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Rantanplan - Licht und Schatten

Rantanplan- Licht und Schatten

Drakkar / Soulfood
VÖ: 13.01.2017

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mach mal halblang

"Wenn die Revolution nicht tanzbar ist, sind wir nicht mit dabei", singen Rantanplan im Zweiviertel-Piratenschunkler "Revolution (Emma G.)" an dritter Position ihres neuen Albums "Licht und Schatten". Es beginnt mit einer Tonaufnahme der Anarchistin Emma Goldman, daher der Klammerzusatz. "Alle Mann an die Waffen", spricht die ehrenwerte Dame da sinngemäß. Und trotzdem bloß Pogo statt Aufstand? Wer Rantanplan schon seit ihrer Gründung 1995 verfolgt, der hat damals womöglich auch gern "Die Siedler" auf seinem 286er gezockt. Dort musste man Bier brauen, um seine Soldaten zu motivieren. Party und Revolte gehen ja gern mal Hand in Hand. Und die Ska-Punk-Veteranen sind für ihre zynisch-ironischen Untertöne ja ohnehin bekannt.

So tut die Truppe das, was sie am besten kann: Phlegmatikern den Marsch blasen, im wahrsten Wortsinne. Einzig, wie viel mit dieser Musik und diesen Themen, die sich trotz diverser personeller Wechsel auch in der Post-Wiebusch-Ära kaum verändert haben, noch zu erreichen ist, ist fraglich. "Mein Herz hängt an der Reeperbahn"? Okay, das hätte uns Torben Meissner nun wirklich nicht erneut verraten müssen. Auch das nautisch-nostalgische "Kiel" birgt keine Überraschungen. Die Sirenen, die in "D" erklingen, sind auch nicht lauter als zu Zeiten, in denen der Druck von rechts noch leichter wegzustecken war. All das, es ist ein wenig ausgelutscht.

Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille: "Schattenmensch" setzt zwar auf bekannte Mittel, hat aber eine düstere Seite, die sich tragisch ins Mark brennt. Der Titel kollabiert schließlich komplett und verfügt mit Sicherheit über eines der stärksten Song-Finale aller Rantanplan-Zeiten. Mit "Explosion" wagt die Truppe ein Tocotronic-Cover, das die Trompeten fast vollständig durch Wah-Wah ersetzt und gleichzeitig das Tempo drosselt. Der Song ist sicher nichts fürs Open-Air-Konzert, aber vielleicht der mutigste auf "Licht und Schatten". Auch das ausleitende "Zur Liebe zu Fuß" setzt auf den Charme der geringen Geschwindigkeit und bleibt angenehm im Ohr. Die Geschichte in kurz: Ein Mann läuft in etwa 125 Kilometer, um die Nacht mit seiner Liebsten zu verbringen. So punktet man als Lover natürlich. "Geisterfahrer" entspringt musikalisch einem nicht so schlechten Western. Meissner rappt eher, als das er singt. Auch mal was.

"Licht und Schatten" ist das elfte Studioalbum in 21 Jahren Bandgeschichte. In einer solchen Zeitspanne kann man viel experimentieren, oder es einfach bleiben lassen. Vielleicht ist es vom Kritiker auch vermessen zu erwarten, dass jede Veröffentlichung eine Neuerfindung sein müsste. Dennoch ist die Platte dann am stärksten, wenn Rantanplan gerade nicht ihr Standardprogramm abfahren. Mehr Licht als Schatten, immerhin. Aber weghören lässt sich letzterer leider auch nicht.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Schattenmensch
  • Revolution (Emma G.)
  • Explosion
  • Zur Liebe zu Fuß

Tracklist

  1. D
  2. Schattenmensch
  3. Revolution (Emma G.)
  4. Sonnenkopf
  5. Hörbie
  6. Mein Herz hängt an der Reeperbahn
  7. Kiel
  8. Geisterfahrer
  9. Krokodilstränen
  10. Konfessionen eines Nietenpunkts
  11. Explosion
  12. Zur Liebe zu Fuß

Gesamtspielzeit: 47:41 min.

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User Beitrag

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2017-11-30 20:12:04 Uhr
Das lief bei mir im wesentlich genau anders herum. Hab anfangs nicht so recht ins Album gefunden und sehe es inzwischen als eines der Highlights in deren Schaffen, weil es die Stärken der Band auf den Punkt bringt und endlich mal wieder was ausprobiert.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28471

Registriert seit 08.01.2012

2017-11-30 18:58:22 Uhr
Ich hab es einige Wochen lang total gerne angehört (in den Scrobbles bei Last.fm dieses Jahr noch vorn), im zweiten Halbjahr aber kaum mehr. Ist insofern auch immer weiter runtergerutscht in meiner persönlichen Jahresliste. Tolles Album natürlich dennoch.

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2017-11-30 18:42:40 Uhr
Hat sich enorm gesteigert, das Album.
Ja gut, "Mein Herz hängt an der Reeperbahn" und "Hörbie" hätte man sich eher sparen können, ansonsten aber ist das hier das erste Rantanplan-Album, das der Genrefalle – Ska-Punk, also nur besoffen oder im Hochsommer wirklich geil – entkommt und einen eigenen Charakter entwickelt.
Das ist cool produziert, angenehm unaufdringlich und voll mit guten Songs. Ach, und "Schattenmensch" dürfte wirklich ihr Meisterstück sein.

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2017-01-10 18:01:32 Uhr
Anders als Javra fände ich einen Rückfall in "Kein Schulterklopfen"-Zeiten inzwischen ziemlich peinlich.

"Zur Liebe zu Fuß" gefällt, das Zurückgelehnte steht der Band ganz gut.
Etwas blöd ist, dass die stärksten Stücke der jüngeren Rantanplan-Zeit (Erde zuteern, Fass die Uhr nicht an, Schattenmensch) allesamt der Petersen verantwortet hat, der ja leider nicht mehr dabei ist.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28471

Registriert seit 08.01.2012

2017-01-09 17:55:21 Uhr
Die Hamburger Ska-Punk-Institution RANTANPLAN ist zurück und veröffentlicht am kommenden Freitag, den 13.01.2017 ihr neues Album "Licht und Schatten" (Drakkar / Soulfood)! Passend dazu veröffentlichten sie nun ein neues Musikvideo zum Song "Zur Liebe Zu Fuß", das hier zu sehen ist:

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