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Hooton Tennis Club - Big box of chocolates

Hooton Tennis Club- Big box of chocolates

Heavenly / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 21.10.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Und Sgt. Pepper griente

Als Hooton Tennis Club im September 2015 gleich mehrere Bühnen auf der Reeperbahn bespielten, mussten viele sentimental veranlagte Zuschauer wohlig grinsen. Waren es doch Clubs nahe den historischen Orten, an denen ein halbes Jahrhundert zuvor die britische Band schlechthin ihre triumphale Karriere gestartet hatte. Wieder waren es vier schlaksige Jungs, wieder stammten sie aus einem Ort unweit von Liverpool, wieder trugen zumindest drei von ihnen die Frisur ähnlich dem Pilzkopf. Und wieder schwabbelte nonchalanter Poprock aus den Verstärkern, dazu leicht profane Alltagstexte übers Schwimmen oder Teekochen. Gerade diese jugendhafte Unschuld teilen Hooton Tennis Club mit den frühen Beatles.

Das Debüt "Highest point in Cliff Town" klang auf eine charmante Art schludrig und chaotisch, orientierte sich am Lo-Fi-Indie von Pavement und verfing sich in einigen psychedelisch-verschrobenen Schleifen von The Jesus And Mary Chain. Auf "Big box of chocolates" scheppern zwar weiter die E-Gitarren, etwa gleich im verwegenen Opener "Growing concerns", sonst wurde hingegen aufgeräumt und geglättet. Alles ist detailreicher und penibler durchdacht, was nicht zuletzt am famosen Edwyn Collins liegt. Er ist nach Bill Ryder-Jones bereits der zweite prominente Produzent dieser Jungspunde. Hatte Letzterer, auch geprägt durch seine Jahre bei The Coral, noch Experimentelles im Sinn, orientiert sich Collins an einem von Schnörkeln befreiten Britpop mit geradezu altmodischem Groove.

Das Tempo ist dabei gemächlich, die zwölf Songs spiegeln eine Entspannung wider, die entsteht, wenn sich vier Jungs drei Wochen lang hauptsächlich von Tee und Whiskey ernähren, dabei viel Hesse und Vonnegut lesen und peu à peu ihr Zweitwerk zusammenschustern. Vonnegut schulte zumindest den freakig-humorvollen Blick aufs Leben, weshalb Narreteien wie kläffende Hunde und Fahrradklingeln in die Songs eingearbeitet wurden. Sonst hört es sich nach einem Coming-Of-Age-Album an, denn es sind wahre Lebensthemen, die hier behandelt werden: Liebe, auch wenn sie noch ein wenig naiv gerät in "Lauren, I'm in love!" oder Sehnsüchte nach Lebenssinn in "Frostbitten in Fen Ditton", das Oasis-Sehnsucht mit Slide-Gitarren paart. Bittersüßes wird wunderbar leichtfüßig vorgetragen, so mühelos wie melodiös.

Überhaupt die Melodien – immer wieder kommen The Stone Roses in den Sinn oder Primal Scream oder doch wieder die Beatles. Weil Hooton Tennis Club ein Gespür für große Melodien haben. Solche, die unaufdringlich eingängig sind, die beim Hören schon bekannt erscheinen und einem in dieser Gestalt trotzdem noch nie zuvor untergekommen sind, was gerade das melancholische Trio "Sit like Ravi", "Katy-Anne Bellis" und "O man, won't you melt me?" belegt. Da kann man auch verzeihen, dass "Lazers Linda" die schlechten Seiten der Flaming Lips heraufbeschwört und der Albumtitel allzu plump auf "Forrest Gump" verweist. Zwei derart solide Alben in zwei Jahren Bandgeschichte verheißen einiges.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Sit like Ravi
  • Meet me at the Molly Bench
  • Frostbitten in Fen Ditton

Tracklist

  1. Growing concerns
  2. Bootcut Jimmy The G
  3. Bad dream (Breakdown on St George's Mount)
  4. Sit like Ravi
  5. Kate-Anne Bellis
  6. O man, won't you melt me?
  7. Statue of the greatest woman I know
  8. Meet me at the Molly Bench
  9. Lauren, I'm in love!
  10. Frostbitten in Fen Ditton
  11. Lazers Linda
  12. Big box of chocolates

Gesamtspielzeit: 41:18 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-11-02 20:56:18 Uhr
Frisch rezensiert.

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