Henning Wehland - Der Letzte an der Bar
Island / Universal
VÖ: 27.01.2017
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Außer Tresen nix gewesen
Das soll Henning Wehland mal wer nachmachen: In den Neunzigern eine Karriere mit der nie aufgelösten Crossover-Kapelle H-BlockX starten, irgendwann auf semi-tiefgründige Gesangseinlagen mit den Söhnen Mannheims umsatteln und dann als markantes Fernsehgesicht in der Primetime rote Buzzer drücken. Respektabel. Um diesen Werdegang gepflegt Revue passieren zu lassen, besinnt sich der Mittvierziger auf den wohl ehrlichsten Rückzugsort stoppelbärtiger Männlichkeit: die Kneipe. Dort am Bartresen sitzen vermeintlich die Kumpeltypen, die hart Schufftenden, die Vergessenen. Das Feld der bierseligen Zapfanlagen-Romantik beanspruchen eigentlich seit Jahren Haudegen für sich. Jetzt schmeißt sich der "The Voice Kids"-Juror in den Dunst der Herrengedecke und probiert sich am intonierten Arbeiter-Schick.
Um zahlende Gäste anzulocken, fährt der gebürtige Bonner ganz groß auf: Der Kampagnensong für die Darts-WM "Tanz um Dein Leben" ist etwas für die hippeligen Rausch-Trinker. Das Bonus-Duett mit der helenefischerisierten Sarah Connor biedert sich bei denen an, die in allerbester Heinz-Strunk-Manier im Schmiersuff nach herzzerreißendem Schlager lechzen. Lässig in den Gassen wandelnd, serviert Wehland derweil in der aufgeblähten Version von "Der Letzte an der Bar" eine üppige Lokalrunde an Prominenz, die der Internetgemeinde aufzeigt, wer da so im Bekanntschaftskreis herumschwirrt. All das mag dieses Album auf medial breite Beine stellen. Musikalisch hat allerdings fast jeder Song Mühe, sich überhaupt aufrecht zum Folgenden zu schieben. Die hier eingeschenkte Titelansammlung schmeckt wie ein Cocktail aus zimmertemperaturwarmen Bierrestbeständen, die irgendwann aus der Not heraus zusammengeschüttet worden sind.
"Die Botschaft für die Musikpolizei" in "Frei" wurde selbstredend vernommen. Allerdings kann sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass außer Bemühungen um Genrevielfalt gewaltig wenig passiert. Wenn es nötig erscheint, die eigene Musik schutzreflexartig erklären zu müssen, stimmt mit großer Wahrscheinlichkeit etwas nicht. Jeder Song zieht vorbei und verblasst so schnell wie Details einer ausufernden Kneipentour. Dabei ist völlig hinfällig, ob dieses oder jenes Instrument zum Einsatz kommt, ob die Stimme zart oder ruppig schallt, ob mal wer scratcht oder sinnvolle politische Töne angeschlagen werden. Wehland müsste so viel Interessantes zu erzählen haben, aber es perlen nur spröde Gedanken, die sich in Phrasen, Allerweltsweisheiten und Floskeln ergeben. Nach zehn Bier aufwärts hängt vielleicht der eine oder andere seinen Lippen. Ohne zusätzliche Stimmungsaufheller kann sich die schale Suppe jedoch mehr schlecht als recht tarnen. Da verzichtet der Gast sogar dankend auf ein weiteres Freigetränk aus der Hand des prominenten Nachbarn und investiert lieber selbst in ein Frischgezapftes.
Highlights
- Der Letzte an der Bar
Tracklist
- 1001 Umdrehung
- Der alte Mann und das Leergut
- Anfang vom Ende der Welt
- Der Affe und ich
- Der Freund steckt im Detail
- Mein Leben ist der Wahnsinn
- Panzer
- Der beste Beat der Welt
- Geister
- Zombie
- Räuber und Gendarm
- Frei
- Tanz um Dein Leben (feat. LaBrassBanda)
- Der Letzte an der Bar
- Bonnie & Clyde (feat. Sarah Connor)
Gesamtspielzeit: 51:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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SIMONE |
2017-10-27 16:41:50 Uhr
WER IST DIE JÜNGERE BLONDE SÄNGERIN NACH SARAH CONNOR UND DIE VON ROSENSTOLZ |
tronald |
2017-02-03 16:00:30 Uhr
fake News...total fake. |
schlewi |
2017-02-01 22:19:20 Uhr
Das Album wurde auf WDR2 vorgestellt.Der Moderator hatte ein Lieblingsstück: "Geister". Seine Meinung teile ich uneingeschränkt. |
Scholz |
2017-01-24 19:57:07 Uhr
Schwache Schei*e! |
The New Traditionalist (schwarz und zufrieden) |
2017-01-22 21:45:08 Uhr
Starke Scheibe! |
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Referenzen
Haudegen; Söhne Mannheims; H-BlockX; Revolverheld; Silbermond; Pur; Johannes Strate; Pohlmann; Pascal Finkenauer; Peter Plate; SDP; Tim Bendzko; Johannes Oerding; Joris; Mark Forster; Julian le Play; Philipp Poisel; Jupiter Jones; Sportfreunde Stiller; Gleis 8; Bosse; Herbert Grönemeyer; Marius Müller-Westernhagen; Peter Maffay; Wolfgang Niedecken; Thees Uhlmann; Silly; Heinz Rudolf Kunze; Selig; Thomas Godoj; Sebastian Hämer; Matthias Reim; Das Gezeichnete Ich; Curse; Reinhard Mey; Xavier Naidoo; Sarah Connor
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