Soft Hair - Soft Hair
Domino / GoodToGo
VÖ: 28.10.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Think pink
Manche Cover sind so grässlich, dass es schon wieder lustig ist. Manch andere Cover hingegen sind so grässlich, dass die Empfindungen beim Betrachter über jede ironische Brechung hinaus gehen und man die Platte kopfschüttelnd und lediglich mit spitzen Fingern anfasst. Aber man soll – wie man so schön sagt – ein Buch (und ergo auch ein Album) nicht nach seinem Cover beurteilen, und was wären wir für Unmenschen, wenn wir uns diesem Sinnsprüchlein widersetzen würden. Also ab jetzt und für den Rest dieser Rezension: Faire Chancen für Soft Hair, ungeachtet des bedauernswürdigen Cover-Motivs.
Hinter Soft Hair stecken der weitgereiste Neuseeländer Connan Mockasin und der Brite Sam Dust, wobei man zumindest letzteren noch als Mitglied der Dancepop-Gruppe Late Of The Pier in Erinnerung haben könnte. Unter neuem Alias gibt es nun quirligen, quietschigen Quatsch-Indiepop, der seine Fühler in ganz unterschiedliche Richtungen ausstreckt: Es gibt glasklare Chillwave-Tendenzen, Abstecher in psychedelische Randbereiche und wohlig-warme Soul- und R'n'B-Anleihen, die den trägen Körper in Schwung bringen. Aus diesen Einflüssen ergibt sich eine obskure, aber freudespendende Mixtur, ein musikalischer Jungbrunnen gar, in den man mit Anlauf und Arschbombe hineinspringen möchte.
Einladend sind die acht Stücke dieses kurzweiligen Debüts nämlich allemal: "Relaxed lizard" feiert seine eigene Smoothness mit einem Sektchen und Lachs-Kaviar-Häppchen, dazu erklingen funkige Synthies, die im Handumdrehen jede noch so verwaiste Tanzfläche bevölkern würden. "Jealous lies" macht dann all jene glücklich, die gerne zu Dirty Projectors abschwofen oder zu Metronomy träumen: Auch hier stehen wieder die Synthies im Fokus, drumherum gesellen sich die mal mehr, mal weniger verzerrten Stimmen der beiden Protagonisten, die während dieser wilden Abfahrt wie zwei Schluck Wasser in der Kurve klingen. Soll heißen: Ein Auftakt nach Maß!
Zur Mitte hin hauen Soft Hair dann die beiden vielleicht größten Quasi-Hits raus: "A goood sign" erinnert in seiner schattigen 80s-Verliebtheit ein wenig an die fantastischen Songs der ersten Twin-Shadow-Platte, während die verführerische, sechsminütige Single "Lying has to stop" Köpfe und Körper gleichermaßen verdrehen dürfte. "Alive without medicine" scheint zunächst ein ähnlicher Gassenhauer zu werden, entscheidet sich dann aber letztlich doch für spaßigen Unsinn und dreht am Ende vollkommen durch. Wer hier an Ariel Pink denken muss, denkt richtig. Wer Sinn für unspießigen, bunten Indiepop mit Synthie-Schlagseite hat, sollte sich Soft Hair also unbedingt vormerken. Dieses Duo wird all jene durch die anstehenden kalten Monate begleiten.
Highlights
- Relaxed lizard
- A goood sign
- Lying has to stop
Tracklist
- Relaxed lizard
- Jealous lies
- i.v.
- A goood sign
- Lying has to stop
- In love
- Alive without medicine
- l.i.v.
Gesamtspielzeit: 32:25 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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AliBlaBla Postings: 6635 Registriert seit 28.06.2020 |
2023-03-31 15:43:05 Uhr
Total gute Platte, finde ich, nur zu kurz.Drüber wieder gestolpert, da UNKNOWN MORTAL ORCHESTRAs "V" mich hat streckenweise wieder druff jeworfen hat. Schon ähnlich auch, beides entspannt spinnert nice. |
John Lemon Postings: 29 Registriert seit 20.01.2016 |
2018-02-14 14:09:24 Uhr
Schade, dass die Platte so untergegangen ist. Ich find die echt richtig geil, aber leider acuh etwas kurz. |
skribbler |
2016-11-05 01:30:16 Uhr
ja, mit pop ohne indie und dem zusatz lustig bin ich jetzt schon zufriedener. übelster eighties shit und sprengung jeder geschmacksgrenzen seien hinzugefügt:) |
Kevin Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 1034 Registriert seit 14.05.2013 |
2016-11-03 01:48:46 Uhr
Dass Mockasin viele Jahre in GB gelebt hat, macht ihn natürlich nicht zu einem Briten, habe den kleinen Schnitzer korrigiert. Dass Cover bleibt dennoch lustig-scheußlich und die Musik Pop. Auch nach 3000 Mal "Lying has to stop". ;) |
skribbler |
2016-11-03 01:20:28 Uhr
indie pop? connan mockasin britisch? schreckliches cover? haha, 3000 mal zwangseinflössung des "geilen" videos von lying has to stop sollte dem autor helfen connans welt ein bisschen besser zu verstehen. auch sehr empfehlenswert, was der andere herr unter dem namen la priest so abliefert. oino ist ein killer. |
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Referenzen
Connan Mockasin; Late Of The Pier; LA Priest; Yeasayer; Ariel Pink; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Metronomy; Alex Cameron; Unknown Mortal Orchestra; John Maus; Blood Orange; Lightspeed Champion; Of Montreal; Twin Shadow; Lawrence Arabia; Kirin J Callinan; Dirty Projectors; Grizzly Bear; Animal Collective; Panda Bear; Avey Tare; Avey Tare's Slasher Flicks; Destroyer; Drugdealer; The Lemon Twigs; Jagwar Ma; The Whitest Boy Alive; Junior Boys; Phoenix; Hot Chip
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