Tiger Lou - The wound dresser
Startracks / Indigo
VÖ: 23.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Aus der Gruft
Sanft tastet sich Rasmus Kellerman alias Tiger Lou an den Hörer heran: Zarte Pianoklänge eröffnen "You town" und damit auch "The wound dresser", das vierte Album des Schweden, der seine loyale Fanschar sage und schreibe acht Jahre auf einen neuen Longplayer warten ließ. Tatsächlich ist er aber trotzdem clever, der Mann. Verschanzte sich im Jahre 2009 zunächst in seiner Künstler-Gruft, wagte dann kurz darauf schon getarnt als Solo-Barde mit "The 24th" einen nicht mal ungelungenen Tagesausflug, um dann einige Jahre später hin und wieder einen schüchternen Blick aus dem dicken Gemäuer zu wagen, das er mit Tiger Lou nun aber doch wieder verlassen wollte. Wenn da nicht diese Ungewissheit wäre: Hört da draußen denn überhaupt noch jemand zu? Hat überhaupt noch wer mit dem Schweden gerechnet?
Hoffnung indes konnte man sich im Herbst 2014 machen, als mit "Homecoming #2" ein äußerst feines, luftiges wie auch melancholisches Stück Musik aus der Festung drang, das es zum Glück auch auf dieses Album geschafft hat. Heimkommen, Ankommen. Gute Stichworte, denn genau um ebenjene Erfahrung der Ortsbestimmung, der Definition von Heimat, dreht sich "The wound dresser" vornehmlich. Der talentierte Songschreiber musste die innere Unruhe, die sich hörbar auf dem aufwühlenden "The loyal" und dem nicht minder intensiven "A partial print" angestaut hatte, verarbeiten. Sein Leben ordnen, in sich gehen. Mittlerweile ist Kellerman Familienvater und in der Heimat Schweden sesshaft geworden – trotz der schönen Tourerlebnisse in den Nullerjahren, die ihn unsicher werden ließen, wo denn überhaupt sein Platz sei. Die neue Gelassenheit hört man dieser Platte an. "California hauling" etwa ist ein für Tiger Lou fast schon extrovertiert hymnenartiger Popsong. Diesen schickte Kellerman dem Album ebenfalls voran, veröffentlichte das Stück 2015 als EP.
Zwar wohnt Songs wie dem sich phänomenal steigernden "Undertow" und dem Titelstück immer noch die typische Melancholie inne, aber alles wirkt gesetzter, in Zufriedenheit verankert. Die Musik der Schweden ist natürlich nach wie vor nicht fröhlich, aber doch weniger verstörend und düster als Ende des vergangenen Jahrzehnts. "The bones of our history", mit Synthies und schönen Melodiebögen gespickt, erinnert an die zu Unrecht wenig beachteten +/- und lebt die Gelassenheit vor, die Tiger Lou als Lektion weitergeben: "You'll see!" Auch "Leap of love", die offizielle Auskopplung, sticht ins Ohr: Während die Strophen in Sehnsucht harren, zerrt der Synthiebeat nach dem ersten Refrain offensiv auf die Tanzfläche. Für den Drive sorgt auch Drummer Pontus Levahn, dessen intensive Unterstützung bei Songauswahl und Aufnahmen klar zu vernehmen ist. Zwar vermisst man an "The wound dresser" letztenendes manchmal die intime Dringlichkeit eines "The loyal", aber dass Tiger Lou die Gruft nun endgültig hinter sich gelassen haben, war sehr wohl eine gute Idee.
Highlights
- Homecoming #2
- Undertow
- The wound dresser
- The bones of our history
Tracklist
- You town
- Homecoming #2
- California hauling
- Undertow
- Untiled #3
- The wound dresser
- Leap of love
- The bones of our history
- Rhodes
- So many dynamos
Gesamtspielzeit: 42:35 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Editor |
2018-06-04 09:01:05 Uhr
Das Album hat sich bei mir von Dez bis Juni gehalten.Wiedermal sehr, sehr gelungen. |
Akim Postings: 223 Registriert seit 17.04.2016 |
2017-01-17 20:02:49 Uhr
Schönes Album, vermittelt eine ganz angenehme Stimmung. |
BVBe Postings: 811 Registriert seit 14.06.2013 |
2016-10-20 13:44:14 Uhr
Ist ein richtig schönes Album geworden. Nicht spektakulär, aber mit den typischen Trademarks, und nicht so verbaut wie A PARTIAL PRINT. Hätten aber ruhig noch die vier zusätzlichen Songs der EP mit draufpacken können. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27879 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-10-10 18:17:53 Uhr
Neues Video: |
seabird Postings: 125 Registriert seit 11.08.2013 |
2016-10-04 13:52:17 Uhr
Highlights:01. You Town 04. Undertow 07. Leap of Love Bewertung 7 / 10 |
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Referenzen
Rasmus Kellerman; Now It's Overhead; Kashmir; +/-; Blonde Redhead; Bell X1; My Vitriol; Eskobar; Belasco; Klez.E; Voltaire; Elbow; Archive; The Cooper Temple Clause; The Notwist; The Mary Onettes; The Good Life; Daughter; Torres; Veto; Doves; Get Well Soon; The Faint; Mew; The Antlers; Broken Social Scene; Jeff Buckley; Of Montreal; Radiohead; The Cure; Editors; Interpol; The Cardigans; Arcade Fire; Talk Talk; The Czars; Bloc Party; Klimt 1918; dEUS; Mintzkov; The Rural Alberta Advantage; Band Of Horses; Frightened Rabbit; Porcupine Tree; Patrick Wolf; The Verve; Warpaint; The Electric Soft Parade; Keane; Richard Ashcroft; Travis; Imagine Dragons; Peter Gabriel
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