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Nico Muhly & Teitur - Confessions

Nico Muhly & Teitur- Confessions

Nonesuch / Warner
VÖ: 21.10.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Barock'n'Roll

Die Idee allein klingt so irrwitzig, dass sie eigentlich scheiße sein muss. Oder dass sie doch schon wieder genial ist? In modernen Zeiten, in denen sich so gut wie jeder Mensch dank diverser Social-Media-Kanäle als offizieller Kommentator jedes noch so unwichtigen Weltgeschehens versteht, braucht es manchmal auch gar nicht viel mehr als diesen einen zündenden Gedanken. Nico Muhly – Klassik-Komponist und Kumpel der Indie-Rock-Helden The National – und der färöische Singer-Songwriter Teitur Lassen hatten einen solchen bereits im Jahr 2009.

Damals war Muhly im Muziekgebouw Frits Philips in Eindhoven engagiert. Eines Tages sahen sich die beiden diverse YouTube-Videos von Leuten an, die viel redeten, ohne wirklich etwas zu sagen: Hauptsache, man ist "da draußen", teilt sich mit und gelangt auf diese Weise zu den berüchtigen 15 Minuten Ruhm. Muhly und Lassen sahen Sinnlosigkeiten, mit der Kamera festgehaltene Leere, die von anderen Usern auch noch kommentiert wurde. Aus diesen Kommentaren holten sie sich die Inspiration für die Texte ihres gemeinsamen Projekts "Confessions". Noch irrwitziger wäre wohl nur ein Cover-Album der gleichnamigen Buckcherry-Platte gewesen.

Aufgenommen wurden die 14 Stücke gemeinsam mit dem niederländischen Holland-Baroque-Ensemble. Klassik meets YouTube – das klingt schon so, als könnte es nie und nimmer passen. Und doch wirkt die Ernsthaftigkeit, mit der das Duo sein Ding durchzieht, wie purer Rock'n'Roll: Muhly und Teitur begrenzen sich nicht, sondern machen das scheinbar Unmögliche einfach möglich. "My cat is stuck up in a tree / He is up about forty, fifty feet / He's been gone for three and a half days / And it is cold with snow flurries", singt Teitur in "Cat rescue", ohne eine Miene zu verziehen, während das Orchester im Hintergrund für die Art musikalischer Untermalung sorgt, zu der im Film normalerweise ein paar Soldaten über die Leinwand ziehen und ihrem eigenen Verderben direkt ins Auge sehen.

Großes Kino sind auch die Kammerspiel-Atmosphäre des Nikotin-Dramas "I smoke" sowie das von Countrysänger Jeff Cohen unterstützte "Nowheresville" mit seiner vertonten Sehnsucht nach einem anderen Ort. Trotz der durchaus opulenten Instrumentierung ist "Confessions" ein Album, das Spaß macht und stellenweise tief berührt: Das tragische "Love hits you where it hurts" überzeugt dank Teiturs gesanglicher Leistung, während "Printer in the morning" ohne Probleme auch auf eines seiner Solowerke gepasst hätte – wie "If you wait a little longer", das im Original auf dessen "Story music" zu finden ist. Mit dem zärtlich-verspielten "Don't I know you from somewhere" und der sanften Melancholie des abschließenden "Time to dry" gibt es zum Finale zudem glatt die beiden besten Stücke des Albums. Unser letzter Kommentar ist auch ein Geständnis: Fast hätten wir "Confessions" unterschätzt. Aber nur fast.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Nowheresville (with Jeff Cohen)
  • Love hits you where it hurts
  • Don't I know you from somewhere
  • Time to dry

Tracklist

  1. Describe you (with Richard Brautigan)
  2. Sick of fish
  3. Cat rescue
  4. Small spaces
  5. Her first confession
  6. I smoke
  7. Nowheresville (with Jeff Cohen)
  8. Coffee expert
  9. Dog and frog
  10. If you wait a little longer
  11. Love hits you where it hurts
  12. Printer in the morning
  13. Don't I know you from somewhere
  14. Time to dry

Gesamtspielzeit: 47:30 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Quirm

Postings: 483

Registriert seit 14.06.2013

2016-11-24 12:44:38 Uhr
Außer die "Poetry & Aeroplanes" könnte ich jetzt alles empfehlen. Als Einstieg aber dann eher die "Let the dog drive home" oder "Stay under the stars". Das Live-Album "A Night at the Opera" ist auch super.

Das neue Album find ich auch klasse, hab auch in Eindhoven live erleben dürfen. Zwei sehr sympathische Künstler.

Obrac

Postings: 2595

Registriert seit 13.06.2013

2016-11-24 12:12:07 Uhr
Bisher erreicht mich die neue noch nicht. Erinnert leider songwritingtechnisch eher an "The Singer", mir fehlen da irgendwie die Melodien. "Let the dog..." und "Poetry & Airplanes" sind zwei meiner absoluten Lieblingsalben.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4716

Registriert seit 14.05.2013

2016-11-24 12:02:29 Uhr
Ich hab alle Alben bis auf "Poetry & aeroplanes" (das erste) und "Story music" (das letzte). Die beiden höre ich eigentlich nur über Apple Music, werd ich mir aber bei Gelegenheit mal anschaffen.

Mein Favorit ist "Stay under the stars" knapp vor "Let the dog drive home". Mit "Káta Hornið" bin ich nie richtig warm geworden, was vielleicht auch an der Sprachbarriere liegt. Und "The singer" find ich auch eher langatmig bis langweilig.
murr
2016-11-24 11:38:07 Uhr
was besitzt du denn sonst noch so von ihm und kannst du empfehlen?

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4716

Registriert seit 14.05.2013

2016-11-23 22:54:58 Uhr
Ah, dann hatte ich mich doch nicht vertan. Habe aber zugegebenerweise nur auf den Teitur-Album nachgeschaut, die ich selbst auch besitze. "Story music" gehört (noch) nicht dazu.

Danke für den Hinweis! Ich hab es angepasst.
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