Dakota Suite & Vampillia - The sea is never full

Karaoke Kalk / Indigo
VÖ: 23.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Trauer in Wellenform
Fukushima. Ein Ort, den seit 2011 jeder kennt. Nach der Riesenwelle kam die Reaktorkatastrophe. Die Welt hielt den Atem an. Just als sich Reaktorkerne verselbständigten, weilten Dakota Suite in Japan. Sie tourten mit Vampillia, einer mindestens zehnköpfigen einheimischen Band, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Grenzbereich zwischen Post-Rock und Neoklassik zu erkunden. Auf den Schock folgte die Besinnung: Musik sollte das Unbegreifliche ein Stück weit verständlicher machen. Die Idee für eine Zusammenarbeit im Studio war geboren. Fast fünf Jahre später erscheint nun das Ergebnis der gemeinsamen Mühen: "The sea is never full" ist weit mehr als ein neues Dakota-Suite-Album. Es ist der Versuch, ein Trauma zu überwinden.
Der Titeltrack ist in zwei Sätze unterteilt und dauert insgesamt eine Dreiviertelstunde. Zurückhaltende Geigen- und Pianoklänge eröffnen den Reigen. Die Grundstimmung der Musik ist – typisch für alles, woran Chris Hooson beteiligt ist – tief melancholisch. Langsam und bedächtig werden Motive ausgebreitet. Immer wieder mischt sich ein Schlagzeug ein, gutturale Gesänge und E-Gitarren-Tupfer ergänzen das Klangbild. Die Musik berichtet vom Ende der Dinge. Vor allem im zweiten Part steht die Zeit still. Auf einen Streicherdrone folgen elektronisch verfremdete Stimmfetzen, die schließlich von meditativen Molltönen verdrängt werden. Alben, die derart wüst und leer klingen, gibt es nicht viele. Godspeed You! Black Emperors "F# A# infinity" ist eines von ihnen. "The sea is never full" ergänzt die kurze Liste um einen neuen Eintrag.
Womit auch klar wird, dass Dakota Suite und Vampillia nicht einfach nur ihre jeweiligen Stile kombiniert haben. Das Unaussprechliche zu vertonen, ist ein ambitioniertes Unterfangen. Dessen Umsetzung gelingt durch Konsequenz und Radikalität. Wenn in "Sho¯ro¯bun / Funayu¯rei" die Röhrenverstärker knurren, stellt sich Unwohlsein ein. Die Streicher kommen nicht mehr gegen die Hoffnungslosigkeit an, aber es muss und es wird irgendwie weitergehen. Das Wasser kam, das Wasser ging, die Menschen blieben. So wie immer. Das, was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist seine Fähigkeit zur bewussten Ignoranz. Im Positiven wie im Negativen. Der Rest ist das Geräusch einer ertrinkenden Kultur.
Highlights
- The sea is never full (Part 2)
- Sho¯ro¯bun / Funayu¯rei
Tracklist
- The sea is never full (Part 1)
- The sea is never full (Part 2)
- Nagisa / Isonade
- Sho¯ro¯bun / Funayu¯rei
Gesamtspielzeit: 62:12 min.
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28240 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-09-21 20:42:15 Uhr
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Referenzen
Rivulets; Quentin Sirjacq; Erik Satie; Maurice Ravel; Nils Frahm; Claude Debussy; Jonny Greenwood; Idaho; Early Day Miners; Spokane; Barzin; The White Birch; Spain; Tram; Red House Painters; Godspeed You! Black Emperor; Bohren & Der Club Of Gore; Spacemen 3; Codeine; Bedhead; Mark Kozelek; Nadja; Merzbow; Arab Strap; Jessica Bailiff; Matt Elliott; Spiritualized; Ólafur Arnalds; Sigur Rós; Max Richter; Sébastien Tellier; Yann Tiersen; ESB; Ohia; Igor Strawinsky
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- Dakota Suite & Vampillia - The sea is never full (3 Beiträge / Letzter am 27.09.2016 - 01:53 Uhr)