Jerobeam - What's the deal!?!

Hazelwood / Polydor / Universal
VÖ: 10.02.2003
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Rasselbande
Ein Großmaul zu sein, schadet nicht, wenn man es hiphoppenderweise zu etwas bringen will. Gerade als ausgewiesene Kalkleiste. Insofern paßt zumindest folgende Entstehungslegende trefflich ins Raster. Lennart A. Salomon, ansonsten Elektro-Frickler bei Sono, stürmte einfach in ein Frankfurter Studio, in dem gerade die verdrehten Jazz-Funker Kool Ade Acid Test vor sich hin jammten, erzählte, daß er ein paar Songs dabei hätte, und war ansonsten die Frechheit in Person. Aber da diese ja bekanntlich stets siegt, stand Salomon kurze Zeit später mit der beinahe gleichen Mannschaft wieder im selben Studio. Und diesmal mit einem ganz eigenen Projekt: Jerobeam.
Fast so dreist wie diese Legende rasselt und groovt deren Debüt "What's the deal!?!" denn auch gleich los. Salomons ein wenig nöliger Sprechgesang akrobatisiert zu herrlich relaxten Rhythmen, lockt ein paar gut geölte Bläsersätze ins Tageslicht und streicht mal eben drei Dekaden aus dem allgemeinen Gedächtnis. Dank der munter trötenden Tuba und Salomons erdiger Gitarren-Schrammelei bekommen die räudigen Grooves ordentlich Dreck ab, um die manchmal etwas scheppernde Produktion aufzufangen. Glücklicherweise steht der Funk bei Songs wie "Family tune" so unverschämt im Saft, daß einem der Afro fast automatisch aus der Glatze schießt.
Ähnlich spannend wird es, wenn Salomon einfach Sprechgesang Sprechgesang sein läßt und sein nicht unfähiges Organ zu souligen, manchmal gar angejazzten Melodien verleitet. Mit sechzigerseligen Schlagern wie "Little cafe" oder dem bluesigen "Miss K", mit dem quäkenden "Tell me" oder dem verschlafenen "The end" macht Jerobeam Appetit auf mehr. Da flattert der Groove meist frisch, fröhlich, frei durch die Gegend. Auf klassischerem HipHop-Terrain jedoch wird offenbar, daß sich die Band manchmal doch noch ein wenig an sich selbst verhebt. Wie bei De La Souls "Tread water". Für Salomon mußte diese mäßig spannende Helden-Hommage wohl sein. Beim nächsten Mal aber bitte vorher abnabeln.
Highlights
- The little cafe
- Miss K
Tracklist
- Family tune
- The little cafe
- Move everybody
- Freaks on the train
- What's the deal?!
- Green city
- Miss K
- Home grown
- Tell me
- Tread water
- Me and Stevie G.
- Poem for a friend
- The end
Gesamtspielzeit: 49:06 min.
Referenzen
G. Love & Special Sauce; Fun Lovin' Criminals; Custom; Mardi Gras.BB; Kool Ade Acid Test; Galactic; Montana Chromeboy; Stakka Bo; Elwood; Everlast; Uncle Kracker; Jason Downs; Me Phi Me; De La Soul; Arrested Development; Black Eyed Peas; Wyclef Jean; Beck; Soul Coughing; Jack Johnson; Spin Doctors; Cake; Dr. John; The Meters; Medeski, Martin & Wood