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Devilment - II – The Mephisto waltzes

Devilment- II – The Mephisto waltzes

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 18.11.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die durch die Hölle gehen

Das Böse ist Ansichtssache, wie man weiß. Während die einen sagen, der Allmächtige verkaufe bestimmt mehr als der Leibhaftige, sind die anderen der Ansicht, die Mächte der Dunkelheit seien omnipräsent. Denn warum stöhnt man bitte bei einem miesen Album "Mein Gott, ist das schlecht", während es bei einem großartigen heißt "Teufel, ist das gut"? Dani Filths Meinung hierzu scheint zumindest künstlerisch offensichtlich. Schließlich rockt kaum einer so kompromisslos dämonisch wie der Brite mit seinen Black-Metallern Cradle Of Filth, deren Alben unter anderem Titel wie "Damnation and a day" oder "Godspeed on the devil's thunder" tragen. Seit 2014 betreibt Filth das Nebenprojekt Devilment, und plötzlich kann der Tod nicht nur bei einem australischen Ethereal-Wave-Duo tanzen. Moshen und brettern natürlich nicht zu vergessen.

Nach dem Abgang von Bandgründer Daniel Finch hat Filth nun auch bei Devilment das Sagen – und wie üblich das Fauchen und Kreischen, was schon fürs Debüt "The great and secret show" galt. Hardliner sprachen ob dessen vergleichsweiser Eingängigkeit abfällig von Groove-Metal auf Valium und werden das gleiche an diesem Zweitling auszusetzen haben – übersehen aber, dass auch Cradle Of Filth bei aller Schwärze im Grunde stets ein bizarres Pop-Phänomen waren. Ständig spukten sardonischer Humor, klassische Literatur und kulturelle Massenphänomene durch die Songs, immer wieder fielen erstaunlich aufgeräumte, relative Smash-Hits wie "Better to reign in hell" ab, und die groteske Version von Heaven 17s "Temptation" bewies auch eine Affinität zu Nichtmetallischem. Auf "II – The Mephisto waltzes" ist das nicht anders.

Schon "Judas Stein" gibt mit donnernder Double-Bass und überschäumendem Riffing nicht nur das zähnefletschende Monstrum, sondern auch einen Zwitter aus dem biblischen Verräter und dem versehentlichen Monster-Schöpfer. Immerhin kann sich der arme, aggressiv um sich beißende Teufel zu den tosenden Speed-Parts und scharfen Leads ebenso hemmungslos auf der Hartwurst-Tanzfläche austoben wie bei "New noise" von Refused, das dieser grandiose Opener nahezu unverhohlen zitiert. Direkt danach pflügt die "Hitchcock blonde" durch die schaurige Szenerie und perfektioniert das diagnostizierte Groove-Gebolze mit schmatziger Konsequenz und ohne die suggerierten Beruhigungsmittel – die ersetzen Devilment nämlich durch schrille "Psycho"-Streicher, an denen vermutlich auch der legendäre Regisseur seine Freude hätte.

Wenigstens Lauren Francis sorgt mit Keyboards und zweiter Stimme für eine entrückte Note – auch in der allmählich aufwallenden, pfiffig "Waterloo sunset" von den Kinks exhumierenden Wuchtbrumme "Full dark, no stars". Womit auch der letzten Genre-Traditionalist entnervt das Handtuch werfen dürfte – und Devilment mit ruiniertem Ruf erst recht die Zombie-Sau rauslassen. Etwa wenn der polyrhythmische Brecher "Life is what you keep from the reaper" im Rotlichtviertel die Matte schwingt und "My girlfriend's girlfriend" bei wenig jugendfreien Aktivitäten ertappt oder der verbreakte Rap-Metal von "Dea della morte" ausgerechnet Heidi Klum zur Fürstin der Finsternis befördert. Ob Filth im hetzenden "Hell at my back" aber tatsächlich schneller ist, wenn der Gehörnte ihn verfolgt? Würde mindestens verwundern bei so einem tighten Teufelsbraten von einem Album.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Judas Stein
  • Full dark, no stars
  • Life is what you keep from the reaper

Tracklist

  1. Judas Stein
  2. Hitchcock blonde
  3. Under the thunder
  4. Full dark, no stars
  5. Shine on Sophie Moone
  6. Life is what you keep from the reaper
  7. Dea della morte
  8. Entangled in our pride
  9. Hell at my back

Gesamtspielzeit: 49:41 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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2016-12-22 21:09:51 Uhr
Frisch rezensiert.

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