Rival Kings - War

Deepdive / H'art
VÖ: 30.09.2016
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Am G-Punkt der Generation Y
"Warum die Generation Y so unglücklich ist", "Warum die Generation Y so wenig Sex hat", "Ist die Generation Y wirklich so langweilig, wie man sagt?" – glaubt man den Schlagzeilen, haben alle, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurden, nicht gerade das große Los gezogen. Vermutlich geht es diesen Jahrgängen oftmals eher zu gut, als dass sie wirklich schlecht dran wären, aber die mindestens wehmütigen, meist melancholischen und manchmal depressiven Stimmungen scheinen doch zu überwiegen. Gut so, denn sonst würde es Alben wie "War" von Rival Kings gar nicht geben. Und das wäre nun wirklich ein Unglück.
Dabei hatte die Schweizer wohl niemand auf der Rechnung, schließlich wurden sie außerhalb ihrer Heimat bisher kaum zur Kenntnis genommen. Doch schon das 2014 und damit zwei Jahre nach Bandgründung veröffentliche Debüt "Citizens" ließ erahnen, dass in dem Sextett ein großes Pop-Rock-Album steckt. Kein Wunder, schließlich sind Rival Kings nach eigenem Bekunden totale Pop-Schlampen: "Wir geben das auch offen zu. Wir mögen Pop und wir mögen guten Rock. Wenn uns Leute nach unserer Musikrichtung fragen, sagen wir eigentlich immer Indie-Rock. Melancholisch gefärbter Indie-Rock trifft es ganz gut." Und in der Tat scheint die Luzerner Band ihre Hausaufgaben in diesem Fach gründlich gemacht zu haben, denn "War" ist ein Pop-Rock-Potpourri erster Klasse. Mit seinen Reflexionen über das Lieben und Leiden der Generation Y dürfte es zudem allen sogenannten Millennials aus der Seele sprechen.
In einer gerechten Welt würde vermutlich ein wohlverdienter Hype um das Album stattfinden. Aber nichts ist ungerechter, als die Welt, mit der sich die Generation Y konfrontiert sieht. In dieser Welt muss das persönliche Glück hart erkämpft werden, oft genug gegen teils selbstverschuldete, innere Widerstände. Dieser tägliche Kampf "mit inneren Dämonen, Problemen, Perspektiven, Krankheiten oder psychischen Problemen" ist das zentrale Thema des Albums. Doch bei aller Schwermut bewahren sich Rival Kings eine jugendliche Unbekümmertheit, die ansteckt. Und so es ist wohl kein Zufall, dass gerade der bittersüße Titeltrack einer der tanzbarsten Songs des Albums geworden ist. Überhaupt weist die Platte eine positive Energie auf, wie man sie letztlich nur in der Melancholie finden kann. So mag der Opener "Back in time" zwar eine verloren Zeit beklagen, mobilisiert dank eines überschwänglichen Refrains aber allen Mut für die Zukunft.
Allerdings hätte ein solches Album allzu leicht zu einer obszönen Reklamation des Status quo werden können, zu einem abschreckenden Beispiel für den singenden, tanzenden Abschaum der Welt. Doch Rival Kings sind an echter innerer Einkehr interessiert, sodass "War" keine schiere Realitätsflucht ist, sondern immer auch mit aufrichtig wirkenden Einsichten wie im sehnsuchtsvollen "Raise our flags" oder im berührenden "Envy the dead" überzeugt. Zu verdanken ist das vor allem Sänger und Songschreiber Étienne Hilfiker, dessen vibrierend-zerbrechlicher Stimme man sofort abnimmt, dass die von ihr vorgetragenen Zeilen aus tiefstem Herzen kommen. Und da bei allem Tiefgang die durchweg lebensgreifenden, stets griffigen Melodien direkt den G-Punkt der Generation Y stimulieren, wird beim Hören von "War" vor allem eines klar: Es ist nicht das schlechteste dazuzugehören.
Highlights
- Back in time
- War
- Raise our flags
- Envy the dead
Tracklist
- Back in time
- Clocks
- Bad
- War
- Fever
- Raise our flags
- Drown
- Heroes
- 25
- Hold me back
- Envy the dead
Gesamtspielzeit: 41:54 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Puntschu |
2016-11-28 13:36:49 Uhr
Eigentlich wollte ich die Platte scheisse finden. Irgend son Kensington/KingsOfLeon/Killers Klon mit U2-Referenzen. Und bin überrascht, wie oft ich die Platte jetzt gehört habe. Die Schweizer besitzen um einiges mehr Tiefgang als die oben drei genannten. Auch wenn nicht alle Songs direkt zünden und 1-2 Füller drauf sind (Raise Our Flags, Hold Me Back). Songs wie "25" hätte ich gern als FIFA Opener auf meiner PS4 =) |
Samu |
2016-10-26 14:50:16 Uhr
Irgendwie edgy, irgendwie Hi-End. Der Mix ist in der Tat etwas unausgegoren, aber gibt den sehr poppigen Songs lustigerweise einen kantigen Charme. Ich mag die Platte, besonders Songs wie Back In Time und Clocks sind tolle Indie-Rock Nummern. Schöne Platte, geile Songs - aber wünschte mir eine bessere Produktion! |
der grinsende perser-kater |
2016-10-21 18:59:42 Uhr
:D |
Scholz |
2016-10-21 15:37:59 Uhr
Leider klingen die Drums so wie früher bei mir im Kinderzimmer, als ich mir aus Waschpulvereimern, Würstchendosen (Dicke Sauerländer)und aufgehängten Topfdeckeln ein Drumkit nachgebaut hatte, um meinem Vorbild Carl Palmer nachzueifern. |
Bono |
2016-09-29 15:29:18 Uhr
Warum benennt eine Band, deren Musik so deutlich nach U2 tönt, ein Album nach einem U2-Album?? |
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Referenzen
Keane; Travis; Lakeside Inn; Guillemots; The Courteeners; Coldplay; Giantree; Mando Diao; Snow Patrol; Athlete; Manic Street Preachers; Arcade Fire; Editors; Get Well Soon; Elbow; Stars; R.E.M.; U2; Embrace; Blur; Kings Of Leon; Phoenix; The Verve; Interpol; Oasis; Klimt 1918; Placebo; Starsailor; The National; The Killers; Muse; Ben Folds; A-Ha; Fun.
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- Rival Kings - War (10 Beiträge / Letzter am 28.11.2016 - 13:36 Uhr)