Nick Waterhouse - Never twice

Innovative Leisure / Rough Trade
VÖ: 30.09.2016
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Tanzkurs für Fortgeschrittene
Was hätte der obligatorische Tanzkurs in der 10. Klasse Spaß machen können, wäre damals wenigstens gute Musik gelaufen. Schlimm war das, wie sich die herausgeputzten Mädchen resigniert von den schlaksigen Jungs auf die Füße treten ließen, beide insgeheim hoffend, dass die Schmach bald ein Ende nimmt. Und zu allem Übel lief zum Langsamen Walzer immer "Mull of Kintyre", zum Schnellen Walzer "Hijo de la luna", und zum Cha-Cha-Cha "Life is a rollercoaster", während sich das Tempo eher auf Bummelbahn-Niveau bewegte. Nick Waterhouses Musik wurde schon als vieles bezeichnet, unter anderem als R'n'B, Retro-Blues, Jazz und sogar California-Surf-Rock. Dabei ist sie vor allem eins: verdammt gute Tanzmusik.
Egal ob Jive, Rock'n'Roll, Lindy Hop oder wildes Rumgehopse, Waterhouses rauer und rhythmischer Sound macht selbst dem größten Bewegungslegastheniker Feuer unter den Fußsohlen. Und zum unaufhaltsam vor sich hin groovenden "Stanyan Street" oder zur romantischen Pianoballade "Lucky once" kann man einen allemal heißeren Cha-Cha-Cha aufs Parkett legen als zu Ronan Keating. Allerdings müsste die Session nicht in einem verspiegelten Tanzstudio stattfinden, sondern in einem verrauchten Kellergewölbe mitten in Los Angeles, in dem Dutzende Rockwipfel wild durcheinanderwirbeln und schon nach wenigen Minuten der Schweiß von der Decke tropft.
"Never twice" ist das dritte Album des Kaliforniers, der seine ersten Tonträger wortwörtlich selbst promotet hat: als Verkäufer hinter der Theke eines Plattengeschäfts. Sein neues Werk klingt mal lässig-cool wie in der Vorabsingle "It's time", mal stürmisch-wild wie im schlagzeuglastigen "Tracy". Die unwiderstehliche Anziehungskraft verdankt diese Musik sicher auch dem hochkarätigen Personal, das Nick Waterhouse für seine Tanzkapelle der Extraklasse zusammengetrommelt hat. Bob Kenmotsu spielt Flöte, Ralph Carney Saxophon, Will Blades die Hammond-Orgel – allesamt große Namen im Jazz- und Soulgeschäft. Produzent war zum wiederholten Male Michael McHugh, der auch mit den Black Lips, Ty Segall und den Allah-Las zusammenarbeitet. Mit letzteren war Waterhouse prompt auch auf Tour. Ein Duett hat Waterhouse auch mit seinem Freund Leon Brigdes aufgenommen. Der Titel des Songs lautet "Katchi", ein Begriff, der durch Bridges' indianische Wurzeln Eingang in dessen Wortschatz gefunden hat und so viel bedeutet wie "zärtliche Berührung". Noch eine Sehnsucht der verpickelten Teenager im Tanzkurs, die durch die Musik von Waterhouse gestillt werden könnte.
Highlights
- It's time
- Stanyan Street
- Tracy
Tracklist
- It's time
- I had some money
- Straight love affair
- Stanyan Street
- Old place
- Katchi (featuring Leon Bridges)
- Baby I'm in the mood for you
- Tracy
- Lucky once
- LA turnaround
Gesamtspielzeit: 38:47 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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retro |
2017-10-30 19:07:17 Uhr
seine ersten beiden alben mochte ich sehr, habe ihn 2012/2013 auch 2x live gesehen. danach etwas aus den augen vorloren...dieses album kenne ich bisher bis auf "katchi" nicht. jedenfalls der bisher wohl schwächste song von ihm - bezeichnend, dass ausgerechnet der nun im remix von ofenbach zum charts-hit wird. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28493 Registriert seit 08.01.2012 |
2016-09-14 21:16:54 Uhr
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Cab Calloway; Jack Jones; Leon Bridges; Charles Bradley; Fantastic Negrito; Eli 'Paperboy' Reed; Hanni El Khatib; Sharon Jones & The Dap-Kings; Bob Kenmotsu; Ralph Carney; Wil Blades; Ty Segall; Black Lips; Allah-Las; Thee Oh Sees; Chuck Berry; Ike Turner; Ray Charles; Aretha Franklin; Wilson Pickett; John Lee Hooker; Van Morrison; Blues Brothers; Blues Pills
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