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The Dillinger Escape Plan - Dissociation

The Dillinger Escape Plan- Dissociation

Party Smasher / Cooking Vinyl / Sony
VÖ: 14.10.2016

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wahnsinn mit Methode

Was kann jetzt noch kommen? Fünf Studioalben lang haben The Dillinger Escape Plan ihren Zauberwürfel des Wahnsinns in die zittrigen Hände ihrer Noise-Jünger gespielt. Wohl wissend, dass dieser sehr spezielle geometrische Kubus in Abgrenzung zu dem von Rubik wohl niemals zu lösen sein wird. Dafür hatte der Hexaeder aus New Jersey einfach schon immer zu viele Seiten, die sich mit fortlaufender Karriere weiter exponentiell vermehrten. Nur so viel: Zum Abschied sollen noch ein paar weitere dazukommen. Zum Abschied? Ja, die Mathcore-Jazzfreak-Kapelle tut es ihrem Namensgeber, US-Staatsfeind John Herbert Dillinger, gleich und verlasst die Bühne abrupt und mit einer ohrenbetäubenden Detonation. Allerdings lassen sich The Dillinger Escape Plan nicht von der Polizei das Lebenslicht ausknipsen, sondern geben sich selbst die Kugel. Und der entsetzten Fangemeinde ihre Auflösung bekannt. Vorher gibt’s aber noch ein volles Magazin Blei zu fressen.

Ihren besten Schuss liefern The Dillinger Escape Plan in der Mitte des Albums ab. Das Stahlmantelgeschoss "Low feels blvd" verfolgt keine direkte Flugbahn, sondern dringt zunächst mit maximaler Geschwindigkeit in den Brustkorb des Hörers, zerschreddert mittels eines erderschütternden Grooves mindestens 23 Prozent der inneren Organe, um dann via Jazz-Gitarren-Solo und Weirdo-Backing-Vocals kurz innezuhalten. Nur um abschließend mit dem Rest der verbleibenden kinetischen Energie doch noch zu vollstrecken. Operation gelungen, Song tot. In der Folge reichert Frontmann Greg Puciato "Surrogate" mit ein paar Sex-Pistols-Stimmbandübungen an und packt diese inklusive abgesägten Gitarrenlaufs in die Rappelkiste dieser Jazz-Core-Überraschungstüte.

Bis zu diesem Zeitpunkt mussten schon reichlich Blutkonserven verteilt werden. "Limerent death" traktiert den Hörer gleich zur Eröffnung mit hypernervösen Highspeed-Frickelgitarren, Flächenbrand-Grooves, Seltsam-Gewisper und sich selbst überholenden Drums. The Dillinger Escape Plan schänden auch bei ihrem Abgang wie gewohnt in fast jedem Song die Synapsen und sorgen mit ihrer chaotischen Ordnung für Maximalverwirrung. Dafür gibt es wahlweise Bewunderung ob der technischen Versiertheit und Kreativität oder die Rote Karte für Obermuckertum. Da diese Diskussion aber schon vor langer Zeit zu Recht verscharrt wurde, ersparen wir uns diese und stürzen uns erneut in den mit unfairen Mitteln geführten Häuserkampf, bei dem keine Gefangenen gemacht werden.

Mit "Fugue" proben die The Dillinger Escape Plan hier die elektronische Kriegsführung mit synthetischen Drumpatterns oder täuschen in "Apologies not included" zunächst Friedensgespräche an, um im Anschluss mit den Doom-Hammer Ohrmuskeln zu zerquetschen. Dazwischen Funk, Frickel und Faustkampf. Das alles will nicht verstanden, sondern lediglich aufgesogen werden – gerne und zwingend mehrmals. Denn je länger man diesem keifenden, mit Notenschlüsseln eingesperrten Irrsinn lauscht, desto klarer wird, warum in der Einzelzelle dieser Ausnahmeband kein Platz für weitere Insassen ist. The Dillinger Escape Plan bleiben bis zum letzten Atemzug einzigartig und brüllen der Musikwelt mit "Dissociation" einen eindrucksvollen Abschiedsgruß in die Lauschlappen.

"Nothing to forget" erinnert sogar kurz an die gröbsten Mikro-Unflätigkeiten von General Mike Patton. Dazu soufflieren ein knurrender Bass und eine verschreckte Kirmes-Sinfonie und schon betreten wir den letzten Meter Feindesland. Doch "Dissociation" hält sich an die Genfer Konventionen und begleitet den untergehenden Dampfer von The Dillinger Escape Plan mit Violinen und Cello. Puciato fleht und schmettert sein "Finding a way to die alone" am Schluss wirklich völlig alleingelassen dem pechschwarzen Nichts entgegen. Dann Stille. Was kann jetzt noch kommen?

(Oliver Windhorst)

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Highlights

  • Limerent death
  • Low feels blvd
  • Dissociation

Tracklist

  1. Limerent death
  2. Symptom of terminal illness
  3. Wanting not so much as to
  4. Fugue
  5. Low feels blvd
  6. Surrogate
  7. Honeysuckle
  8. Manufacturing discontent
  9. Apologies not included
  10. Nothing to forget
  11. Dissociation

Gesamtspielzeit: 50:00 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2017-02-26 10:42:58 Uhr
Hehe.

boneless

Postings: 5293

Registriert seit 13.05.2014

2017-02-25 23:34:23 Uhr
Aber sowas von! Danza III ist mein Favorit, aber auch mit den anderen Platten kann man nix falsch machen. Tony Danza himself kennt die Band übrigens auch.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2017-02-25 17:40:13 Uhr
Was ich in der Hinsicht grad noch entdeckt habe: The Tony Danza Tapdance Extravaganza. Ganz geil.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10783

Registriert seit 23.07.2014

2017-02-25 17:21:53 Uhr
Haha. :D

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2017-02-25 17:11:35 Uhr
Aaaaaaah. Mein Fehler. :D
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