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Maxine Kazis - Die Evolution der Maxine Kazis

Maxine Kazis- Die Evolution der Maxine Kazis

Pop-out / Polydor / Universal
VÖ: 25.11.2016

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Hart aber herzlich

"Das ist die, die sich immer auszieht", mit diesen Worten pries der Plattentests.de-Chef das Album in der Mail an die Redaktion an. Er hätte auch schreiben können "das ist die, die mit dem Team von Rosenstolz und Sarah Connor an ihren Songs gearbeitet hat“. Aber nein, er ist kein Macho, es ist auch keine böse Absicht, sondern auch im Jahr 2016 in Deutschland noch an der Tagesordnung, dass in Männern Macher gesehen werden und Frauen viel zu oft auf ihren Körper reduziert werden mit männlichen Strippenziehern im Hintergrund. Leider trägt es zum Klischee bei, wenn Frauen allzu oft ihre blanken Körper in die Kameras halten, um sich zu vermarkten.

Die Ironie an der Geschichte ist, dass auch die in Basel aufgewachsene Maxine Kazis mit Peter Plate als Co-Songwriter und dessen Produzententeam ausschließlich Männer im Hintergrund hat. Als sie 2012 erstmals aufeinandertrafen, wusste die damals Anfang-Zwanzigjährige aber noch nicht, in welche Richtung sie musikalisch gehen wollte. So sagten die Produzenten, sie solle sich erst mal ausprobieren. Während die lockenköpfige Brünette also in Kiel Musical spielte, nahm man parallel gemeinsam einige Songs für Soundtracks auf und probierte herum. Im Jahr 2015 setzt sie sich wieder ohne Rückfahrtschein in den Zug nach Berlin, erste eigene Songs im Gepäck und eine Idee, wo es hingehen soll: deutschsprachiger Elektropop.

Der Sound passt auch zu ihr. Hier sind hörbar Profis am Werk gewesen, die zwar keine eigenen Akzente setzen, aber das Ganze auch nicht hinter internationalen Produktionen von Sia und Madonna zurückbleiben lassen. Dazu kommen deutliche Spuren von Deep House. Zu Anfang ist Kazis inhaltlich ganz bei sich und schafft den Spagat, zugleich ihre eigene Geschichte von Perfektionismus, Magersucht, Knochenbrüchen und dem daraus resultierenden Abbruch der Tanzausbildung zu erzählen, dabei aber auch so universell in einen Rahmen Hoffnung und zerbrochenen Träumen zu packen, dass sich der Hörer darin wiederfindet. Natürlich darf auch die von Rosenstolz bekannte, schlichte Mutmach-Philosophie nicht fehlen, keine "Kapitulation" sondern "Hinfalln Aufstehn Weitertanzen". Aber die Authentizität berührt, genau wie im Song "Abgrund", in dem sie von Panik und Albträumen sprechsingt und mit verschiedenen Sounds experimentiert. Genauso schlüpft sie in dieser knappen Stunde stimmlich in verschiedene Rollen und unterschiedliche Facetten der Geschichte, die für jeden Song eine eigene Stimmung schaffen.

Tatsächlich abgründig wird es, wenn Kazis vermeintlich cool zu sein versucht und dabei stattdessen ins Derbe und Prollige abrutscht, das das Schreckgespenst von Tic Tac Toe aufleben lässt. "Sex fuckt mich ab / Kein Sex fuckt mich ab / Essen fuckt mich ab / Deine Mutter fuckt mich ab", und immer so fort geht es mit der pubertären Aufzählung in der ersten Single "Dreck". Weiter erfahren wir in "Ex": "Bei der Sitte angekommen, ging es nur noch um Moral / Ist nicht gerade meine Stärke, ziemlich gut bin ich oral", und man ist sich schnell sicher: Nein, das wollte man nicht wissen. "Das Leben ist echt hart, der nächste Zug fährt ein / Das Leben ist echt hart, Du steigst in die U3", heißt es im Refrain des schwächsten Songs der Platte, von dem die Künstlerin stolz erzählte, dass er innerhalb von zwanzig Minuten geschrieben wurde. Das hört man. Beim letzten Lied ist sie dann wieder ganz bei sich, obwohl der Gesang von Effekten ins Roboterhafte verzerrt ist, und erzählt von Angst und von Sehnsucht. Damit ist die gelungene Dramaturgie des Albums abgerundet, vom "Zug nach Berlin" über das Eintauchen in den "Dreck" und den schnellen Sex dort, bis das ich auch hier wieder auf sich selbst zurückgeworfen ist. Maxine nach Hause telefonieren.

(Johannes Mihram)

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Highlights

  • Hinfalln Aufstehn Weitertanzen
  • Tanz für mich allein

Tracklist

  1. Zug nach Berlin
  2. Hinfalln Aufstehn Weitertanzen
  3. Tanz für mich allein
  4. Du fehlst mir jetzt schon
  5. Ruine
  6. Dreck
  7. U3
  8. Ex
  9. Espenlaub
  10. Monoton
  11. Abgrund
  12. Wer wird uns sehn

Gesamtspielzeit: 55:07 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Dennisol
2016-11-28 09:51:31 Uhr
"Wir könnten doch mal was machen so wie die Sarah Conor, nur mit ein bisschen mehr Bass."
Kaxine Mazis
2016-11-28 09:14:01 Uhr
http://www.lovepanky.com/women/girl-talk/attention-whore-signs-to-watch-out-for
Kaxine Mazis
2016-11-28 09:07:44 Uhr
Singt wie der 10.000ste Radio-Klon einer Pop-Chanteuse... Nur noch dünner, wie Papas Prinzesschen vom Lande, das meint, man müsse so klingen, um erfolgreich zu sein. She's trying too hard und gibt sich wie das nächste große Ding. Erst Hamburg, Basel, Berlin, dann auf nach New York, Rio, Tokyo, da klammert man die Provinz wie Kiel (zumindest auf der eigenen Website) lieber aus der narzisstischen Selbstdarstellung aus ;)
Aber sie hat ja schon Rosenstolz-Cover gesungen und wenn Plate sie jetzt an die Hand nimmt, werden sich sicher ein paar Abnehmer/innen finden, für die das alles so echt ist "vong Gefühle her". Hier scheint sie ja genug Klicker engagiert zu haben, um auf 9/10 in der Leserwertung zu kommen, lol.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-11-23 20:46:49 Uhr
Frisch rezensiert.

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