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LGoony - Intergalactica

LGoony- Intergalactica

Airforce Luna / Believe
VÖ: 23.12.2016

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Ein Schritt zu weit

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2017. Der Rest ist bekannt: Archer, Kirk oder Picard auf der Enterprise, Klingonen, Vulkanier, Romulaner, Borg, der ganze Scheiß. Raumfahrt-Hype war zuerst in den Sechzigern in echt, in den Siebzigern und Achtzigern in der Musik, in den Neunzigern dann noch mal im TV. LGoony hat all jenes kaum miterlebt und hat doch ein Faible für das Abgespacete. Der deutsche Cloud-Rap-Pionier schwebt am liebsten über den Wolken – und noch viel weiter: Mit "Intergalactica" verliert er gänzlich den Boden unter den Füßen.

Selbstbeweihräucherung gehört halt zum Game. Wenn aber die Hybris Einzug hält, wirds entweder lustig (vgl. Yeezy) – oder peinlich. Letzteres ist hier der Fall. Klar, der Goon ist viel in Österreich unterwegs, und ja, er veröffentlicht auf Crack Ignaz' Label aus dem Alpenstaat. Dass er aber nunmehr ständig "Oida" einschieben muss? Musikalisch und auch textlich düsterer als seine Vorgänger ist "Intergalactica" geworden. Doch die oft fast kindliche Sprache des Rappers macht die Stimmung zunichte. "Hab so viel Ice auf mir, kühl wie die Arktis / Mann, nenn' mich Dezember", rappt er in "Hochhaus". Ach Kleener. An anderer Stelle sollen Schlagwörter wie "Pentagram" in "Gary Cooper" die Hörerschaft erzittern lassen. Die Wahrheit aber ist: Fünf Minuten auf einem Cradle-Of-Filth-Konzert würden LGoony ordentlich einkacken lassen. Auch das lustlose "Blutmond" versucht sich erfolglos darin, mit Mystik aufzutrumpfen: "Schwarzer Rauch über der weißen Stadt", ertönt es da, und "das Schicksal hat entschieden, es gibt kein Zurück."

Oft sind sich die Tracks auf "Intergalactica" zudem einfach zu ähnlich: Synthie-Gewitter, Autotune-Hook und harte Spits zwischendurch. Die Ausnahmen sind rar und dann auch die besten Songs: In "Kanye West" springt Haiyti zur Seite und mit ihr kommt Schwung in die Kiste: Der Beat wabert hintergründig nebst Glockenspiel herein, steigert sich langsam, holt ein Piano dazu und dann wird richtig gehustlet. Auch die zweite Single "Utopia" macht was her: Mit der Machete durch den Dschungel schlägt sich der Rhythmus. Hier ist LGoony so Pop, so Ohrwurm wie selten zuvor.

Seit "Grapetape" und über "Aurora" hinweg, habe sich LGoony stets weiterentwickelt, behaupten einschlägige Medien, rap.de redet sogar von "ernstzunehmender Kunst". Die aber scheint nur im "Goonyverse" Anklang zu finden, tatsächlich nämlich ist die Musik des Kölners nicht ansatzweise so detailverliebt-vertrackt, wie manche meinen, sondern stapelt die Sound-Ebenen einzig der Höhe wegen aufeinander. Da ein Schritt zu weit und der Boden unter den Füßen ist ganz schnell wieder da.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Utopia
  • Kanye West (feat. Haiyti)

Tracklist

  1. Intergalactica
  2. Heilig
  3. Bugatti
  4. Babylon
  5. Verlieren
  6. Utopia
  7. Für immer
  8. Backstage
  9. Souvenirs
  10. Kanye West (feat. Haiyti)
  11. Blutmond
  12. Gary Cooper (feat. Hellraiser)
  13. Hochhaus

Gesamtspielzeit: 45:25 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Schwarz (der echte)
2017-05-19 01:10:12 Uhr
Die beiden neuen Tracks sind wieder richtig stark.

"Deine Gang zerbricht an meiner Existenz / Yoko Ono"

Pascal

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 651

Registriert seit 13.02.2013

2017-01-13 21:54:06 Uhr
ede und moped, auch ihr beiden könntet euch mal bei uns bewerben :) hab heute den antilopen gang stream bekommen und freu mich jetzt auf den ersten durchlauf!
Drachi
2017-01-13 19:39:18 Uhr
Von den 4 Releases die er raus gehauen hat definitiv sein schlechtestes. Bis auf den ersten und letzten Track nichts was an Goonyverse heranreicht. Dabei hab ich noch Aurora Anfang des Jahres rauf- und runtergehört. Das letzte Money Boy Albung war besser als das, und das war auch eher eine Enttäuschung.

edegeiler

Postings: 2913

Registriert seit 02.04.2014

2017-01-13 00:20:36 Uhr
Natürlich hat Hafti keine klugen Texte, aber das will er auch nicht. Er rappt über sein Leben und wie er es empfindet, hat dabei die Fähigkeit seine Stimme sehr gezielt einzusetzen und ein Händchen für prägnante Formulierungen mit viel Slang. Dazu erstklassige Beats und gesunde Aggressivität und ede ist glücklich.

Pascal

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 651

Registriert seit 13.02.2013

2017-01-13 00:20:26 Uhr
Sprachlich klug, darauf kann man sich ja einigen :D "Rothschildtheorie / Jetzt wird ermordet." Ja. Das ist schon eher, ne. Aber: Fürs Thema Rothschildverschwörung muss man mehr denken als bei Chemtrails :P Immerhin!

Ach so, ja schade. So einen wie dich könnten wir brauchen. Vielleicht in Zukunft, da rennst du grad bei HipHop offene Türen ein, weil es sich auf wenige Schultern verteilt zurzeit.

Und ach ja. Das zweite Wort war Justitia. :)
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