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Matt Boroff - Grand delusion

Matt Boroff- Grand delusion

Panta R & E / Rough Trade
VÖ: 30.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schlimmer als Heimweh

Soziale Medienkunde mit Matt Boroff: Eigentlich wollte der Singer-Songwriter nur seine Facebook-Fans mit einem Video darauf aufmerksam machen, wie man die Profileinstellungen ändern muss, damit in der Timeline keine Postings verschluckt werden – dass seine Katze diese Ausführungen aus dem Off fortwährend mit standhaftem Miau kommentierte, machte den kleinen Film jedoch zu einer unterhaltsamen Zwiesprache zwischen Mensch und Tier. Ansonsten steht Boroff, den es um die Jahrtausendwende aus New Jersey ins österreichische Vorarlberg verschlug, allerdings mitnichten in erster Linie für Cat Content in unsichtbar, sondern für grungigen Alternative-Rock, der sich mit der Zeit immer stärker an Swamp-Blues mit gespenstischen Dimensionen orientierte. Zuletzt auf dem 2013er Album "Sweet hand of fate", das auch gut in Mark Lanegans "Phantom radio" hätte laufen können – nicht zuletzt, weil der frühere Screaming-Trees-Frontmann bei "Garbage man" als Gast zu hören war.

Und weil's so schön war, erklärte sich Lanegan auch für den Nachfolger "Grand delusion" zu einem Gesangsbeitrag bereit und ist als zweite Stimme inmitten der mal verhallten, mal dissonant splitternden Riffs des perkussiv befeuerten "Thirst" erneut bestens aufgehoben. Auch wenn man sich lieber nicht genauer vorstellt, was die beiden da gerade schlürfen. Einen guten Schluck hat sich Boroff auf jeden Fall verdient, da Durst bekanntlich schlimmer als Heimweh ist – und rüstet "Grand delusion" mit diesem Song zum Endspurt, hat sich der Hörer längst rettungslos im düsteren Gestrüpp aus zornigen Stromgitarren, wühlenden Reverbs und schwermütigem Bariton verfangen. Das Titelstück wiegt zu Anfang als atmosphärischer Groover mit glühender Orgel und dahingehauchten Zeilen über die Trugbilder der Welt nur kurz in Sicherheit, denn "Pipe dream" lässt direkt danach unheilvolle Twangs kreisen und zieht das Tempo erstmals merklich an. "This is rapture, this is blackness", stellt Boroff zu diesem feisten Stampfer brüllsäuselnd fest – und hat völlig recht.

Und auch "What a shame" ist nicht etwa das, was der Titel verspricht, sondern ein schleifendes Stück rabiater Wüsten-Rock, bei dem sich auch Produzent Alain Johannes an Bass, Saxophon und Mischpult gleichermaßen austoben kann. Dank seiner zeitweiligen Mitgliedschaft bei Queens Of The Stone Age oder Them Crooked Vultures kennt sich der Mann mit so etwas nämlich blendend aus, was dieser fauchenden Single genauso zugute kommt wie dem bläsergetriebenen Donnerbalken "Hang on". Anschließend zieht Boroff die Mütze tiefer in die Stirn, verdrückt sich zusehends balladesk grummelnd Richtung Sümpfe und sinniert dabei brütend über zwischenmenschliche Verschmelzung, elektrische Stühle und schwarze Spiegel. Der gebührende Abschluss eines Albums, das sein Spiel treibt mit knirschigem Rock'n'Roll, finsteren Visionen und jenseitigen Gemütszuständen zwischen wilder Verzweiflung und fragilen Liebesbekundungen. Und so sehr den Exil-Amerikaner die "Modern plagues" auch quälen – zumindest "Grand delusion" trügt nicht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Grand delusion
  • Pipe dream
  • Hang on
  • Thirst

Tracklist

  1. Grand delusion
  2. Pipe dream
  3. What a shame
  4. Behind your mask
  5. Hang on
  6. Modern plagues
  7. Dissolve
  8. Thirst
  9. Siren song
  10. Strange mirror of black

Gesamtspielzeit: 40:06 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Sivert Höyem
2016-10-07 21:00:49 Uhr
My last Album was not presented here, but this shit here?! What's going on with PT?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27656

Registriert seit 08.01.2012

2016-10-05 21:01:59 Uhr
Frisch rezensiert.

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