Axis: Sova - Motor Earth

God? / Drag City / Rough Trade
VÖ: 14.10.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Unfuzzbare
Alles muss man selber machen. Für viele ein Unding, für Brett Sova künstlerische Realität. Wenn sich der Chicagoer nämlich in seinem Studio verschanzt, braucht er keine Gesellschaft, um alleine zu sein – und um mit ohrenscheinlich halb schrottreifer Gitarre, vorsintflutlicher Drum-Machine und Stimmverzerrer bewaffnet als Axis: Sova seine knirschenden bis kreischenden Songs einzumalmen. Mitmusiker gönnt sich Sova lediglich bei seinen ebenso lärmintensiven Konzerten, und ein solches besuchte einmal der hyperaktive, ungleich leutseligere Garagen-Schrammler Ty Segall, der mit seinen zahlreichen (Ex-)Bands und der eigenen Person stets die ersten drei Reihen der hiesigen Referenzen-Sektion vollmacht, wenn vergleichbare Tonträger zur Rezension anstehen. Und so kommt es, dass "Motor Earth", das dritte Album des Kaliforniers, nach "Early surf" bereits das zweite auf Segalls Label God? Records ist. Müssen wir gesondert erwähnen, dass sich Sova in dieser schrecklich lauten Familie pudelwohl fühlt?
So klingt es wenigstens, wenn er auf neun elektrisch aufgeladenen Stücken rasselnd rostige Nägel auf flauschiger Auslegeware verteilt und die Reise zum Mittelpunkt der Erde aus dem Albumtitel zum bedröhnten Trip durch aufgeworfene Gesteinsschichten wird. Und das Adjektiv "unfuzzbar" existiert in Sovas Vokabular ohnehin nicht. Schon die "Love identity" im Opener ist dermaßen mit Gitarren-Freakouts und Feedback-Schlaufen vernebelt, dass man kaum das Herz vor Augen sieht. Selbst der zeitlebens nörgelnde Lou Reed fühlt sich auf seiner Wolke gleichermaßen an The Velvet Undergrounds "Sister Ray" und "I heard her call my name" erinnert – und kommt sich eher vor wie in einer Riffbraterei, wo man viel rennen muss. Gleiches gilt für den ungebetenen Gast in "(Like an) intruder", der sich mit gedoppelt japsenden Vocals von einer unerbittlichen Beatbox und dicken Leads über die Bildfläche jagen lässt. Dass der dreiminütige Space-Rocker dafür den Großen Preis von Dröhnland einsackt, versteht sich fast von selbst.
Dennoch erweist sich Sova auf "Motor Earth" keineswegs als ausschließlich monoton oder gar stumpf operierender Zeitgenosse – ein Verweis auf Jimi Hendrix' Klassiker "Axis: Bold as love" im Projektnamen verpflichtet nun mal. Entsprechend kräuseln sich die Gitarren in "Violent yellow" behende um aufgeregt pulsierende Rhythmen, während die "Sanity range" von einer Suicide-Drumspur bis zu einem verstrahlten Surf-Resort reicht – ganz schön weit also. Und der Hörer wie auch Sova selbst nehmen verblüfft zur Kenntnis, wie viele Aggregatzustände (un)populärer Musik sich auch an überschaubarem Instrumentarium darstellen lassen, denn mit dem mächtigen Groover "Eyes have it" und "Emoticog" zockeln zudem die unsanften Momente der frühen Joy Division und rabiates Highspeed-Kraut hinterher. Erst im länglichen Abschluss "Routine machine" entspannt sich diese köstlich verräucherte Angelegenheit – zuvor kann ein Stoßdämpfer für die Ohren nicht schaden. Wie, gibt's noch nicht? Ein Unding. Alles muss man selber machen.
Highlights
- Love identity
- (Like an) intruder
- Eyes have it
Tracklist
- Love identity
- (Like an) intruder
- Sanity range
- Eyes have it
- Unraveling
- Violent yellow
- Emoticog
- (Jam 4)
- Routine machine
Gesamtspielzeit: 41:17 min.
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Referenzen
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