Austra - Future politics
Domino / GoodToGo
VÖ: 20.01.2017
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Utopie schadet nie
Wir hatten ja keine Ahnung. Katie Stelmanis auch nicht, als der Veröffentlichungstermin des dritten Austra-Albums feststand: ausgerechnet der Tag, an dem Donald Trump von angemessen unterwältigendem Rahmenprogramm begleitet in sein Amt eingeführt wird, wie sich wenig später herausstellte. Nein, allzu vertrauenerweckend sehen die "Future politics" ab 2017 vermutlich nicht aus. Für Stelmanis, Maya Postepski und ihre zwei männlichen Kollegen jedoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken – im Gegenteil. Fragwürdige Potentaten hin oder her: Die vier Kanadier richten den Blick nach vorn und propagieren neuartige globale Denkansätze sowie die unerschütterliche Hoffnung auf die beste aller möglichen Welten. "Die Zukunft ist nicht mehr das, was sie einmal war" raus, "Seien wir realistisch – versuchen wir das Unmögliche" rein.
Austra haben "Future politics" also nicht aufgenommen, weil Trump zum Präsidenten gewählt wurde – und wir hoffen inständig, dass es auch nicht umgekehrt so war. Platz für verhältnismäßige Profanitäten wie "Home", das bange Gedanken während nächtlicher Abwesenheit der Liebsten vertonte, bleibt angesichts des zu neuen Ufern aufbrechenden Optimismus kaum. Schließlich tat schon die erste Vorabsingle "Utopia" ihr Bestes, um den Hörer aus pessimistischem Dornröschenschlaf aufzurütteln. Der Bass massiert sanft, aber nachdrücklich die Synapsen, Synthie-Pianos perlen verführerisch, kleine rhythmische Spitzfindigkeiten infiltrieren die saftig in den Vordergrund gemischten Beats, und Stelmanis jubiliert in den höchsten Tönen. Und schon ist ein fein geschliffener Dancefloor-Volltreffer kein Wunschtraum mehr.
Unterdessen wird aus der lettischen Göttin des Lichts, der Austra ihnen Namen verdanken, immer mehr diejenige der blinkenden Lichter im Club. Genau dorthin zielt nämlich auch das Titelstück, das mit knatternder Sequenz und unsanftem Uptempo gar nicht erst versucht, irgendeine Art von Subtilität vorzutäuschen und die Dinge in Zeilen wie "The system won't help you when your money runs out" lieber beim Namen nennt. Und all das hat kaum mehr etwas vom oft diagnostizierten Opern-Gothic, sondern eher von den dezidierten Aussagen, die Janine Rostron alias Planningtorock zuletzt auf ihrem gefriergetrockneten Electro-Soul-Album "All love's legal" zur Gender-Debatte traf. Oder in abgemilderter Form von den aufs Allernotwendigste reduzierten Techno-Granaten von Factory Floor und anderen Acts aus der Reinraum-Abteilung im Hause DFA Records.
Aus dieser Ecke schneien etwa der muskulös rumpelnde Shuffle "Angel in your eye" oder das spröde "43" hinein, das organisierte Studentenmorde in Stelmanis' aktueller Wahlheimat Mexiko beklagt – dabei aber eigenartig emotionslos wirkt, nachdem die Frontfrau zuvor so viel Elan und glasklare Stimmgewalt an den Tag gelegt hat. Vor allem im Arpeggio-durchfluteten "I'm a monster" und dem unruhig pulsierenden Stratosphärenlied "I love you more than you love yourself" gerät der Gefühlshaushalt in Aufruhr – nicht nur hier hätten "Future politics" manchmal weniger klinisch saubere Arrangements und mehr Glitzer-Loops wie im hypnotischen "Beyond a mortal" gut zu Gesicht gestanden. So allerdings schleicht dieses Album etwas blass um die Nase aus dem Hintereingang, hält sich aber alle Türen offen. Vielleicht haben wir ja einfach nur noch keine Ahnung.
Highlights
- Future politics
- Utopia
- Beyond a mortal
Tracklist
- We were alive
- Future politics
- Utopia
- I'm a monster
- I love you more than you love yourself
- Angel in your eye
- Freepower
- Gaia
- Beyond a mortal
- Deep thought
- 43
Gesamtspielzeit: 45:18 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27853 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-12-18 19:21:44 Uhr - Newsbeitrag
NEUER SONG ‚CHANGE THE PARADIGM‘ HIER ANHÖRENIm Januar dieses Jahres veröffentlichten Austra ihr viertes Studioalbum ‚Future Politics‘. Bevor das Jahr nun zuende geht, teilt die Band mit ‚Change The Paradigm’ noch eine B-Seite, die es leider nicht mehr auf das Album geschafft hat. Katie Stelmanis, Sängerin und Namensgeberin der Band sagt über den Song: “I wish ‘Change the Paradigm’ had made it onto the record because it directly embodies what I wanted to express on Future Politics - that the most powerful tool we possess for creating a better world is our own imagination. Future Politics was written in a much different climate than what we have today. It's been difficult to stay positive, but for me the possibility of what lies ahead is not only a weapon of potential, but a source of comfort and faith. We have to believe in the future and our own power to invent it now more than ever!” |
MasterOfDisaster69 Postings: 996 Registriert seit 19.05.2014 |
2017-02-09 14:44:54 Uhr
Astronaut Love Triangle (true story)Video zu "I Love You More Than You Love Yourself" https://www.youtube.com/watch?v=AE9ePc0OTjs |
humbert humbert Postings: 2466 Registriert seit 13.06.2013 |
2017-01-19 02:30:18 Uhr
Die zwei Singles klingen ganz gut. Werde da wohl mal in das Album reinhören. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27853 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-01-18 21:59:35 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27853 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-12-06 18:25:57 Uhr
AUSTRA TEILEN DAS NEUE VIDEO ZUM ALBUMTITELTRACK ’FUTURE POLITICS’ DEUTSCHLAND TOURDATEN FÜR MÄRZ 2017 ALBUM ’FUTURE POLITICS’ ERSCHEINT AM 20.01.17 Nachdem Austra kürzlich das Video zu Utopia geteilt haben, veröffentlichen sie heute das Video zum Albumtiteltrack Future Politics. Das Video kann hier angesehen werden: https://youtu.be/1fiacjVTorc https://youtu.be/1fiacjVTorc Bandleaderin Katie Stelmanis über den Song und das Video: "Future Politics is the breaking down of paradigms. In this video, we wanted to explore what a world might look like if our values were transformed: instead of glorifying labour, maybe we could learn to glorify the act of doing absolutely nothing." Das dritte Album der kanadischen Band ist das ambitionierteste ihrer Karriere. Es ruft zu bedingungsloser Hoffnung auf. “A commitment to replace the approaching dystopia,” sagte Katie Stelmanis. Austra kündigen heute außerdem fünf Deutschland Live Termine an: Live: 06.03.17 Hamburg, Uebel & Gefährlich 08.03.17 Berlin, Astra 09.03.17 München, Ampere 10.03.17 Leipzig, Conne Island 18.03.17 Köln, Gloria Future Politics, eine Sammlung ebenso dringlicher wie stringenter Hymnen für Dancefloor und Kopfhörer, fordert jeden auf, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass die Apokalypse alles andere als unausweichlich ist, sondern ein von Menschen verursachtes Resultat wäre. Der Appell des Albums zielt auf eine Welt ohne Grenzen, in der eher menschliches Mitgefühl und Neugierde die technologischen Innovationen antreiben als die Profitgier; in der die Notwendigkeit der Arbeit ersetzt wird durch Zeit für Kreativität und die Weiterentwicklung der Persönlichkeit; und in der Terror und Zerstörung, die durch Kolonialismus und die Vorherrschaft der Weißen verantwortet sind, endgültig als dunkles Zeitalter der Menschheitsgeschichte gelten werden. Dieses Album ist purer Radikalismus als Destillat aus elektrisierenden Beats, großartigen, kinetischen Melodien und der empfindsam majestätischen Stimme von Katie Stelmanis. Inspiriert von ihrem Leben in zwei Städten gleichzeitig – Montreal und Mexiko City – und angetrieben von Wirtsschaftstexten und philosophischen Werken, die sie während der Arbeit am Album las, wollte sich Stelmanis den Leiden dieser Welt mit Hoffnung, Zielsetzung und Engagement entgegen stellen. Distanzierte Abgeklärtheit und Verzweiflung sollten hier bewusst keine Rolle spielen. Inspiration kam zudem aus der europäischen Club Kultur, namentlich Acts wie Objekt, Peter Van Hoesen, Lena Willikens oder auch Massive Attack. Allesamt Künstler, die den Dancefloor als Quell sowohl radikaler Ideen als auch radikaler Ausgelassenheit verstehen. Rebecca Solnit, ihres Zeichens Aktivistin, Umweltschützerin und Authorin beim Harper’s Magazine, schreibt, Veränderung komme durch „Schreiber, Gelehrte, Intellektuelle, soziale Aktivisten und Teilnehmer der Social Media Welt“. Stelmanis möchte diese Liste um Künstler, Club Szenen, Partys, Teenager, und prekäre urbane Milieus erweitern. „Die Zukunftsvorstellungen jeder einzelnen Person sind relevant. Besonderse die der Freaks, queeren Menschen und Außenseiter“, sagt sie. Den Ikonika Remix von Utopia kann man hier anhören: http://smarturl.it/UtopiaRemixStrm Das Video zu Utopia gibt es hier zu sehen: http://smarturl.it/UtopiaVideo Future Politics kann als limitierte, farbige Deluxe LP mit exklusivem, signierten Art Print und als CD und digitaler Download hier vorbestellt werden: Dom Mart / iTunes Austra „Future Politics" Album Tracklisting: 01. We Were Alive 02. Future Politics 03. Utopia 04. I’m A Monster 05. I Love You More Than You Love Yourself 06. Angel In Your Eye 07. Freepower 08. Gaia 09. Beyond A Mortal 10. Deep Thought 11. 43 Web: www.austramusic.com www.twitter.com/austratalks www.facebook.com/austraofficial www.instagram.com/austraaa/ |
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Referenzen
Katie Stelmanis; Princess Century; Braids; The Knife; Fever Ray; Emika; Planningtorock; Iamamiwhoami; Anika; Poliça; Purity Ring; Grimes; Blood Diamonds; Zola Jesus; Light Asylum; Essaie Pas; Marybell Katastrophy; Prince Rama; Doomsquad; Trust; Björk; Kate Bush; Bat For Lashes; Verena Von Horsten; Goldfrapp; Chvrches; Empress Of; Ladytron; Florence & The Machine; MS MR; Róisín Murphy; London Grammar; The Golden Filter; Dani Siciliano; Factory Floor; Holly Herndon; Jessy Lanza; Ikonika; Glasser; IOKOI; Crystal Castles; Karin Park; Sinah; Kate Boy; Highasakite; Niki & The Dove; Susanna; Jenny Hval; Julia Holter; Abra; Massive Attack; Death In Vegas; Alice Coltrane; Miles Davis
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