Placebo - A place for us to dream – 20 years of Placebo

Elevator Lady / Vertigo / Universal
VÖ: 07.10.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

The bitter end?
Ein wenig Etikettenschwindel betreiben sie durchaus, die drei Herren von Placebo. Ihre aktuelle Retrospektive betiteln sie mit dem klangvollen Namen "A place for us to dream – 20 years of Placebo". Dass "Narcoleptic", aus dessen Lyrics der vordere Teil des Titels stammt, nicht enthalten ist, mag keine Überraschung sein. Dieser war doch eher ein unauffälliger Albumtrack auf "Black market music". Aber man muss schon einen seltsamen Humor haben, auf einer Werkschau zum 20-jährigen Bestehen ausgerechnet die Single namens "Twenty years" wegzulassen. Zu offensichtlich? Für Subtilität waren Placebo doch eigentlich nie bekannt. Ersatz ist jedoch vorhanden, in Form von 36 karriereumspannenden Titeln – in etwa der doppelte Umfang von "Once more with feeling – Singles 1996-2004".
Selbstverständlich war damals jene erste Kollektion eine pure Aneinanderreihung von Perlen, und auch auf "A place for us to dream" glänzen die Singles der ersten Schaffensperiode nach wie vor, sodass nicht viele Worte darüber verloren werden müssen. Ja, "Pure morning" gibt hier eine standesgemäß pathetische Eröffnung ab. Ja, es ist immer noch ein Wunder, dass eine solch schräge und refrainlose Genialität wie "Taste in men" als erste Single von "Black market music" ins Rennen geschickt wurde. Und ja: "Without you I'm nothing" gewinnt mit David Bowies Vocals in der Single-Version nicht nur an Dramatik, sondern ist schlichtweg der beste Placebo-Song überhaupt. Selbst nach 20 Jahren Bandgeschichte.
Dass seit der letzten Kopplung mit "Meds" nur ein rundum gelungenes Album erschienen ist und "Battle for the sun" sowie "Loud like love" mit ihrem penetrant positiv gestimmten Bombast viele alte Fans verprellten, hätte ein Problem werden können. Auch wenn Frontmann Brian Molko die frühen Werke am schwächsten findet, scheinen Placebo sich der mehrheitlichen Sympathieverteilung offenbar bewusst zu sein. So präsentiert "A place for us to dream" die Karriere nicht chronologisch, sondern stellt Altes und Neues bunt nebeneinander. Das funktioniert: Viele der jüngeren Tracks reihen sich erstaunlich gut zwischen die Klassiker ein. Allen voran das knackig zeternde "B3" von der gleichnamigen EP, ohne Frage die beste Single des zweiten Bandjahrzehnts.
Lediglich das unverbesserliche "Too many friends" kommt noch als echter Ausfall daher, dank Molkos Bemühungen, die schlechtesten Reime des Jahrtausends zu schreiben. "My computer thinks I'm gay / I threw that piece of junk away / On the Champs-Elysées" – das tut schon beim Lesen weh. Ungünstig auch, dass danach das 17 Jahre ältere "Nancy boy" vom Debüt folgt und mit cleveren Gender-Verdrehungen sowie der eindeutig-zweideutigen Zeile "She's coming over me" unendlich viel gewitzter wirkt. Der kurze Leerlauf ist allerdings zu verschmerzen, denn abseits der Singles wurden zudem einige Schönheiten wie der "Meds"-Albumtrack "Broken promise" mit Michael Stipe, die B-Seite "Lazarus" oder das wundervoll subtil gehaltene Kate-Bush-Cover "Running up that hill" mitgenommen.
Im Vergleich dazu fast brandneu ist "Jesus' son", welches auch auf der zwei Wochen früher veröffentlichten EP "Life's what you make it" enthalten ist und den Sound von "Loud like love" solide fortsetzt. Wer jedoch die Entscheidung traf, hier den gerade mal wenige Sekunden kürzeren, dafür aber zensierten Radio-Edit zu verwenden, dem gehört die Medaille der Idiotie verliehen. Die aktualisierten Versionen der beiden Debüt-Songs "36 degrees" und "I know" sind ferner okay, aber nicht unbedingt besser als ihre originalen Counterparts. Doch ungeachtet kleinerer Mängel gestaltet sich der Trip durch zwei Jahrzehnte Placebo verdammt unterhaltsam. Die ganz großen Highlights mögen hauptsächlich vom Karrierebeginn stammen, aber das Trio verkauft in der Tat sein gesamtes Schaffen mit "A place for us to dream" als runde Sache. Trotz kleinem Etikettenschwindel.
Highlights
- Every you every me (Single version)
- Nancy boy (Radio edit)
- Taste in men (Radio edit)
- The bitter end
- Without you I'm nothing (Single version) (feat. David Bowie)
- Song to say goodbye (Radio edit)
- Running up that hill
- B3 (Radio edit)
- A million little pieces (Radio edit)
Tracklist
- CD 1
- Pure morning (Radio edit)
- Jesus' son (Radio edit)
- Come home
- Every you every me (Single version)
- Too many friends
- Nancy boy (Radio edit)
- 36 degrees (Version 2016)
- Taste in men (Radio edit)
- The bitter end
- Without you I'm nothing (Single version) (feat. David Bowie)
- English summer rain (Single version)
- Breathe underwater (Slow)
- Soulmates
- Meds (feat. Alison Mosshart) (Single version)
- Bright lights (Single version)
- Song to say goodbye (Radio edit)
- Infra-red
- Running up that hill
- CD 2
- B3 (Radio edit)
- For what it's worth
- Teenage angst
- You don't care about us (Radio edit)
- Ashtray heart
- Broken promise (feat. Michael Stipe)
- Slave to the wage (Radio edit)
- Bruise pristine (Radio edit)
- This picture
- Protège-moi
- Because I want you (Redux)
- Black-eyed
- Lazarus
- I know (Version 2008)
- A million little pieces (Radio edit)
- Special needs (Radio edit)
- Special K
- Loud like love (Radio edit)
Gesamtspielzeit: 136:25 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Huhn vom Hof Postings: 7547 Registriert seit 14.06.2013 |
2023-01-30 23:34:34 Uhr
Eine wirklich tolle Compilation mit einem guten Flow, ich würde 8/10 geben. Schön auch dass diesmal an “Come Home“ gedacht wurde.Highlights: Every You Every Me The Bitter End Without You I'm Nothing Meds Song To Say Goodbye B3 Broken Promise Runter können IMHO: Too Many Friends For What It’s Worth Ich hätte gerne noch diese Songs dabei gehabt: Follow The Cops Back Home Passive Aggressive Battle For The Sun |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27940 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-01-22 21:43:21 Uhr
Hab Dir noch eine gelassen. |
Veronica |
2018-01-22 21:16:30 Uhr
Wird gekauft |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27940 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-01-22 21:08:22 Uhr
Die Vinyl-Box gibt es derzeit im Webshop für 35 Pfund:https://store.aplaceforustodream.com |
problembär |
2016-12-01 10:24:40 Uhr
schöne rezension. twenty years fehlt tatsächlich, unverständlich warum das nicht drauf ist. aber hört sich richtig gut durch. |
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Referenzen
My Vitriol; Verlen; Adom; Six.By Seven; Shihad; 3 Colours Red; David Bowie; The Cure; Bell X1; Muse; Tin Machine; Mansun; The Smashing Pumpkins; Billy Corgan; Sneaker Pimps; I Am X; The Departure; Editors; Interpol; The Chameleons; Joy Division; Bauhaus; The Mission; Depeche Mode; Echo & The Bunnymen; My Bloody Valentine; The Cooper Temple Clause; Frausdots; Mew; Dazerdoreal; Ken; Blackmail; Scumbucket; Pussybox; Jaw; The The; New Order; Foil; Seafood; Serafin; Idlewild; Radiohead; The Notwist
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