Arab Strap - Arab Strap
Chemikal Underground / Rough Trade
VÖ: 30.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schluss mit lustig
20 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Der eine ging vor zwei Dekaden vielleicht noch zur Uni, andere besuchten die Schule und noch Jüngere verbrachten 1996 damit, ihre Sandkastenfreunde mit Schaufel und Förmchen zu bewerfen. 20 Jahre haben diverse "Ich werde Dich für immer lieben"-Schwüre im Alltag zu Lippenbekenntnissen degradiert, Freundschaften auf dem Weg ins Leben an den nächstbesten Baum gebunden und politische Ideale für Kinder und Karriere geopfert. Technologien wie Internet oder Smartphones kamen, andere wie VHS-Kassetten oder Walkmen gingen. Und die Musik? Auch diese hat sich über die Jahre verändert. Ob dies nun Grund für ein Klagelied oder eine Hymne an die Freude ist, muss jeder für sich entscheiden. Was bleibt bei all den sehnsuchtsvollen Erinnerungen ist die Frage nach dem "Weißt Du noch?"
Weißt Du noch, als sich diese Band aus Schottland, Arab Strap, mit überwiegend leisen Tönen lautstark Gehör verschaffte? Weißt Du noch, als das Duo sein Debüt 1996 auf dem Kultlabel Chemikal Underground veröffentlichte und für Aufsehen sorgte? Als sich Fachpresse und Indie-Gemeinde einig waren, dass aus dem kleinen Kaff Falkirk etwas ganz Großes kam? Und dass sich diese Begeisterung immerhin eine Dekade und sechs Studioalben hielt, bis Aidan Moffat und Malcolm Middleton 2006 zum Schlussakkord in Moll ansetzten? Jetzt, zum 20-jährigen Jubiläum, melden sich die Beiden mit einer 20 Stücke umfassenden Werkschau ihrer Interpretation des kauzigen Singer-Songwritertums zurück. Und das in die Jahre gekommene Material klingt auch heute in keinster Weise alt. Da purzeln geloopte drums im Viervierteltakt über eine Akustikgitarre, begleiten scheppernde Ride-Becken die nölig gecroonten Vocals vom Sprechsänger Moffat oder geleiten Streicher und Pianotupfer ihre Protagonisten Richtung regennasser Resignation. Dann und wann, etwa im achtminütigen Opus "Blackness", heulen auch einmal die Verzerrer ob dieses ungerechten Lebens auf. Den missgelaunt beiläufig intonierten Texten fehlt nahezu komplett das Vokabular für Frohsinn: Vielleicht gibt es Sex und Drugs, nur eben keinen Rock'n'Roll – höchstens Kopfschmerzen nach zu viel Billigfusel.
Berufsmelancholiker werden ihre helle Freude haben: Etwa beim Opener und einstigen Überhit "The first big weekend", in welchem sich ein nach vorne preschender Casiobeat, gezupfte Gitarren und die Persiflage eine Popmelodie im Zuge einer Berichterstattung über ein misslungenes Wochenende raufen. Stark auch "Here we go", welches mit seiner sparsamen Instrumentierung so überhaupt keine Aufbruchstimmung verbreitet, sondern zwischen dunkelblauer Tristesse und rabenschwarzer Melancholie mäandert. Nur geringfügig kontrastiert wird solcherlei Trübsinn von wenig helleren Hoffnungsschimmern wie dem drückenden "Love detective" mit seinem einprägsamen Pianoleitmotiv oder dem dahinperlenden "We know where You live". Einziger Wermutstropfen bei dem hier versammelten Leid auf durchgängig hohem Niveau ist vielleicht die schiere Masse. Bei 1 Stunde 43 Minuten lang zelebrierter Niedergeschlagenheit am Stück ist irgendwann Schluss mit lustig.
Highlights
- Here we go
- Love detective
- Don't ask me to dance
- Blackness
Tracklist
- The first big weekend
- Love detective
- Cherubs
- (Afternoon) soaps
- Here we go
- Rocket, take your turn
- The clearing
- Don't ask me to dance
- The shy retirer
- Turbulence
- The new Saturday
- We know where you live
- Where we’ve left our love
- To all a good night
- Dead air
- Daughters of darkness
- I still miss you
- Toy fights
- Blackness
- Mustard
Gesamtspielzeit: 103:11 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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salarias Postings: 62 Registriert seit 09.09.2016 |
2016-09-29 20:03:32 Uhr
freu mich über eine weitere compilation. die 10 Jährige war auch sehr gut- leider nicht auf vinyl.ja.- ich freue mich.) |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27674 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-09-28 20:58:05 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
wer |
2016-09-28 20:12:29 Uhr
Tolle Band, und mit "Tanned" und "Autumnal" fehlen meine 2 Lieblingssongs auf der Compilation. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27674 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-08-05 20:32:41 Uhr
Arab Strap'Arab Strap' VÖ: 30. September | Chemikal Underground Juhu! Sie sind wieder da! Unsere Lieblings-Schotten von Arab Strap. Wir wissen, dass wir euch das schon gesagt haben. Schadet der Freude aber nicht. Zudem: die Herrschaften haben gerade für den 30. September ein Doppealbum namens 'Arab Strap' angekündigt. Wie sie selbt sagen, voller "secret hits and rarities". Wie diese hier: https://soundcloud.com/chemikal-underground/we-know-where-you-live "We chose 20 songs – one for each year since we started – and decided to split them into two lots of 10. The first disc's a kind of best-of, but we just stuck to the more electronic stuff for this – there's so many different sounds going on in Arab Strap albums, so we wanted to make it a more coherent whole. The second disc's filled with rarities from EPs and b-sides and out-takes and stuff, so there's some louder rock stuff on there. I think all of these songs could've been on the albums they were recorded for, but sometimes you're trying to tell a story and they just don't fit. This disc is more live drums and rock-y too, so anyone looking for the noise should hopefully be satisfied." |
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Referenzen
Malcolm Middleton; The Delgados; The Golden Virgins; Chokebore; dEUS; The Reindeer Section; The Black Heart Procession; Sparklehorse; Smog; Black Box Recorder; Palace Music; Will Oldham; Bonnie 'Prince' Billy; Songs:Ohia; King Creosote; Elliott Smith; Windsor For The Derby; Low; Red House Painters; Sun Kil Moon; Califone; Galaxie 500; Fuck; Joy Division; The Czars; Nick Cave & The Bad Seeds; Tindersticks; Stuart A. Staples; The Czars; Elbow; Clayhill; I Can Make A Mess Like Nobody's Business; The Good Life; Bright Eyes; An Angle; Gravenhurst; Aereogramme; Mogwai; Slint; The Acid; BEAK>; Bear In Heaven; Beck; The Big Pink; Cat Power; CocoRosie; Sleaford Mods; Augustines; Ghostpoet; The National; Interpol
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