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It's Not Not - Fool the wise

It's Not Not- Fool the wise

Arctic Rodeo / Broken Silence
VÖ: 11.11.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Trau Dich

Blindkauf? Musikaffine Menschen der Generation Y dürften diesen Begriff vielleicht schon nicht mehr kennen, geschweige werden sie diese Erfahrung beim Erwerb neuer Platten in der Zukunft überhaupt einmal erleben. Alben-Vorboten, Streaming-Angebote oder illegale Leaks lassen oft schon viele Tage vor Release mehr als nur erahnen, was einen da beim Kauf eines neuen Albums erwartet. Als drei Spanier im Jahr 2004 ihr Projekt It's Not Not ins Leben riefen, war die Napster-Zeit, die erste große Phase des illegalen Musikdaten-Saugens, gerade vorbei. Dennoch kaufte kaum mehr jemand mehr Tonträger, denn irgendwo im Netz waren die Leaks natürlich weiterhin zu fischen. Viele Künstler realisierten damals, dass man durch eine erhöhte Tour-Frequenz wenigstens ein bisschen von der Musik leben kann. Zumindest gab es deutlich mehr Konzerte als noch Ende der 90er-Jahre.

Viele kleine Bands der katalanischen Punk- und Hardcoreszene absolvierten in den frühen Nullerjahren gemeinsame Shows in den Clubs von Barcelona, so entwickelte sich eine Freundschaft unter den Gruppen. In der Konsequenz gründeten sich auch Kreuz-und-Quer-Projekte wie It's Not Not: Joels (Sänger der spanischen Screamo-Truppe Dies Irae), Raúls (Frontmann von Tokyo Sex Destruction) und Pitis (Standstill) Idee bestand darin, einerseits Bands wie Q And Not U, Liars und Les Savy Fav nachzueifern, dabei aber eine gehörige Portion Ironie ins Spiel zu bringen und sich ganz bewusst von der konsequenten Ernsthaftigkeit ihres Hauptacts zu distanzieren. Mit Eric Fuentes von The Unfinished Sympathy als zusätzliches Mitglied gelingt ihnen nach fast zehn Jahren Sendepause mit "Fool the wise" ein neues Album, das überraschend frisch und einfallsreich geraten ist.

Einen grundlegenden Vorteil gegenüber "Bound for the shine" etwa ist die neue Kompromisslosigkeit der Band. Verschlingerten sich It's Not Not damals zu sehr in kruden Ideen und vertrackteren Songkompositionen, kommen die Katalanen nun deutlich eher auf den Punkt. Mit Bass-Punch und schrägem Gitarrengegniedel zeigt bereits der Opener "Resurrection" in nicht mal zwei Minuten, wo es lang geht: Schweißtreibende Tanzbarkeit steht auf der Tagesordnung. "From my ears to my socks" lässt sich zunächst zwar noch bitten, doch wagt alsbald auf wummernden Bass den Ausritt in die wilde Nacht. Auch die vermeintlich atmosphärischen Stücke packen zu: "All vanishes away" steht in der Tradition von pluckerndem, mäanderndem Post-Punk, kann seine kraftvolle Hymnenhaftigkeit aber hintenraus natürlich nicht verbergen.

"Golden rule" und "We're gonna get out" spielen mit der Kombination aus hüpfend-hektischen Strophen-Parts und Mitsing-Refrain und stehen der Hitlastigkeit der A-Seite dieser Platte weißgott nicht im Weg. "For who you're here for" legt den Fokus dann auf einen wummernden Bass, bevor die versammelte Truppe sich über den phänomenalen Refrain in Shouts verliert und das Schlagzeug auch Kasabian-Freunde in den Zappelphillip-Modus bugsiert. Spätestens, wenn "Sharp & gold" offenbart, dass diese Spanier nicht nur Modest Mouse vergöttern müssen, sondern irgendwo auch The Robocop Kraus gleich mehrmals über den Weg gelaufen sind, wird klar: Hibbeliger Indie oder Post-Punk ist vielleicht längst nicht mehr der heiße Scheiß, It's Not Not allerdings bringen uns in den kühlen Monaten ziemlich ins Schwitzen. Das ist doch schon mal was.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Resurrection
  • All vanishes away
  • For who you are here for
  • Sharp & gold

Tracklist

  1. Resurrection
  2. From my ears to my socks
  3. Golden rule
  4. All vanishes away
  5. We're gonna get out
  6. For who you are here for
  7. Psalm
  8. Sacred metal
  9. Satellite of a satellite
  10. Sharp & gold

Gesamtspielzeit: 34:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Rocky
2016-11-24 20:12:39 Uhr
Tolle Rezension. Tolles Album mit einem tollen Artwork auch. Les Savy Fav ist schon omnipräsent. Ist ja aber auch nicht die schlechteste Referenz.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2016-11-23 20:46:31 Uhr
Frisch rezensiert.

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