Petrels - Jörð
Denovali / Cargo
VÖ: 30.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Musik für beide Ohren
Gepriesen sei Denovali, musikalische Heimat des liebenswert Verschrobenen. Dass Oliver Barrett alias Petrels seine Musik auf dem Label veröffentlicht, ist kein Zufall. Denn das, was in den knapp 45 Minuten seines neuen Werks "Jörð" passiert, ist nicht nur schräg, sondern auch äußerst charmant. Barrett entzieht sich dabei geschickt einer konkreten Genrezuschreibung. Zwar sind meist weitläufige Soundscapes tonangebend, ein reiner Ambient-Release ist "Jörð" jedoch nicht. Dies verhindert schon der völlig aus dem Nichts kommende Black-Metal-Zwischenpart in "Waldgeist", der keinen Stein auf dem anderen lässt.
Zwei der sechs Tracks warten sogar mit konventionellen Songstrukturen auf: "Terra nullius" ist dynamischer Post-Rock, der sich zu gleichen Teilen bei Philip Glass und Tool bedient. Besonders eindrucksvoll sind hier die federleichten Bläsersätze geraten. Im über neun Minuten dauernden "The long man" verbindet Barrett hingegen Synthie-Pop der Marke Depeche Mode mit wummernden Bässen und immer schriller werdenden Flächensounds. Diese sind auch in "The last shard falls" dominierend, wobei hier kurz vor der Eskalation der Notschalter betätigt wird. Geduld braucht es dennoch, denn konventionell ist Petrels Klangästhetik nur ganz selten. Vielmehr spielt der Musiker gekonnt mit Erwartungen, indem er bewusst falsche Fährten legt.
Der Closer "Seithenyn sleeps" beweist dies in mitreißender Manier: Sanft wogen Streicher auf und ab. Dur-Akkorde erzeugen Wohlbefinden. Langsam, aber unaufhaltsam mogeln sich immer schriller werdende Misstöne in die Musik – bis schließlich nichts außer ohrenzerfetzendem Kreischen und Pfeifen übriggeblieben ist. Dekonstruktion kann bewegend klingen, wenn sie mit künstlerischem Wagemut verknüpft wird. Das ist Musik für beide Ohren,das Hirn dazwischen und den Körper darunter. Das Kunststück, auf einer Platte Chöre, Oboen, Blastbeats und Feedbackloops unterzubringen und dabei jederzeit souverän zu wirken, muss Oliver Barrett erstmal jemand nachmachen.
Highlights
- Terra nullius
- Seithenyn sleeps
Tracklist
- A little dust
- Terra nullius
- The last shard falls
- Waldgeist
- The long man
- Seithenyn sleeps
Gesamtspielzeit: 42:53 min.
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