Abstraxion - She thought she would last forever

Biologic
VÖ: 10.10.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Allein, allein
Immer dieses unterschwellige Plappern tausender Stimmen. Ein Gemurmel, Gerufe, Gebrülle, das wie ein Dauerfeuer auf die Ohren wirkt. Manchmal muss man einfach raus aus dem Gedränge. In die Stille karger Natur, so wie auf dem Covermotiv von "She thought she would last forever", dem zweiten Album des französischen DJs Harold Boué – unter dem passenden Moniker Abstraxion. Die Platte selbst entfernt sich nämlich ebenfalls in der Wahl ihres Weges, weg vom Konkreten, hin zur abstrakten Leere. Hinein in eine unwirkliche, halluzinogene Welt, wie sie im illustrierenden Video zum Herzstück "Spazieren" gezeigt wird. Auf dem Album nimmt ebenjene Wanderung gleich die doppelte Laufzeit von etwa elf Minuten ein. "Go spazieren", rät die Berliner Großmutter des gesampelten Erzählers auf minimalen Beats. Nicht die schlechteste Idee, um "She thought she would last forever" wirken zu lassen.
In der ersten, mit konkreteren Formen ausgestatteten Hälfte des Albums dürfen noch Vocals auftauchen. In "Needed you" sind diese sogar so unverfälscht, dass man geneigt ist, eine narkotisierte Version von Hot Chip oder Moderat hinter dem Track zu vermuten. "Just what I've always wanted" schneidet dagegen sicherheitshalber alle erkennbaren Wörter in Fetzen, um sie rhythmisch unter den Beat zu mischen. Zur Meisterdisziplin bringt das auch der sehnsuchtsvolle Titeltrack, welcher sich einige Zeit nimmt, um den Groove wirken zu lassen, bevor sphärische Stimmen den Sound auf die nächste Ebene bringen. Mit "Blackout" beginnt dann die – in der Tat – abstraktere Seite der Platte. Ein unbeirrter Beat wird ausgemalt von leicht schief liegenden Keyboards, welche aus einem Boards-Of-Canada-Song entliehen sein könnten, nur um sich in der eigenen Spielzeit in Abstraxions clubtaugliche Seite hineinzulehnen.
Im Vergleich zu Moderat, welche auf "III" mehr denn je den kurzen Hit fokussierten, bietet Abstraxion die menschenleere Spiegelseite und schielt kaum auf den Club oder eventuelle Tanzbarkeit. Ein Track wie "Not far away from you" könnte mit mehr Druck untermalt problemlos zum Brecher werden, doch Boué nimmt die subtile Abfahrt, hält den Sound im Zaum. "She thought she would last forever" lässt sich im Gesamten deshalb auch gleichwohl mit Minimaltüftlern wie Pantha Du Prince oder The Field in eine Kategorie stecken. Zu deren Musik kann man zumindest auch allein durch weite Felder spazieren gehen. Und sich beispielsweise von der Überfrachtung an Kommunikation frei machen.
Highlights
- An error occured
- She thought she would last forever
- Needed you
- Spazieren
Tracklist
- An error occured
- Just what I've always wanted
- She thought she would last forever
- Needed you
- Spazieren
- Blackout
- Seascape
- Not far away from you
- Rinjani
- Dystopia
Gesamtspielzeit: 63:01 min.
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Referenzen
Pantha Du Prince; The Field; Moderat; Apparat; Hot Chip; Caribou; Daphni; Bonobo; Darkside; Nicolas Jaar; Studio; Boards Of Canada; Andy Stott; Lindstrøm; Prins Thomas; Martyn; Robag Wruhme; Kaito; Akufen; Lawrence; Efdemin; Glühen 4; Ada; John Talabot; Burial; Trentemøller; Autechre; µ-Ziq; Modeselektor; Amon Tobin; Aphex Twin; Kraftwerk
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