Hundreds - Wilderness
Embassy Of Music / Warner
VÖ: 04.11.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Das schöne Dorf
Eigentlich ist es mit Musikern ja so wie mit Ärzten. Aufs Land wollen sie nicht. In einem 500-Seelen-Kaff ist das mit der so wichtigen medialen Kontaktpflege natürlich nicht ganz so leicht wie zwischen all den Glasbüros in New York, London oder Berlin. Nun sind Musiker bei aller Liebe ein winziges bisschen weniger überlebensnotwendig als Ärzte und brauchen deshalb keine "Land-Quote". Die hippen Beat-Tüftler und Saiten-Schrubbler können also in ihren runtergekommenen, überteuerten Musikerlofts im Szeneviertel bleiben. Hundreds hingegen wollen das gar nicht. Für ihr drittes Werk "Wilderness" hat sich die Geschwister-Band aus Hamburg in einem kleinen Dörfchen in Niedersachsen eingenistet und dort ein Haus in ein großes Studio verwandelt. Ab vom Schuss, nur mit Brüderchen bzw. Schwesterchen? Nicht nur bei Liam und Noel würde dies im schlimmsten Familiendrama enden. Eva und Philipp Milner haben sich scheinbar immer noch lieb und perfektionieren mit "Wilderness" ihr Zusammenspiel.
Die Ruhe wollten sie auf dem Dorf finden, um am Klang etwas zu verändern und gewöhnliche Songstrukturen aufzubrechen. Zumindest letzteres gelingt den Milners bereits im Opener. Das titelgebende "Wilderness" dürfte auf YouTube ohne Widerrede mit "Epic intro" getagged werden. Unglaublich bedrohliche und dominante Kriegstrommeln knallen in das stoische und geheimnisvolle Elektro-Blubbern. Viel dringlicher hätten Hundreds sich nicht zurückmelden können. Einen Refrain gibt es dabei genausowenig wie im nachfolgenden "Bearer & dancer", das nichtsdestotrotz viele dafür taugliche Melodien enthält. Den Pop haben Hundreds nicht verlernt, sie verpacken ihn nur auf eine andere Art und Weise. Das großartige "Un-unify" zählt da mit seinem erlösenden Refrain und den etwas weniger komplizierten Percussions noch zu den eingängigsten Songs der Platte. Ansonsten bieten Hundreds viele dunkle und anders-klingende Songs wie "Unfolded". Hier treibt Beat-Bastler Philipp Milner die Effekthascherei eine Stufe weiter und sorgt dadurch für den interessantesten Track des Albums.
Unter der dunklen Elektropop-Fassade ist "Wilderness" durchaus abwechslungsreich. Die mysteriöse Schwarz-Weiß-Ästhetik steht dabei immer im Vordergrund. Das bezaubernde "Lily" ist vergleichsweise luftig und zeigt, wie gut es Hundreds gelingt, hymnische Melodien in komplexe Strukturen einzupflegen. Nur die Single "Spotless" kommt mit ihren dicken Synthesizern noch positiver um die Dorfecke. Das direkt in "Spotless" übergehende "Black sea" baut sich über viele Stimmungswechsel hinweg langsam auf. Nach dem Klavier-getragenen Hauptteil schmeißen Hundreds ihr gesamtes Inventar an und beenden den Track mit einem zweiminütigen Instrumental-Epos, ehe Hans Zimmer an der Tür klopft und fragt, ob er sich den Schlusspart nicht für seinen nächsten Blockbuster-Score ausleihen kann. Auch wenn Hundreds "Wilderness" im Holzhäuschen am Wald aufgenommen haben und man das Thema der Natur raushört, funktionieren sie immer noch am besten in der Stadt. Auf dem nächtlichen Spaziergang, an blinkenden Häuserfassaden vorbei, bilden sie weiterhin den perfekten Soundtrack.
Highlights
- Wilderness
- Un-unify
- Unfolded
- Black sea
Tracklist
- Wilderness
- Bearer & dancer
- Un-unify
- Unfolded
- What remains
- Black sea
- Spotless
- Lily
- Wind in the pines
- Take it down
- Picking pieces
Gesamtspielzeit: 48:53 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27172 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-02-17 20:37:44 Uhr - Newsbeitrag
heute erscheint die neue HUNDREDS Single "Un-Unify“ und das dazugehörige Video:HUNDREDS "Un-Unify“ |
okl |
2016-11-10 23:42:30 Uhr
Meine Erste. Ehrlich. Hundreds noch nie gehört....shame on Me. ABER was für eine Musik. Ach was Musik, Klangbilder atmosphärisch und schön. Fan ! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27172 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-11-09 20:59:26 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Piercefan |
2016-11-08 05:26:31 Uhr
Schönes Album Der titeltrack ist der Hammer Highlights für mich: Wilderness Un-unify What remains 8/10 für mich |
Tame Lina |
2016-11-05 10:48:08 Uhr
Die Texte stechen ins Ohr, die Musik ein Raubzug. Glatte Welle. 6/10 |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Fever Ray; Me And My Drummer; Super700; London Grammar; Amatorski; Hans Zimmer; Woodkid; Moby; Martin Kohlstedt; Marbert Rocel; Poliça; The Knife; Pupkulies & Rebecca; Me Succeeds; Touchy Mob; Bodi Bill; Mohna; Wixel; Console; Lali Puna; DNKL; Raz Ohara; Jan Roth; The Jezabels; Agnes Obel; Sohn; Bonobo; Apparat; Moderat; Christian Löffler; Four Tet; Múm; Siva.; Helmut; Petula; I Might Be Wrong; Monotekktoni; Kraków Loves Adana; Keøma; Get Well Soon; Monta; Dillon; Paula; Thom Yorke; Atoms For Peace; Radiohead; Björk; PJ Harvey; Portishead; Massive Attack; Depeche Mode; The Bianca Story; Lana Del Rey; Goldfrapp
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Hundreds - The current (4 Beiträge / Letzter am 28.08.2020 - 16:29 Uhr)
- Hundreds (36 Beiträge / Letzter am 01.04.2020 - 09:24 Uhr)
- Hundreds - Wilderness (10 Beiträge / Letzter am 17.02.2017 - 20:37 Uhr)
- Hundreds - Aftermath (6 Beiträge / Letzter am 07.06.2014 - 13:15 Uhr)