.

"Frag mich nicht" präzisiert diese Marschroute des Albums. Es lohnt nämlich schlichtweg nicht, im Lebensentwurf des Protagonisten rumzustochern. Es ist bereits alles da. Es wird alles gesagt, was zu sagen wäre. Dabei stehen dann auch keine Technikorgien, sondern das Ringen um die richtigen Worte für den Transport eines Gefühls im Vordergrund. Die hessischen Brüder Mädness und Döll verteilen sich gleich auf zwei Tracks und erweisen sich als ehrbare Mitstreiter im Kampf um das Gute und Wahre im Rap. Wer jedoch "So dabei" flach als drogenverherrlichenden Output begreift, der hält auch jedes Graffiti für stupiden Vandalismus. Enoq erzählt nicht nur dort angenehm unaufgeregt von einem Leben, wo niemand den Schmerz betäuben muss, weil der Louis-Store nachts geschlossen oder ein überbewerteter Designer die Sneaker-Stückzahl reduziert hat. Das Dasein am Existenzminimum erschließt sich in dem benannten Song vielmehr anhand der Flucht vor dem täglichen Trott in einem fast wimmernden Bekenntnis: "Mama, ich nehm Drogen".

Den klassischen Themenkatalog von Straßenrap bedient dieses Album nahezu in vollem Umfang. Es geht um die Gang, um die Notwendigkeit des Tickens und um die Suche nach einem Ziel zwischen den tristen Häuserfassaden. Der Unterschied zu allerlei austauschbaren Vertretern des beliebten Sub-Genres liegt zum einen in der speziellen Vortragsweise und zum anderen in den Beat-Picks. Beide hier angewandten Stilmittel entziehen dem stets düsteren Themenkreis die omnipräsente Rauhbeinigkeit. Enoqs Stimmeinsatz auf den warmen Produktionen, die zwischen den Neunzigern und einem Stück Jetzt-Zeit pendeln, laden mehr zum Kopfnicken als zum Kopfeintreten ein. "Laut" bringt den Habitus nochmal auf eine besonders minimalistische Formel: "Hab so Label dies das, doch die kümmern sich nicht / 1036 Likes, doch das kümmert mich nicht." Verständlich. Enoq hat wirklich genug andere Probleme.

(Michael Rubach)

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Highlights

  • Frag mich nich
  • Pappalapapp (feat. Döll)
  • So dabei
  • Laut (feat. Mädness)

Tracklist

  1. Intro
  2. Frag mich nich
  3. Geld Macht Respekt
  4. Schlummertaste (feat. Zwang)
  5. Pappalapapp (feat. Döll)
  6. Streben nach Glück
  7. So dabei
  8. In meiner Gegend (feat. Weskone)
  9. Pausenbrot
  10. Laut (feat. Mädness)
  11. Urlaub in Berlin (feat. lpp)
  12. Kürzer treten

Gesamtspielzeit: 40:53 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27648

Registriert seit 08.01.2012

2017-01-25 22:04:13 Uhr
Frisch rezensiert.

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