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AFI - The blood album

AFI- The blood album

Concord / Universal
VÖ: 20.01.2017

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kader lodert

In der Reihe "Eigentümliche Karrieren im Musikbusiness" rufen wir heute in Erinnerung: AFI. In den Neunzigern als Melodycore-Band zumeist auf dem Kultlabel Nitro an der Grasnarbe des Punk-Hype-Radars unterwegs, genoss die Truppe nach der Jahrtausendwende unerwartet das Privileg, die im Ableben befindliche Melodycore-Dekade zu überdauern. Mehr noch. Der dunkle Touch in ihrer Auslegung des Genres hob AFI zusehends von anderen Acts ab. Als 2003 ihr schwarz funkelndes Dark-Punk-Manifest "Sing the sorrow" ins Scheinwerferlicht der Musikwelt rückte, brannte A Fire Inside nicht mehr nur unter Szenekennern. "Decemberunderground" brachte das kalifornische Quartett mit Pop und Pomp schließlich an die Spitze der Billboard-Charts.

Was über zehn Jahre später davon noch übrig ist? Gar nicht so wenig. Emo, Metalcore und Alternative genießen in den Vereinigten Staaten immer noch deutlich mehr Zuspruch als in Europa. Und auch AFI sind noch da. Nach dem Quasi-Comeback "Burials", mit dem der Stamm-Kader aus Davey Havok, Jade Puget, Hunter Burgan und Adam Carson 2013 wieder auf den wohlig-dunklen Pfad fand, weil man den Breitband-Stadion-Punk mit der Vorliebe für 80s-Glamrock und Post-Punk garnierte, soll nun "The blood album" für neue positive Schreckensmomente sorgen. Eher zahme Vorboten wie "Snow cats", das sich zwar um melodische Windungen bemüht, aber keine Gänsehaut weckt, sollten da nicht die finale Messlatte sein.

Doch der geneigte Sympathisant braucht sich nicht zu fürchten. AFI besitzen immer noch ein äußerst feines Gespür für Melodien und Song-Dramaturgien, die sich tief in die Hörmuschel graben. Das untermauern sie gleich mehrfach. "Still a stranger" etwa fegt nach dem nachdenklichen, aber guten Auftakt "Dark snow" wie ein Derwisch über das blutige Parkett. Getoppt wird das Stück noch von "So beneath you", dessen Refrain den Haken tief in hymnendurstige Nasen rammt – das Mindeste, geht's nach guter alter Emo-Tradition. Auch "Hidden knives" ist ein Ohrwurm vor dem Herrn. Ach ja: Mr. AFI, Davey Havok, nölt immer noch ähnlich fein wie früher, nur scheint es, als würde der Sound um ihn herum gleichförmiger und austauschbarer, was mitunter auch dem Deftones-Produzenten Matt Hyde anzukreiden ist, der hier eher Loudness-Brei liefert, denn feine Nuancen hervorzutun. Und was auch dazu führt, dass Havok hier und da ein wenig nach Brian Molko tönt.

"The blood album" ist auch wegen des Songwritings kein Meilenstein, sondern ein solides, gutes Album. Nicht mehr, nicht weniger. Es lodert, aber es brennt nicht. Trotz temporeicher Fetzerei mit den "Dumb kids" oder aufbrausender Dampfwalzen wie "White offerings", bei dem die Gitarren aufheulen dürfen wie zu Zeiten des 90s-Hardcore, verlassen sich AFI über die Spielzeit von 47 Minuten doch häufig auf den immergleichen Song-Baukasten aus Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Bridge, Refrain. Mit mehr Mut und spontanen Wendungen hätte das gute "Aurelia" alleine wegen seiner tollen Synthie-Line ein fabelhafter Song werden können. Und wenn mal mehr Elektronica einfließen, ist "She speaks the language" nicht mal so weit weg von einem mediokren Linkin-Park-Song anno 2003 – dem Jahr, als AFI allen zeigten, was Punkrock kann. Genau das sollten sie sich vielleicht nochmal in Erinnerung rufen.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Still a stranger
  • Hidden knives
  • So beneath you
  • White offerings

Tracklist

  1. Dark snow
  2. Still a stranger
  3. Aurelia
  4. Hidden knives
  5. Get hurt
  6. Above the bridge
  7. So beneath you
  8. Snow cats
  9. Dumb kids
  10. Pink eyes
  11. Feed from the floor
  12. White offerings
  13. She speaks the language
  14. The wind that carries me away

Gesamtspielzeit: 47:10 min.

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User Beitrag

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2017-01-16 10:55:29 Uhr
Ups, da waren die Namen in der Promo verrutscht. Kam mir auch spanisch vor, dass der Pudget einst mal an einem Deftones-Album mitherumgewerkelt hat. Jenny hat's repariert, merci!

Milo

Postings: 171

Registriert seit 14.06.2013

2017-01-13 13:17:07 Uhr
Ja, das wollte ich auch angemerkt haben ;-)
Alex
2017-01-12 20:07:26 Uhr
"Deftones-Produzent Jade Puget"? Das ist der Gitarrist von AFI, seit inzwischen halt auch fast 20 Jahren.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-01-11 21:54:15 Uhr
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2017-01-07 01:06:10 Uhr
Die Multi-Platinum Band AFI kündigen ihr neues Album "The Blood Album" für den 20. Januar an. Das Quartett um Sänger Davey Havok, Gitarrist Jade Puget, Bassist Hunter Burgan und Drummer Adam Carson veröffentlicht nun mit "Snow Cats" ein weiteres Video.

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