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Ty Segall - Ty Segall

Ty Segall- Ty Segall

Drag City / Rough Trade
VÖ: 27.01.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Junge mit der Stromgitarre

Man kann eben nicht immer alles toll und richtig machen. Oder: Man kann eben nicht immer alles mögen? Beide Aussagen haben wohl ihre Daseinsberechtigung. Am Ende dreht sich halt alles um persönliche, subjektive Meinungen. Und wenn ein Künstler einen derartig überproduktiven Output wie Ty Segall hat, ist es gut möglich, dass da auch mal etwas dabei ist, das den Hörer am anderen Ende der Leitung nicht so vom Hocker reißt. Die Rezensentin etwa kann leider, trotz bekannter Vorliebe für Schrammelästhetik und ästhetisches Schrammeln, bis heute nicht viel mit "Emotional mugger" anfangen, dem 2016 veröffentlichten achten Solowerk des 29-Jährigen. Aber nicht verzagen, der Goldjunge des Garage-Rock hat immer noch ein Ass im Ärmel – oder einfach ein neues Album.

Fast genau ein Jahr nach dem erwähnten "Emotional mugger" legt der Kalifornier nun also sein neues, nach dem Debüt von 2008 abermals selbstbetiteltes Album vor. Und "Ty Segall", das wird sehr schnell deutlich, ist im Vergleich zu seinem Vorgänger weniger verkopft, sondern stattdessen weitaus vorwärtsgerichteter. Wie es Segall dennoch schafft, ein paar Haken zu schlagen, ist womöglich seine eigene große Kunst: Während der Opener "Break a guitar" noch relativ standardmäßig in die Saiten haut, verquirlt sich die darauffolgende Doppelspitze "Freedom" und "Warm hands (Freedom returned)" in insgesamt zwölfeinhalb Minuten in ein psychedelisch-verstrahltes Stromgitarren-Meisterwerk. Danach glühen sogar dem Zuhörer die Fingerspitzen.

Aus einem ganz anderen Holz ist hingegen "Orange color queen" geschnitzt: Die Vorabsingle ist ein waschechtes Liebeslied für Segalls Freundin Denée, die aus dem Jungen mit der Stromgitarre glatt einen säuselnden Barden unterm Schlafzimmerfenster macht. "Oh, you're my orange lady / Oh, you're my silver lips of honey / Oh, you're my cherry fizzled sundae / Oh, you're a tree inside of an airplane", erklärt er seiner Angebeteten mit den auffallend orangefarbenen Haaren und lässt die Welt glücklicherweise daran teilhaben. Eine Hommage der rasanteren und brachialeren Art ist "Thank you Mr. K", in dessen Mittelteil Segall abrupt stoppt, um ein paar offenbar leicht zerbrechliche Dinge zu demolieren. Oder war es mal wieder eine schlichte Toilette, die da ihr porzellaniges Leben lassen musste?

Trotz der vermeintlichen Gewaltbereitschaft ist Segall aber natürlich alles andere als ein wirklicher Schlägertyp – vielmehr nutzt er die Musik als Ventil für seine Wut und Unzufriedenheit. Angesichts seines Statements zur letzten Präsidentschaftswahl lässt sich nur mutmaßen, wie künftige Veröffentlichungen klingen werden. Vielleicht wird er sich weiter zwischen poppiger Seligkeit und ausschweifendem Jamming bewegen wie in "Take care (to comb your hair)". Womöglich ist aber der Abschlusstrack "Untitled" seine Kampfansage: Der Schlagzeuger zählt an, es ertönt kurz eine Gitarre, danach der Ausruf "Haha, wow!" und nach 13 Sekunden ist alles vorbei. Es ist so simpel wie der wichtigste Satz in Segalls obiger Stellungnahme: This world can still be beautiful. Und darüber sollte und darf es einfach keine zwei Meinungen geben.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Warm hands (Freedom returned)
  • Orange color queen
  • Take care (to comb your hair)

Tracklist

  1. Break a guitar
  2. Freedom
  3. Warm hands (Freedom returned)
  4. Talkin'
  5. The only one
  6. Thank you Mr. K
  7. Orange color queen
  8. Papers
  9. Take care (to comb your hair)
  10. Untitled

Gesamtspielzeit: 36:24 min.

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User Beitrag

MasterOfDisaster69

Postings: 936

Registriert seit 19.05.2014

2017-02-09 18:15:41 Uhr
https://www.youtube.com/watch?v=GF4i84mWuvU

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2017-01-23 18:52:03 Uhr

Underground

Postings: 1614

Registriert seit 11.03.2015

2017-01-19 10:04:21 Uhr
Nein, das war widerrum ein Tippfehler meienrseits.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2017-01-19 00:21:40 Uhr
Gegenfrage: Wie soll der durchschnittliche Leser eine "Meinung" zu einer Platte haben, die offiziell noch gar nicht erschienen ist?

Man darf die Frage auch später noch beantworten. Oder sofort, so wie Du ja auch.

Apropos, lieber Jennifer, was ist ein "Schlagzeuer"?

Ein Tippfehler. Danke für den Hinweis, ich bin mir sicher, dass er nett gemeint war. Und nicht so süffisant, wie man ihn leicht verstehen könnte. Wird gleich korrigiert.

Underground

Postings: 1614

Registriert seit 11.03.2015

2017-01-18 23:56:41 Uhr
Apropos, lieber Jennifer, was ist ein "Schlagzeuer"?
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